Droht Marussia in Melbourne ein Debakel? Nach äußerst mauen Testfahrten stehen über dem Saisonauftakt des russischen Rennstalls mehr Fragezeichen denn je. In Sachen Geschwindigkeit und Performance liegt das Team trotz des Ferrari-Motors im Heck weit abgeschlagen, die Standfestigkeit des Boliden wurde erst bei den letzten Tests in Bahrain in den Bereich des Annehmbaren verbessert. Die Tatsache, dass Marussia insgesamt weniger Kilometer zustande bekam als das krisengeschüttelte Red Bull, zudem an den 107%-Zeitgrenze im Qualifying scheitern könnte, macht insgesamt jedoch wenig Hoffnung.

Die Liste der Probleme und Defekte während der Probephase vor der Saison ist hingegen lang und beeindruckend. Aufgrund technischer Mängel verpassten Jules Bianchi und Max Chilton die ersten beiden Testtage in Jerez. An den restlichen beiden Tagen sowie bei beiden Bahrain-Auftritten suchten den Hinterbänkler-Rennstall Schwierigkeiten mit der neuen Power Unit, Probleme bei der IT-Konfiguration, ein Trojaner-artiger Virus, Defekte beim Benzin-System sowie Ausfälle im elektrischen System heim.

Trotz der mangelnden Konkurrenzfähigkeit gibt sich Teamchef John Booth positiv: "Wir fahren vorsichtig optimistisch nach Melbourne, denn dank der letzten Tests haben wir doch einen großen Fortschritt in Richtung Rennperformance und Zuverlässigkeit gemacht." Jedoch ist sich Booth bewusst, dass der Härtetest eines Grand Prixs sein Team noch einmal vor ganz neue Herausforderungen stellt. Marussias Saisonziel des ersten WM-Punkts scheint momentan allerdings außer Reichweite.

Marussia: Marussia Bilanz

Marussia in Melbourne: Wie auch auf allen anderen Strecken, blieb Marussia im Albert Park bisher ohne Punkte. Für die besten Resultate sorgten 2011 und 2012 Jerome D'Ambrosio und Timo Glock, die jeweils den 14. Platz erreichten.

Jules Bianchi in Melbourne: Zwar kam der Franzose in der Vorsaison nicht über den 15. Platz hinaus, doch Bianchi wurde ob seiner tollen Vorstellung mit Lob nur so überschüttet. Dem Marussia-Piloten war es in seinem ersten Formel-1-Rennen als einzigem Vertreter eines Hinterbänklerteams gelungen, nur eine Runde Rückstand auf Rennsieger Kimi Räikkönen aufzuweisen.

Max Chilton in Melbourne: Auch der Brite debütierte im Vorjahr in Melbourne in der Königsklasse. Gegen seinen Teamkollegen hatte er jedoch keine Chance und wurde als 17. abgewinkt.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Marussia scheint nicht in der Lage, den guten Saisonstart 2013 wiederholen zu können. Der Rückstand, den das Team bei den Testfahrten in allen Belangen offenbarte, könnte dafür sorgen, dass Marussia sogar vom Start weg die 'rote Laterne' im Feld innehat. Von Punkten oder gar dem Anschluss ans Mittelfeld zu träumen scheint derzeit wahrlich utopisch. Sogar im Duell gegen Erzrivale Caterham scheinen zumindest die ersten Runden bereits verloren. Marussia braucht ein Wunder und eine eklatante Steigerung, um einen Katastrophenstart abzuwenden (Samy Abdel Aal).