Nach einer Saison der verpassten Chancen und einem enttäuschenden achten Rang bei den Konstrukteuren ist die Marschroute bei Toro Rosso klar: "Wir müssen besser sein als letztes Jahr, wir müssen wieder einen Schritt nach vorne machen", fordert Teamchef Franz Tost. "Wir haben uns in verschiedenen Bereichen - vor allem dem technischen - stärker aufgestellt. Es wird noch etwas dauern, bis wir die Auswirkungen sehen können, aber am Ende der Saison müssen wir besser sein als letztes Jahr." Xevi Pujolar, Jean-Eric Vergnes neuer Renningenieur, fügt hinzu: "Wir werden nicht mit Red Bull konkurrieren, aber im Mittelfeld wollen wir die Besten sein."

Toro Rosso hat sich stärker aufgestellt., Foto: Sutton
Toro Rosso hat sich stärker aufgestellt., Foto: Sutton

Das Team: Pujolar wechselte von Williams zum Team und ersetzte Phil Charles, der innerhalb des Teams befördert wurde. Neu ist an der Seite von Vergne auch Fitnesstrainer Juuso, nachdem Antti Kontsas zu Weltmeister Sebastian Vettel wechselte. Eine weitaus größere Personalie steht Toro Rosso Gerüchten zu Folge noch ins Haus: Chefdesigner Luca Furbatto soll sich auf dem Sprung befinden.

2014 wird aufgrund des recht geringen Budgets von Toro Rosso eine besondere Herausforderung, denn wie Tost immer wieder betonte, ist es für Teams mit nicht allzu großen finanziellen Mitteln schwierig, schnell auf Probleme zu reagieren. "Wenn ein Team feststellt, dass es in irgendeine falsche Richtung entwickelt hat, und dann eine Neuentwicklung starten will, braucht es einerseits die finanziellen Mittel und andererseits die Manpower dazu", betont er. Ein wichtiger Teil Manpower kommt Toro Rosso offenbar gerade abhanden, und was die finanziellen Mittel angeht - who knows?

Team - Note: befriedigend

So sieht der STR9 nach der Nasen-OP aus., Foto: Sutton
So sieht der STR9 nach der Nasen-OP aus., Foto: Sutton

Das Auto: Mit einem weißen Blatt Papier begann der Entwurf des Boliden, den Toro Rosso einen Tag vor Beginn der Testfahrten in Jerez vorstellte. Die Designer gingen auf Nummer sicher, haben jedoch auch Optionen in petto, mit denen sie auf Risiko gehen können, hieß es beim Launch. "Die gute Nachricht ist, dass ich nichts an unserem Auto sehe, das mir sagt, dass wir es total falsch gemacht haben", sagt Tost lachend. "Und das bedeutet in diesen Tagen eine Menge."

Beim ersten Blick auf die Nase des STR9 hat er sich dann allerdings doch erschreckt. Bei einer Umfrage unter Motorsport-Magazin.com-Usern, welches Auto das schönste ist, erhielt der Entwurf keine einzige Stimme. Bei der Wahl des hässlichsten Autos waren es allerdings nur drei Prozent. Ganz so schlimm scheint es für die Fans also nicht zu sein und Toro Rosso präsentierte bei den zweiten Testfahrten in Bahrain auch schon eine upgedatete Version der Nase, durch die mehr Luft unter den Boliden gelangen soll.

Auto - Note: gut

Der STR9 ließ sich oftmals lieber kutschieren als selbst zu fahren., Foto: Sutton
Der STR9 ließ sich oftmals lieber kutschieren als selbst zu fahren., Foto: Sutton

Die Zuverlässigkeit: Mit dem Thema Kühlung hat Toro Rosso etwas weniger Probleme als Schwesterteam Red Bull, da die Seitenkästen am STR9 etwas größer sind und es zudem unter der Überrollstruktur über dem Kopf des Fahrers einen größeren Lufteinlass gibt. Dafür kämpfte das Team genauso mit dem Renault-Antrieb. Hinzukamen elektrische und Software-Probleme, die viel Zeit kosteten.

