Nach dem Großen Preis von Bahrain steht nun China auf dem Programm. Vor zwei Wochen fuhr Mercedes die Konkurrenz noch in Grund und Boden - auf dem Shanghai International Circuit scheint der Abstand nicht mehr ganz so groß. Doch Mercedes fährt am Freitag oftmals mit angezogener Handbremse. Aber wie sehen die Longruns aus? Die Reifen halten bei weitem nicht so gut, wie vor der Saison angenommen. Motorsport-Magazin.com analysiert den Freitag in Shanghai.

Hamilton ohne ordentlichen Longrun

Die Strecke in Shanghai macht eine Longrun-Analyse nicht ganz leicht. Weil die Rundenzeiten im Bereich von über 1:40 Minuten liegen, ist die Rundenanzahl bei Longruns eher gering. Nico Rosberg fuhr auf seinem Run mit den weichen Reifen zehn gezeitete Runden, in seinem letzten Umlauf hatten die Pneus 17 Runden auf dem Buckel. Dabei begann der Mercedes-Pilot im mittleren 42er Bereich und beendete seinen Run im mittleren 44er Bereich.

Das passt zu den Pirelli-Daten: Der Reifenhersteller rechnet damit, dass der weichere Reifen rund 0,3 Sekunden pro Runde abbaut. Gleichzeitig werden die Autos pro Umlauf knapp 1,8 Kilogramm leichter, nach zehn Runden sind es entsprechend 18 Kilogramm. Rechnet man Gewicht mit den abbauenden Reifen gegen, ergibt sich annähernd der Abfall wie bei Nico Rosberg.

Weil Lewis Hamilton keinen konstanten Longrun fuhr, fällt der Teamkollege als Vergleich weg. Als erster Verfolger erwies sich aber Daniel Ricciardo, der mit dem längsten Run aller Piloten auf sich aufmerksam machte. 17 gezeitete Runden fuhr der Australier am Stück, erst nach 23 Runden war sein Satz Reifen hinüber.

Auffällig: Ricciardo beginnt seinen Run mit 43,5er Zeiten zwar deutlich langsamer als Rosberg, lässt aber von Runde zu Runde weniger Zeit liegen. Trotz sieben Runden älterer Reifen beendet der Red-Bull-Pilot seinen Lauf in ähnlichen Zeitenregionen wie Rosberg. "Unser Longrun sah wirklich gut aus und wir haben mehr Runden geschafft, als wir zuvor dachten", zeigte sich Ricciardo selbst zufrieden.

Vettel mit Problemen

Sebastian Vettel hingegen kam weniger gut zurecht. Seine Reifen bauten deutlich schneller ab als jene seines Teamkollegen. Nach neun Runden bewegte sich der Weltmeister nur mehr im Bereich von 1:46 Minuten. Das kann mit dem Setup zusammenhängen, könnte aber auch mit dem Fahrstil zu tun haben. Gerade bei solch niedrigen Temperaturen, wie sie die Piloten zum China-Auftakt vorfanden, ist es schwierig, die Reifen im optimalen Temperaturfenster zu halten.

Bei den Verfolgen macht einmal mehr Williams einen guten Eindruck. Der Traditionsrennstall splittete die Strategien zwischen Felipe Massa und Valtteri Bottas. Massa fuhr auf den weicheren Reifen, Bottas auf Medium. Allerdings darf das Rennen in Bahrain nicht vergessen werden: Williams benötigte einen Boxenstopp mehr als die Konkurrenz. Bahrain jedoch ist vor allem für die Hinterreifen eine Tortur, Shanghai fordert den vorderen linken Pneu.

Nach den Ergebnissen der Freien Trainings haben auch viele Ferrari wieder auf dem Zettel. Fernando Alonso begann seinen Run stark. Doch nach etwa sechs Runden ließ die Pace des F14 T erheblich nach. Dennoch sieht der rote Bolide stärker aus, als bei den vorangegangenen Rennen.

Dank der gesplitteten Strategien bei Williams lassen sich gut Vergleiche zwischen den beiden Reifenmischungen anstellen. Dabei zeigt sich ein klares Bild: Die ersten zwei Runden über ist der weiche Reifen deutlich schneller, Pirelli rechnet sogar mit 1,4 bis 1,8 Sekunden Differenz. Danach trennen die beiden Compounds aber nicht mehr viel. Die Lebensdauer soll bei 20, respektive 25 Runden liegen.

Der Williams ist nur auf weichen Reifen stark, Foto: Sutton
Der Williams ist nur auf weichen Reifen stark, Foto: Sutton

Während Sebastian Vettel auf dem Soft-Reifen deutliche Defizite hatte, waren seine Zeiten auf dem Medium-Reifen konkurrenzfähiger. Allerdings fuhren Vettel und Rosberg nur jeweils acht repräsentative Runden auf den Mediums. Valtteri Bottas war der einzige Pilot, der eine längere Distanz auf dieser Reifenmischung zurücklegte.

Hier muss der Williams klar federn lassen: Rund eine Sekunde fehlten dem Finnen auf die Zeiten von Vettel, auf Rosberg noch etwas mehr. Das könnte mit den kühlen Temperaturen und dem Downforce-Defizit zu tun haben: Weil der FW36 wohl im Verhältnis zu wenig Abtrieb generiert, könnte er bei den niedrigen Temperaturen Schwierigkeiten haben, die erforderlichen Kurvengeschwindigkeiten zu generieren, um den Reifen auf die richtige Betriebstemperatur zu bekommen.