Mit Renaults Motorenchef Remi Taffin möchte wahrscheinlich derzeit niemand tauschen. Das Test-Debakel hat ein selten gesehenes Medienecho ausgelöst, derzeit bleibt den Franzosen nichts anderes übrig, als die Wogen irgendwie zu glätten. Die Pleiteserien von Lotus und Red Bull wurden blitzschnell auf Renault geschoben - dass Caterham mit Renault-Aggregaten beim letzten Test 297 Runden abspulte, ging dabei ziemlich unter. Die Frage stellt sich von selbst: Geht Renault als Motorenlieferant den falschen Weg?

Red Bull und Renault: Zusammen und doch getrennt, Foto: Sutton
Red Bull und Renault: Zusammen und doch getrennt, Foto: Sutton

Vier Jahre lang haben Renault-Motoren die Formel 1 dominiert, doch viel haben die Franzosen davon nicht gehabt. Red Bull, Sebastian Vettel, Adrian Newey und Christian Horner nahmen den Ruhm entgegen. Bereits Anfang 2013 platzte dem damaligen operativen Renault-Leiter, dem heutigen PSA-Chef Carlos Tavares, der Kragen: "Wir sind Weltmeister! Wir sind aufgrunddessen in der Lage, den Teams unsere Motoren zu verkaufen, aber wir bekommen nicht ausreichend Anerkennung dafür. Wir sind darüber sehr frustriert, immerhin haben wir Ferrari und Mercedes geschlagen."

Zulieferer bleiben blass

Mangelnde Anerkennung für Erfolge, prasselnde Kritik bei Misserfolgen - das perfekte Rezept für ein PR-Desaster. Hat es Renault einfach nicht richtig verstanden, die Erfolge der Vergangenheit richtig zu verkaufen? Das wäre möglich, doch wahrscheinlicher ist es, dass der Grund eher in Renaults Herangehensweise an die Formel 1 zu suchen ist. Zulieferer fristen im Motorsport ein undankbares Dasein. Namen wie Mahle, Enkei, Akebono oder Kemppi sind in der Regel nur Insidern bekannt. Ans Licht der Öffentlichkeit kommen sie erst, wenn etwas nicht richtig läuft - und dann richtig.

Remi Taffin ist ein gefragter Mann, Foto: Sutton
Remi Taffin ist ein gefragter Mann, Foto: Sutton

Motorenlieferanten - oder auf neudeutsch: Power Unit Suppliers - haben es in der Regel noch etwas leichter, weil die Öffentlichkeit mit ihren Namen wenigstens etwas anfangen kann. Doch Renault hat aus vier Weltmeistertiteln nicht sonderlich viel gemacht und steht nun plötzlich als Buhmann da. Spätestens jetzt muss das Renault-Experiment, die horrenden Kosten eines eigenen Formel-1-Teams zu umgehen und sich auf die Motorenlieferung zu beschränken, aus PR-Sicht als gescheitert betrachtet werden. Sebastian Vettel holte seine Titel wegen Red Bull und seinem Fahrtalent, aber sollte er ihn 2014 verpassen, wird es an Renault liegen. So wird es die Öffentlichkeit wahrnehmen.

Dieses tragische Beispiel zeigt: Als reiner Motorenlieferant lassen sich Erfolge nicht verkaufen. Nur über ein Werksengagement kann man die Lorbeeren für einen Titel wirklich einfahren. McLaren-Honda, Williams-Renault, McLaren-Mercedes. Diese Titel bleiben in Erinnerung. Der Versuch, wenig (Geld) reinzustecken, um viel (Ruhm) zu ernten hat für Renault nie wirklich geklappt, selbst die PR-Offensive zum Ende der V8-Ära konnte da nicht viel ändern. Der Großkonzern aus Boulogne-Billancourt wird als Werksteam zurückkehren müssen, wenn er wirklich einen angemessenen Lohn für die investierte Arbeit ernten will.