Die Formel 1 ist mit einem klasse Auftakt in die neue Ära gestartet. Zwar war Nico Rosbergs Sieg nie gefährdet, doch dahinter gab es viel Action. Und auch bei Rosberg gab es bei genauerem Hinsehen mehr, als nur einen überlegenen Sieg zu bestaunen. Der Mercedes gab eine erste Kostprobe davon, wie die neue Formel 1 funktioniert. Motorsport-Magazin.com hat das Rennen im Albert Park analysiert.

Abstandsverlauf

Von Anfang an ging Mercedes als Top-Favorit ins Wochenende. Nach den Trainings und dem Qualifying bestätigte sich das Bild. Zwar fiel Hamilton früh aus, doch auch Rosberg alleine ist ein guter Indikator dafür, was der Mercedes kann. Nachdem der Mercedes-Pilot schon am Start die Führung übernommen hatte, baute er den Vorsprung in den Runden bis zum Safety-Car konstant aus.

7,7 Sekunden fuhr er bis Runde 11 heraus. Nach dem Restart ging es noch beeindruckender weiter. Nur von einigen Überrundungen eingebremst baute er den Vorsprung zwischen Runde 17 und 35 auf 18 Sekunden aus. Das entspricht im Schnitt einer Sekunde pro Runde. Dabei darf sich die Frage gestellt werden, wieso Rosberg so weit davonzog - schließlich gab es einige unbekannte Parameter wie Benzinverbrauch oder Reifenverschleiß.

Rosberg klagte über Graining, Foto: Sutton
Rosberg klagte über Graining, Foto: Sutton

Rosberg beschwerte sich schon früh über Graining auf der Vorderachse. Vermutlich wollte Mercedes einen Vorsprung herausfahren, so dass im Zweifel auch ein Boxenstopp mehr als bei der Konkurrenz zum Sieg gereicht hätte.

Denn nach dem zweiten Boxenstopp ging es Rosberg eher gemächlich an, fuhr 'nur' noch eine halbe Sekunde schneller als Ricciardo. Allerdings muss auch bedacht werden, dass beide Piloten erstmals im Rennen die Medium-Reifen aufzogen und der Mercedes darauf im Verhältnis vielleicht nicht ganz so dominant war.

Geschwindigkeitsverlauf

Besonders interessant war beim ersten Rennen jedoch nicht nur der Abstandverlauf, sondern vor allem der Rundenzeitenverlauf. Vom 'Einteilen' des Rennens bezüglich des Benzinverbrauchs war im Vorfeld oft die Rede. Würde ein Pilot vielleicht schnell beginnen und dafür am Ende den Preis zahlen müssen?

Das Safety-Car brachte die Strategie etwas durcheinander, Foto: Sutton
Das Safety-Car brachte die Strategie etwas durcheinander, Foto: Sutton

In der simplen Theorie ist es am sinnvollsten, gleichmäßig schnell zu fahren. Abbauende Reifen, leichter werdendes Auto, Verkehr und Safety-Car haben jedoch einen gravierenden Einfluss auf die taktische Auslegung. Dass Rosberg das gesamte Rennen über unangefochten führte, machte die Aufgabe für Mercedes deutlich leichter, nur er konnte seine Pace selbst bestimmen.

Und der Verlauf ist sehr aufschlussreich und macht den Unterschied zum Vorjahr deutlich: Bei Rosberg lässt sich kein allgemeiner Trend über den Rennverlauf erkennen. Im vergangenen Jahr fielen die Zeiten gegen Rennende rapide - sofern sich die Piloten noch neue Reifen holten. Rosberg drehte seine schnellste Rennrunde in Runde 19.

Nicht zufällig genau zu jenem Zeitpunkt, als er den Abstand nach der Safety-Car-Phase auf Ricciardo wieder vergrößern musste. Zudem hatten die Piloten hinter Bernd Mayländer Benzin gespart und konnten beim Restart verhältnismäßig etwas verschwenderischer damit umgehen. Aber selbst mit 60 Kilogramm leichterem Auto unterbot Rosberg die Zeit aus Runde 19 nicht mehr.

Auch die Konkurrenz teilte sich das Rennen ähnlich ein, taktische Unterschiede gab es nur wenige. Das verdeutlicht unsere Grafik, in der die Rundenzeiten der verschiedenen Piloten annährend parallel verlaufen. Auch wenn einige Piloten ihre schnellste Rennrunde noch am Ende setzten: Der Unterschied zu den Rundenzeiten mit vollgetankten Autos ist deutlich geringer als früher. Das hängt zum einen mit Benzinsparen, zum anderen mit dem generell niedrigen Startgewicht zusammen.

Unterschied bei Red Bull und McLaren

Einen taktischen Unterschied an der Spitze konnten wir aber doch ausmachen, nämlich zwischen Daniel Ricciardo und Kevin Magnussen. Während der Australier dem Rookie im Mercedes in den ersten zwei Renndritteln konstant Zeit abnehmen konnte, musste er gegen Ende des Rennens federn lassen. Zwischen Runde 33 und 39 verkleinerte der Däne den Rückstand von 7,1 auf 1,1 Sekunden. Red Bull gab zu, gegen Rennende Benzin gespart zu haben, Magnussen fuhr in Runde 39 seine schnellste Rennrunde.