Nicht alle, aber einige Wege führen in die Königsklasse des Motorsports. Selbst Vierfachweltmeister Sebastian Vettel fing einmal klein an und musste sich erst in diversen Nachwuchsserien beweisen, ehe ihm der Sprung in die Formel 1 gelang. Motorsport-Magazin.com nimmt unter die Lupe, wie die aktuellen 22 Piloten in die Formel 1 kamen.

GP2

Rosberg gewann den GP2-Titel 2005..., Foto: Sutton
Rosberg gewann den GP2-Titel 2005..., Foto: Sutton

Die GP2 gilt gemeinhin als bestes Sprungbrett in die Formel 1. Wer die Nachwuchsserie, die im Rahmen der Königsklasse und damit vor den Augen der Teamchefs fährt, gewinnt, darf sich gute Chancen auf den großen Karriereschritt ausrechnen. Die GP2 besteht in ihrer aktuellen Form seit der Saison 2005 und lediglich zwei Champions - Davide Valsecchi und der Schweizer Fabio Leimer - bestritten bisher keinen Grand Prix. Ein Sonderfall ist Giorgio Pantano. Der italienische Dauerbrenner gewann die Serie zwar 2008, absolvierte aber bereits vier Jahre zuvor eine nahezu komplette Formel-1-Saison mit Jordan.

...Hamilton triumphierte ein Jahr später, Foto: Sutton
...Hamilton triumphierte ein Jahr später, Foto: Sutton

Nicht weniger als zehn der aktuellen Formel-1-Piloten drehten einst in der GP2 ihre Runden. Zu den Gewinnern der Nachwuchsklasse zählen die Mercedes-Piloten Nico Rosberg (2005) und Lewis Hamilton (2006) und auch das neuformierte Lotus-Duo Pastor Maldonado und Romain Grosjean trug sich 2010 respektive 2011 in die Siegerlisten ein. Der fünfte GP2-Champion, der momentan in der Formel 1 engagiert ist, ist Nico Hülkenberg. Der Emmericher gewann den prestigeträchtigen Titel in der Saison 2009.

Hülkenbergs neuer Teamkollege bei Force India, Sergio Perez, belegte 2010 hinter Maldonado den zweiten Gesamtrang. Sein mexikanischer Landsmann Esteban Gutierrez erzielte zwei Jahre später den dritten Platz und empfahl sich damit für das Sauber-Cockpit.

Blickt man an das Ende des Feldes, finden sich auch dort einige einstige GP2-Matadore. Caterham-Rookie Marcus Ericsson verbrachte mit mäßigem Erfolg nicht weniger als vier Saisons in der Nachwuchsklasse und auch sein Stallgefährte Kamui Kobayashi verdingte sich 2008 und 2009 in der GP2, bevor er den Wechsel zu Sauber vollzog. Die Leistungen des Japaners waren jedoch überschaubar, mehr als zwei 16. Gesamtränge schauten für ihn nicht heraus. Und zu guter Letzt war auch Marussia-Mann Max Chilton in der GP2 unterwegs, 2012 wurde er Vierter.

Formel Renault 3.5

Die Konkurrenzserie zur GP2 stellt die Formel Renault 3.5 dar, die nicht im Rahmen der Formel 1 fährt, sondern zur World Series by Renault zählt und über ihren eigenen Rennkalender verfügt. Die Nachwuchsformel existiert unter verschiedenen Namen seit 1998 und brachte einige bekannte Champions wie Fernando Alonso (1999), Heikki Kovalainen (2004) und Robert Kubica (2005) heraus.

Ricciardo sammelte in der Formel Renault Erfahrungen, Foto: WS by Renault
Ricciardo sammelte in der Formel Renault Erfahrungen, Foto: WS by Renault

Red Bull lässt seine Talente bevorzugt in der Rennserie des französischen Automobilbauers ihre Runden drehen und sieht davon ab, sie in die GP2 zu entsenden. So kommt es wenig überraschend, dass neben Daniel Ricciardo auch Jean-Eric Vergne wichtige Erfahrungen im Renault-Cockpit sammelte. Der Australier belegte 2010 den zweiten Platz, ein Jahr später tat es ihm sein Ex-Teamkollege gleich.

Sebastian Vettel verließ die Serie 2007 zur Halbzeit als Gesamtfühender, um zunächst in Indianapolis bei BMW Sauber für den verletzten Robert Kubica einzuspringen und in weiterer Folge die letzten sieben Saisonrennen für Toro Rosso zu bestreiten.

