München - Barcelona - München: So sah Bernie Ecclestones Reiseroute in den letzten Tagen aus. Aus der Glamour-Welt der Formel 1 ging es für Ecclestone zurück in das nicht besonders schmuckvolle Justizgebäude der Staatsanwaltschaft München I. Der vierte Verhandlungstag im Bestechungsprozess gegen den Formel-1-Boss stand auf dem Plan.

Wie schon an Tag drei wurde Hauptzeuge Gerhard Gribkowsky in den Zeugenstand gerufen. Nachdem der verurteilte Ex-Banker in der letzten Anhörung von Ecclestone-Angeboten in Höhe von 80 Millionen Euro sprach, hatte Richter Peter Noll die Verhandlung schnell vertagt - diese Geschichte war auch dem Gericht neu.

Gribkowsky gibt an, Ecclestone habe ihm 80 Millionen Euro angeboten. Dieses Geld hätte in Singapur transferiert werden sollen, nach Ecclestones Angaben die letzte verbliebene Finanz-Oase. Der Formel-1-Zampano habe außerdem angegeben, den Polizeichef von Singapur gekannt zu haben, so Gribkowsky. Dem Banker wäre dieses Angebot jedoch zu dubios gewesen, also lehnte er ab. Er sah Ecclestones ersten Versuch als Test. Der 83-Jährige habe damit herausfinden wollen, ob Gribkowsky zu solchen Dingen bereit gewesen wäre.

Später aber floss das Geld, soviel steht - spätestens seit der Verurteilung Gribkowskys - fest. 44 Millionen Dollar waren es, die der Banker über Umwege von Ecclestone kassierte. Der springende Punkt ist nur: Wofür hat Gribkowsky das Geld erhalten?

Die Gretchenfrage soll also der Banker beantworten. Ecclestone konkret erpresst zu haben, das bestreitet er weiterhin. Er sah die Zahlung als Bestechungsgeld. Geld dafür, die Formel-1-Anteile der Bayern LB an einen Käufer zu veräußern, der Ecclestone wohlgesonnen war - CVC. Gribkowsky, der bereits bei seiner Verhandlung ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte, gab seine Bestechlichkeit erneut zu: "Ich habe danach nicht mehr mit der gleichen Härte verhandelt und agiert."

Gribkowsky sagt bei britischen Steuerfahndern aus

Die Verteidigung stützt sich derweil weiter darauf, dass die 44 Millionen Dollar als Schweigegeldzahlung zu verstehen seien. Gribkowsky habe Ecclestone bei britischen Finanzbehörden wegen eines Treuhandfonds anschwärzen wollen.

Für den Formel-1-Boss hätte das in Großbritannien zu großen Schwierigkeiten geführt. Denn es ist heute wie damals fraglich, wer letztendlich die Kontrolle über den Bambino Trust hatte: Bernie Ecclestone selbst oder seine Exfrau Slavica Ecclestone und die beiden gemeinsamen Kinder Tamara und Petra?

Eine Frage, die Ecclestone eine Milliarde und mehr hätte kosten können. Er konnte mit den britischen Steuerbehörden einen Deal aushandeln: Für rund zehn Millionen Pfund wurden die Ermittlungen eingestellt. Doch der Münchner Prozess bring die Steuer-Geschichte wieder richtig in Rollen.

Gribkowsky soll, seinen Aussagen zufolge, nun auch von den britischen Finanzbehörden verhört worden sein. Er sollte Informationen über Ecclestone und den Bambino Trust geben.