Die ersten Schrecken in Australien sind überwunden. In den Trainings am Freitag konnten die meisten Autos ohne eklatante Motorenprobleme fahren. Das befürchtete Auslassen des 3. Trainings aus Angst, das Qualifying wegen Reparaturen zu verpassen, fiel ebenfalls flach. Großflächiges Scheitern an der 107-Prozent-Hürde im Qualifying? Fehlanzeige. Doch die neue Formel 1 wäre nicht die neue Formel 1, wenn es nicht schon weitere Befürchtungen gäbe.

Nächster Stolperstein in Melbourne: 17:00 Uhr nachmittags Ortszeit, grüne Ampeln, Start. Kommen alle Boliden vom Fleck? Gibt es Auffahrunfälle oder das große Chaos auf dem Weg in die enge Kurve 1? Fakt ist: Die Startprozedur wird anders als zu V8-Zeiten, wegen des hohen Drehmoments der Turbos kommt es leicht zu durchdrehenden Rädern und ein Gefühl für die Power aus dem Stand heraus muss sich noch einstellen.

Herausforderung: Start

"Die Startphase mit den neuen Motoren wird schon eine Herausforderung", sagte Nico Rosberg, der das Rennen von Startplatz drei in Angriff nimmt. "Das ist ein Lernprozess. Ich hoffe, dass die Gegner in diesem Punkt nicht so optimiert sind wie wir und wir dadurch eine bessere Chance haben." Rosbergs Plan für das erste Rennen der neuen Saison: Vordermann Daniel Ricciardo so schnell wie möglich überholen und zu Mercedes-Kollege und Pole-Setter Lewis Hamilton aufschließen.

Mercedes hat Starts geübt - gut für Pole-Mann Hamilton, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes hat Starts geübt - gut für Pole-Mann Hamilton, Foto: Mercedes-Benz

Die Silberpfeile waren allerdings nicht die einzigen, die während der Winter-Testfahrten fleißig Starts am Ausgang der Boxengasse geübt haben. Motorsport-Magazin.com war in Jerez und Bahrain vor Ort und beobachtete durch das Feld weg immer wieder Startübungen. Dabei fiel auf, dass die Fahrer keine allzu großen Probleme hatten, sauber durchzustarten. Der gefürchtete, übermäßige Wheelspin war nur selten zu sehen.

Start regelmäßig geübt

"Wir haben den Start bei den Wintertests und auch hier in den Trainings regelmäßig geübt", bestätigte Nico Hülkenberg. "Man muss ein bisschen vorsichtiger sein und mehr Geduld haben. Der Weg, bis man Vollgas geben kann, fühlt sich deutlich länger an als im vergangenen Jahr, weil wir weniger Abtrieb haben." Schon am Donnerstag vor dem ersten gefahrenen Kilometer im Albert Park gab es jedoch große Bedenken. "Mir wurde zugetragen, dass einige Autos bislang noch keinen einzigen Startversuch absolviert haben", sagte FIA-Renndirektor Charlie Whiting.

Unwahrscheinlich, dass ein Fahrer wegen seiner Fähigkeiten in Schwierigkeiten gerät - auch ein Turbo-Auto ist immer noch ein Formel-1-Auto, wenn auch jetzt mit neuen Anforderungen. "Das Startprozedere ist relativ ähnlich, man spürt nur mehr Power", sagte Lewis Hamilton. Was aber, wenn die Technik streikt und der Fahrer nur hoffen kann, dass ihm der Hintermann nicht ins Heck rasselt?

Gefahr: Motor abgewürgt

"Die gefährlichsten Situationen entstehen, wenn ein Fahrer seinen Motor am Start abwürgt. Ich werde die Start-Marshals beim Briefing noch einmal extra darauf hinweisen", versicherte Whiting. In diesem Fall sei es möglich, eine weitere Einführungsrunde fahren zu lassen und es dann auf ein Neues zu probieren.

Das schützt allerdings nicht vor einem plötzlichen Aussetzer, wenn die Autos in der Startaufstellung nur wenige Meter voneinander entfernt stehen. Hülkenberg wollte sich nicht verunsichern lassen und antwortete pragmatisch: "Es kann alles passieren, man muss einfach schauen. Es ist mir wurscht was die anderen machen, so lange ich gut wegekomme." Direkt vor dem Force-India-Piloten startet Jean-Eric Vergne von P6 - und wird sich das gleiche denken.