Die zweiten Wintertestfahrten in Bahrain hielten viele spannende Überraschungen bereit. Doch ein Zweikampf ist so außergewöhnlich, dass wohl niemand noch im Januar auch nur einen Cent darauf gesetzt hätte. Der starke rote Bulle kämpft gegen den kleinen grünen Frosch. Die Rede ist natürlich von Red Bull und Caterham, oder alternativ vom Weltmeister und dem Tabellenletzten der Vorsaison.

Caterham ist in Sachen Runden der heimliche Gewinner der Bahrain-Testfahrten, Foto: Sutton
Caterham ist in Sachen Runden der heimliche Gewinner der Bahrain-Testfahrten, Foto: Sutton

Nach acht von zwölf Testtagen scheint das Bild völlig verschoben, denn zwischen den Rundenanzahlen der beiden Teams liegen Welten. Hätte jemand Caterham vor einem Monat gesagt, dass sie in Bahrain mehr als doppelt so viele Runden wie der vierfache Weltmeister abspulen würden, hätte sich die Mannschaft wohl nach dem Alkohol-Pegel desjenigen erkundigt. Doch Zahlen lügen nicht: Während Caterham 253 Umrundungen des Bahrain International Circuit vorweisen kann, kommt Red Bull gerade einmal auf 116.

"Oftmals löst man ein Problem und ein anderes taucht auf, was passiert ist", erklärte Vettel am Mittwoch nach 14 Runden. "Das erste Bauchgefühl ist gut, aber wir müssen mehr Runden fahren." Da hatte etliche Boxen weiter hinten Caterham-Testfahrer Robin Frijns deutlich mehr zu lachen, denn fast fünf Mal so viele Runden wie bei Vettel sprachen eine deutliche Sprache. "Wir haben den Tag heute mit 68 Runden beendet und damit deutlich mehr als die anderen Renault angetriebenen Teams", strahlte Frijns.

Mechanische Probleme, so die Begründung beim Weltmeister. Und es sollte die kommenden Tage nicht besser werden. Zwar spulte Vettel am zweiten Testtag 59 Runden ab, doch Kamui Kobayashi setzte mit 66 Umrundungen nochmals einen drauf, obwohl sein Bolide am Vormittag mit Telemetrie-Problemen zu kämpfen hatte. In den Ohren von Red Bull mögen die Aussagen des Japaners fast wie ein Nackenschlag klingen. "Die Zuverlässigkeit wird in diesem Jahr so wichtig werden und es ist gut, dass wir die bestehenden Probleme gut genug lösen konnten, um weiterfahren zu können", freute sich der Caterham-Pilot.

Red Bull arbeitet fast ausschließlich hinter den Kulissen, Foto: Sutton
Red Bull arbeitet fast ausschließlich hinter den Kulissen, Foto: Sutton

Vom Weiterfahren träumte auch Daniel Ricciardo, der am Freitag und Samstag den RB10 um die Strecke pilotierte - oder es zumindest vorhatte. Die ernüchternde Bilanz: 43 Runden in zwei Tagen. Rechnet man die zehn Umläufe aus Jerez noch mit dazu, kommt der Red-Bull-Neuankömmling auf insgesamt 53 Runden - Caterham-Pilot Marcus Ericsson fuhr alleine am Donnerstag in Bahrain beinahe doppelt so viele. Eine Mischung aus mechanischen Problemen und Software-Fehlern machten Red Bull an den finalen beiden Tagen das Leben schwer.

Bevor die Teams nach Melbourne aufbrechen, warten nochmals vier Testtage in Bahrain. Caterham ist in der ersten Woche - trotz Elektronikproblemen am Samstag, die nur 21 Runden zuließen - aber schon weit über das persönlich gesteckte Testziel hinausgeschossen. "Wir sind mehr Runden als alle anderen Renault betriebenen Autos gefahren und haben wesentliche Fortschritte im Umgang mit dem 2014er Paket gemacht", erklärte der stellvertretende Technikdirektor Jody Egginton.

Red Bull muss hingegen noch nachlegen. Es wird sich zeigen, ob das Team final die Kurve bekommt, oder im Zuverlässigkeits-Kiesbett landet. Klar ist aber: Die Alarmleuchten sind hochrot und die Weltmeistermannschaft ist sich der schwierigen Situation wohlbewusst. "Jede Runde, die du fährst, gibt dir eine riesige Menge an Daten und das ist purer Goldstaub", so Red-Bull-Renningenieur Andy Damerum.