Die letzte Auflage der Formel Renault 3.5 entschied Kevin Magnussen für sich. Der Däne überzeugte McLaren mit seinen Leistungen nachhaltig und sicherte sich das Renncockpit für 2014 beim Traditionsrennstall. Jules Bianchi trat 2010 und 2011 zwar in der GP2 an und erzielte jeweils den dritten Gesamtrang, der entscheidende Sprung in die Formel 1 gelang dem nunmehrigen Marussia-Piloten aber aus der Formel Renault, die er 2012 als Zweiter beendete.

GP3

Unter der GP2 ist die 2010 gegründete GP3 angesiedelt. Für gewöhnlich arbeiten sich die Piloten Stufe für Stufe nach oben, hin und wieder kommt es aber auch vor, dass direkt aus der GP3 der Sprung in die Formel 1 gelingt. Während Esteban Gutierrez die Meisterschaft 2010 gewann und in weitere Folge in die GP2 aufstieg, ließ Daniil Kvyat, der Champion der letzten Saison, diesen Schritt aus und wurde von Toro Rosso direkt für die Königsklasse verpflichtet.

Kvyat schaffte den Sprung aus der GP3 in die F1, Foto: GP3 Series
Kvyat schaffte den Sprung aus der GP3 in die F1, Foto: GP3 Series

Ähnlich stellte sich der Werdegang von Williams-Pilot Valtteri Bottas dar. Der Finne gewann die GP3 im Jahr 2011, agierte aber gleichzeitig schon als Formel-1-Testfahrer. Diesen Job übte er 2012 ausschließlich aus und saß in keinem Renncockpit, ehe er 2013 zum Einsatzpiloten befördert wurde.

Andere Rennserien

Damit wäre der Weg der meisten aktuellen Piloten in die Formel 1 nachgezeichnet, doch einige Fahrer beschritten auch andere Pfade. Bis ans andere Ende der Welt verschlug es Adrian Sutil, um sich seinen Karrieretraum zu erfüllen. Nachdem der Deutsche zwei Saisons in der Formel 3 Euro Serie bestritten hatte, wechselte er 2006 in die Japanische Formel 3, die er prompt für sich entschied. Damit konnte Sutil auch das Formel-1-Team Midland überzeugen, für das er im Rahmen von Freitagstrainings bereits mehrfach im Auto gesessen hatte, und er erhielt 2007 das Stammcockpit.

Fernando Alonso wurde bereits genannt. Der Spanier entschied 1999 die Formel Renault, die damals unter dem Namen Euro Open Movistar by Nissan firmierte, für sich, was aber nicht für den direkten Aufstieg in die Formel 1 reichte. Alonso ging im Jahr darauf in der Formel 3000, der Vorgängerserie der GP2, an den Start und schloss sie als Vierter ab. Das Interesse von Minardi war geweckt und der Spanier heuerte beim Hinterbänklerteam in der Formel 1 an.

Der junge Alonso in Spa, Foto: Sutton
Der junge Alonso in Spa, Foto: Sutton

Bevor Felipe Massa in die Formel 1 kam, gewann der Brasilianer 2001 die Euro Formel 3000, heute unter dem Namen Auto GP bekannt. Jenson Button, der momentan längstdienende Formel-1-Pilot, kam hingegen direkt aus der Britischen Formel-3-Meisterschaft, die er 1999 als Dritter beendet hatte. Als bis dahin jüngster britischer Formel-1-Pilot startete Button 2000 für Williams und erreichte den mehr als respektablen achten Gesamtrang.

Kimi Räikkönen wäre nicht Kimi Räikkönen, hätte er einen gewöhnlichen Weg in die Formel 1 genommen. Ausgestattet mit dem Meistertitel der Britischen Formel Renault verpflichtete Sauber den Finnen nach erfolgreichen Testfahrten für die Saison 2001, obwohl er bis zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 23 Autorennen absolviert hatte. Der junge Iceman bekam die Superlizenz von der FIA vorerst nur für vier Rennen auf Probe ausgestellt, sollte sich allerdings nichts zu Schulden kommen lassen und konnte die gesamte Saison absolvieren.

Räikkönen: Aus der Britischen F3 in die Formel 1, Foto: Sutton
Räikkönen: Aus der Britischen F3 in die Formel 1, Foto: Sutton