Vier Rennen ist die Formel-1-Saison mittlerweile alt und so recht haben sich noch immer nicht alle Beteiligten mit dem neuen Regelwerk angefreundet. Während zumeist der schwachbrüstige Sound der Motoren für Kritik sorgt, sieht Alex Zanardi, der selbst 41 Grands Prix bestritt, das Problem der Königsklasse viel umfassender.

"Ich bin ein großer Fan und selbst wenn die Situation nicht so gut ist, wie ich sie mir wünschen würde, werde ich mir den Wecker für den Japan GP stellen, auch wenn die Meisterschaft bereits entschieden sein sollte", erklärte der Italiener, der die letzten Rennen zwar als großartig empfand, aber anmerkte: "Was die Fans wollen, ist Sport."

Fahrer sollten im Mittelpunkt stehen

Der 47-Jährige kann nicht nachvollziehen, weshalb ein neues technisches Reglement eingeführt wurde, das niemand gefordert habe. "Es stimmt, dass die Formel für die Hersteller da sein muss, um neue Lösungen für ihre Straßenautos zu finden, aber das ist nicht das primäre Ziel, denn die Formel 1 ist ein Sport", führte Zanardi aus. "Das primäre Ziel sollte sein, den Fahrern die Möglichkeit geben, sich zu messen, um den Fans eine Show zu bieten."

Zanardi weiter: "Wenn jemand einen anderen überholt, weil er einen Knopf drückt, der Energie freisetzt, die irgendwo zwischen einer Batterie und einem Elektromotor versteckt ist, ist das schwer zu verstehen. Wenn ich auf der Tribüne sitze, möchte ich sehen, wie jemand später bremst, ein bisschen driftet und dann überholt."

Der nunmehrige Sportwagen-Pilot - Zanardi startet für BMW in der Blancpain Series - ist davon überzeugt, dass die Verantwortlichen der Formel 1 die Regeländerungen rückgängig machen würden, wären sie dazu wie von Zauberhand in der Lage. "All diese neuen Dinge haben es - außer für Mercedes - viel komplizierter gemacht", meinte er. Da die Hersteller jedoch bereits viel Geld in die neuen Technologien investierten, werde die Formel 1 mittelfristig am neuen Regulativ festhalten.

Vorbild IndyCar?

Alex Zanardi schwärmt von der IndyCar Series, Foto: Sutton
Alex Zanardi schwärmt von der IndyCar Series, Foto: Sutton

Obwohl Sebastian Vettel die Formel 1 im Vorjahr nach Belieben dominierte, empfand Zanardi 2013 dennoch als gute Saison, denn Red Bull habe sich den Vorsprung ehrlich erarbeitet und nicht betrogen. "Jetzt gibt es viele Autos, die nicht performen, was nicht an den Fahrern und den Mechanikern liegt, sondern am Computer", klagte er. "Das riecht nicht nach Öl oder dem Abrieb der Reifen. Das klingt nicht wie Racing und Motorsport."

Gerne denkt Zanardi an seine Zeit in den USA zurück, wo er in der IndyCar Series in den 90er-Jahren seine größten Erfolge feierte. Besonders gefiel ihm der Umstand, dass die Autos technisch identisch waren und die kleineren Rennställe von den Herstellern fertige Boliden erwerben konnten. "Man konnte sich das richtige Equipment besorgen und erfolgreich sein, wenn man einen guten Fahrer hatte", blickte er zurück.

Dieser Weg der Kundenautos wäre laut dem 47-Jährigen auch der richtige für die Formel 1. "In der Formel 1 wollen sie es nicht erlauben, das Auto komplett zu verkaufen, aber das ist ein Fehler", erklärte Zanardi. "Ein Team wie Ferrari sollte das Chassis genau so wie den Motor verkaufen dürfen. Die Teams könnten damit so viel Geld sparen, weil sie nicht ein komplettes Auto bauen müssten."