Es soll sich laut Tost jedoch in erster Linie um Kommunikationsprobleme der Systeme im Auto handeln. "Wir werden diese 'Sprachlosigkeit' lösen und dann garantiere ich, dass wir in drei Wochen eine fantastische Power Unit haben und dann ist die Formel 1 wieder einmal weit vor anderen Rennserien", versichert er der offiziellen Webseite der Formel 1.

In der Kilometerbilanz aller Testfahrten liegt Toro Rosso zwar nur auf Rang acht, ließ aber unter anderem Red Bull hinter sich. Beim zweiten Bahrain-Text drehten die Toro-Rosso-Piloten gar genauso viele Runden wie ihre Kollegen bei Mercedes-Team McLaren.

Zuverlässigkeit - Note: ausreichend

Kvyat ist nicht der Erste, der mit 19 sein erstes Rennen fährt., Foto: Sutton
Kvyat ist nicht der Erste, der mit 19 sein erstes Rennen fährt., Foto: Sutton

Die Fahrer: Neue Rolle, neuer Renningenieur, neuer Fitnesstrainer, altes Team - so könnte man es bei Jean-Eric Vergne zusammenfassen. Nach dem Abgang von Daniel Ricciardo ist er der Teamleader und hat sich vorgenommen, Toro Rosso nicht nur als Sprungbrett zu einem Top-Team zu sehen, sondern das Team voranzutreiben. "Meine mentale Einstellung ist, dass wenn das Auto gut dafür ist, Zwölfter zu werden, ich Zehnter werden will. Und wenn das Auto gut genug für Platz zehn ist, dann will ich Achter werden, und so weiter."

Sein neuer Teamkollege Daniil Kvyat hat sich keine Deadline gesetzt, wann er die ersten Punkte einfahren möchte. Ihm geht es darum, sich so schnell wie möglich im Auto und in der Königsklasse einzufinden. Viele schüttelten bei seiner Verpflichtung ob seines Alters den Kopf, vergaßen aber offensichtlich, dass einst auch Sebastian Vettel und Fernando Alonso erst zarte 19 waren, als sie ihren ersten Grand Prix bestritten.

Fahrer - Note: gut

Redaktionskommentar

Toro Rosso will im Mittelfeld Spitze sein., Foto: Sutton
Toro Rosso will im Mittelfeld Spitze sein., Foto: Sutton

Saisonziel: Hauptsache besser

PRO: Toro Rosso hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit neuem Personal nun den Sprung nach vorne in Angriff genommen. Das Team zeigte sich während der Testfahrten als solide. Zwar kämpft die Mannschaft mit der Renault-Power-Unit und diversen anderen Problemen, konnte im Vergleich zu Konkurrenten mit gleichem Motorenhersteller aber in Sachen Rundenzahl etwas besser punkten. Mit Jean-Eric Vergne und Daniil Kvyat setzt die Mannschaft auf eine Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Ehrgeiz. Die Basis stimmt und somit sollte eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr definitiv möglich sein.(Marion Rott)

CONTRA: Dem Anspruch, am Ende der Saison besser dazustehen als 2013, wird das Team vielleicht gerecht werden. Das Ziel, bestes Mittelfeld-Team zu sein, wirkt derzeit allerdings hochgegriffen, denn Williams, Sauber und Force India machten bei den Testfahrten eine bessere Figur. Mit dem Wechsel von Ferrari zu Renault hat sich Toro Rosso offenbar einen Bärendienst erwiesen. Wenn sich dann noch die Gerüchte bewahrheiten sollten, dass Luca Furbatto das Team verlässt, könnte es erst recht eng werden. 2014 wird sicher alles andere als eine leichte Saison für Toro Rosso. (Annika Kläsener)

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