Gemischte Gefühle für Lotus nach dem Trainingsfreitag zum dritten Rennen der Formel-1-Saison 2014 in Bahrain. Zwar erlebte der zuletzt arg gebeutelte Rennstall mit insgesamt 103 Runden nach lediglich 14 Umläufen am Freitag in Australien und deren 20 beim zweiten Lauf in Singapur bis dato den mit Abstand effektivsten Trainingstag; allerdings ließen die Rundenzeiten von Pastor Maldonado und Romain Grosjean einiges zu wünschen übrig. Mit Bestzeiten von 1:37.259 Minuten respektive 1:37.599 Minuten für ihre schnellsten Umläufe landeten die Piloten lediglich auf den Tagesrängen 17 und 18.

Umso bitterer liest sich das Ergebnis jedoch bei einem Blick auf die dazugehörigen Namen der Zeitenliste. Lediglich die beiden Marussias und Caterhams liegen noch hinter Lotus zurück - der zuletzt ebenfalls abgeschlagene Sauber-Rennstall platzierte sich gar mit beiden Boliden vor den Gold-Schwarzen. Nach Rang elf von Romain Grosjean in Malaysia hatte Lotus den Run auf die Punkteränge offiziell eröffnet, allerdings scheint dieses Vorhaben nach aktuellem Stand der Dinge für dieses Rennen noch recht utopisch.

Maldonado zufrieden aber wenig optimistisch

"Ich hoffe, wir können uns vor den Sauber platzieren und mit etwas Glück vielleicht in die Punkte fahren", gibt Maldonado die verhaltene Marschroute für das restliche Wochenende vor. So stimme ihn zwar zuversichtlich, dass der Fokus am Freitag eher auf dem Sammeln von Daten als auf Steigerung der Performance des E22 lag. Jedoch ist auch dem Venezolaner bewusst, dass große Schritte an den nächsten beiden Tagen wohl kaum zu erwarten sind: "Wir haben nirgendswo zurückgehalten und sind in beiden Trainings mit voller Leistung gefahren. Wir sind keinesfalls, wo wir sein wollen und definitiv zu langsam."

Da das Team derzeit eklatanten Entwicklungsrückstand hat, muss reguläre Testarbeit quasi 'nebenbei' an den Rennwochenenden passieren. "In Sachen Datensammeln war der Tag auf jeden Fall sehr positiv", findet Maldonado. "Wir haben wichtige Aerotests durchgeführt und können anhand der Daten sicher morgen schnell ein gutes Setup finden, auch wenn wir das heute vernachlässigt haben." Nach einem heftigen Sprung über die Kerbs am Ausgang der schwierigen vierten Kurve verlor Maldonado rund eine viertel Stunde, als gebrochene Teile an der Front des E22 einer Reparatur bedurften.

Das Break-by-Wire-System ist nur eins der vielen Probleme des E22, Foto: Sutton
Das Break-by-Wire-System ist nur eins der vielen Probleme des E22, Foto: Sutton

"Das ist unglücklich gelaufen und war wohl meine Schuld. Ich muss diese Stelle am restlichen Wochenende vermeiden. Ansonsten lief das Auto aber wirklich gut, was bisher ja immer ein großes Problem war", konstatiert der Venezolaner, der jedoch vor allem in Sachen Reifen Probleme während des Rennens erwartet. "Wenn die Temperatur nach Sonnenuntergang deutlich abnimmt, hat das einen großen Effekt auf die Reifen, denn sie kühlen extrem ab. Man muss dann quasi früher vom Gas gehen, denn die späten und harten Bremsmanöver vor den Kurven sind dann nicht mehr ohne weiteres möglich."

Grosjean frustriert über Fehlzündungen und Leistung

Teamkollege Romain Grosjean sieht wie auch Maldonado noch viel Arbeit auf Lotus zukommen. Trotz insgesamt 47 Trainingsrunden frustrierte den Franzosen nicht nur die mangelnde Pace seines E22-Boliden, sondern zudem ein kleines Problem mit Fehlzündungen des Motors, das seiner Ansicht nach ein besseres zweites Training verhinderte. "Im Großen und Ganzen lief der Tag natürlich okay und wir haben immerhin viele wichtige Daten gesammelt. Jedoch sind wir momentan einfach noch zu langsam. Da war es natürlich frustrierend, mit einem derartigen Problem noch mehr an Zeit und Performance zu verlieren."

Für den Samstag hat Grosjean die Hoffnung jedoch keinesfalls aufgegeben, deutliche Fortschritte zu machen: "Ich bin überzeugt davon, dass wir uns schon heute ohne die Fehlzündungen am Motor noch deutlich hätten steigern können, aber ich sehe keinen Grund, warum uns das Morgen nicht gelingen sollte." Dennoch ist der Franzose über den deutlichen Rückstand von knapp drei Sekunden zur Spitze verwirrt: "Natürlich hat Mercedes einen Vorteil, aber derart gravierend hätte ich ihn nicht erwartet. Im Windtunnel sieht das Auto immer super aus und auf der Strecke läuft dann deutlich weniger."

Als Renault-Motorenkunde wolle Grosjean sein Team zwar nicht mir Red Bull gleichsetzen, der Rückstand auf deren kleine Schwester Toro Rosso stößt ihm jedoch sauer auf. "In Sachen Zuverlässigkeit haben wir uns gesteigert, aber die Fahrbarkeit des E22 ist nicht annähernd da, wo sie sein sollte. Und von der Performance her kann es nicht sein, dass wir nicht einmal wirklich mit den Toro Rossos kämpfen können. Wir müssen uns in allen Bereichen steigern, vor allem aber bezüglich des Bremssystems und der Downforce auf der Hinterachse."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Wie ein jeder Formel-1-Fan aus Erfahrung weiß, ist es bisweilen schwierig, anhand der Freitags-Resultate definitive Schlüsse für den Rest des Wochenendes zu ziehen. Die wenig optimistisch klingenden Worte der Piloten weisen jedoch sicher darauf hin, dass zumindest keine Wunder des Teams aus Enstone zu erwarten sind. Sich das Ziel zu stecken, vor den Saubers zu landen oder endlich mit den Toro Rossos zu kämpfen, kommt aus meiner Sicht einer klaren Kapitulation gleich. Punkte scheinen zu Zeiten der momentan noch nicht maximierten Standfestigkeit der Boliden zwar für die meisten Teams möglich, die schwache Performance der E22 am Freitag macht jedoch wenig Hoffnung auf die ersten Zähler der neuen Saison. (Samy Abdel Aal).