Vor einigen Tagen sorgte die Schlagzeile, dass Sebastian Vettel für den Großen Preis von Spanien ein neues Chassis erhält, für großes Aufsehen. Viele interpretierten in den Wechsel eine Beschädigung des alten Chassis hinein, nur deshalb sei Daniel Ricciardo an den bisherigen Rennwochenenden schneller gewesen als der vierfache Weltmeister.

Ausgeschlossen ist ein Beschädigung nicht, doch der Einsatz des neuen Monocoques stand schon länger fest, wie Red Bulls Chefdesigner Rob Marshall verrät: "Ja, Sebastian erhält in Barcelona ein neues Chassis, aber das war schon vor der Saison geplant."

Ein Chassis-Wechsel ist in der Formel 1 nicht alltäglich. Zum einen sind die Überlebenszellen, wie sie auch gerne genannt werden, sehr aufwendig in der Herstellung und damit entsprechend teuer. Nur etwa fünf bis sechs werden davon pro Jahr von jedem Team hergestellt.

Schäden nicht ausgeschlossen

Die Energie bei einem Unfall wird größtenteils von Crash-Strukturen absorbiert, die an allen Seiten des Monocoques angebracht sind. Das Monocoque selbst bildet den Kern, der nahezu unkaputtbar ist. Trotzdem passiert es immer wieder, dass es Schaden nimmt.

Erst unlängst musste Ferrari den Test in Bahrain vorzeitig abbrechen, weil ein Schaden am Chassis von Fernando Alonso sichtbar wurde, den Kimi Räikkönen mit einem Sprung über die Kerbs verursacht hatte.

Das Monocoque rettete Robert Kubica 2007 in Montreal das Leben, Foto: Sutton
Das Monocoque rettete Robert Kubica 2007 in Montreal das Leben, Foto: Sutton

Das Monocoque besteht zum Großteil aus Kohlefaserverbundstoffen und ist somit anfällig für Risse. Solche Risse können - weil zumeist anfangs mikroskopisch klein - sehr schwer entdeckt werden. Erst wenn sich der Riss ausbreitet, können die Ingenieure verminderte Steifigkeit auf den Daten wahrnehmen oder den Schaden sogar sehen.

Im Normalfall sollte ein Chassis aber die gesamte Saison halten - was einigen Piloten auch ganz recht ist. "Fahrer wollen nicht immer das Chassis wechseln - sie können sich an ein bestimmtes Chassis gewöhnen und wenn sie einen guten Lauf haben, dann wollen sie damit so lange wie möglich fahren", so Marshall.

Gleichberechtigung bei der Technik

In der Theorie sollte es keine Unterschiede zwischen Chassis geben, in der Praxis sind aber minimale Abweichungen unumgänglich. Trotzdem wollen die Ingenieure zwei bis drei Exemplare pro Saison pro Fahrer einsetzen. Marshall erklärt: "Damit wir die anderen Chassis in der Fabrik mit unterschiedlichen Testmethoden überprüfen können."

Vettel und Ricciardo erhalten gleiches Material, Foto: Sutton
Vettel und Ricciardo erhalten gleiches Material, Foto: Sutton

Haarrisse können beispielsweise mit Ultraschall-Untersuchungen oder fluoreszierender Farbe entdeckt werden. Solche Untersuchungen sind allerdings sehr aufwendig und an der Strecke nur schwer durchführbar.

Der nächste Chassis-Wechsel bei Red Bull ist übrigens ebenfalls schon geplant. Daniel Ricciardo soll um das Rennen in Großbritannien herum ein Neues erhalten. Kritikern, die Red Bull ungleiche Behandlung vorwerfen, nimmt Marshall gleich den Wind aus den Segeln: "Das gesamte Bodywork wird identisch sein."