Kurz gesagt: Saubers Spiegelbild. Während die Eidgenossen in der ersten Saisonhälfte Probleme hatten, konnte Force India zu Saisonbeginn vereinzelt Glanzlichter setzten. Mit veränderten Pirelli-Reifen drehte sich das Bild nach der Sommerpause. Während die Mannschaft von Vijay Mallya in den ersten zehn Rennen noch stattliche 59 Punkte sammeln konnte, wurde das Punktekonto in den neun restlichen Rennen lediglich um 18 Zähler erweitert.

Am Anfang ging es steil bergauf, Foto: Sutton
Am Anfang ging es steil bergauf, Foto: Sutton

Das Auto: Bei seiner Präsentation zeigte sich der VJM06 so dezent wie das Event selbst. Ohne großes Brimborium wurde der neue Bolide auf der Rennstrecke in Silverstone mittels stockendem Live-Stream der Öffentlichkeit vorgestellt. Der 2013er Bolide war nicht mehr als eine Weiterentwicklung des VJM05, der in der Vorsaison immerhin 109 Punkte sammelte. Viel zugetraut hatten dem Team, das in der Winterpause mehr mit klammen Kassen als sportlichen Nachrichten in den Medien vertreten war, die meisten wohl nicht.

Doch das neu entwickelte Fahrwerk passte zu den 2013er Pirelli-Reifen wie die berühmtberüchtigte Faust aufs Auge. Kaum ein Bolide streichelte die P Zeros so sanft wie der Force India. Weil Adrian Sutil in Australien erst in Runde 46 zu seinem letzten Stopp kam, konnte er sogar erstmals in seiner Formel-1-Karriere Führungsrunden absolvieren. Doch die Stärke war gleichzeitig auch eine Schwäche: Weil sich zur Saisonhalbzeit die Konstruktion der Reifen änderte, passte der Force India nicht mehr so gut zu den Reifen und verlor seine größte Stärke. Weil gleichzeitig schon viele Ressourcen in den nächstjährigen Boliden gesteckt wurden, war der VJM06 gegen Ende der Saison nicht mehr konkurrenzfähig.

Die Fahrer: Auf dieser Seite zeigte sich der Rennstall recht unprofessionell. Paul di Resta präsentierte den neuen Boliden, war aber noch nicht einmal offiziell für die Saison 2013 bestätigt. Das zweite Cockpit blieb bis kurz vor Saisonstart unbesetzt. Jules Bianchi und Adrian Sutil kämpften um das vakante Cockpit. Letztendlich erhielt der Deutsche den Vorzug, nachdem er 2012 zuschauen musste. Allerdings war die Vorbereitung nicht optimal: An insgesamt zwölf Testtagen saß Sutil lediglich dreimal im Cockpit.

Dennoch konnte der Deutsche sofort überzeugen und sorgte beim Auftaktwochenende für die wohl größte Überraschung, als er elf Runden lang das Rennen anführte. Eine Pechsträhne warf ihn allerdings wieder zurück, vier punktlose Rennen folgten. Sein Saisonhighlight setzte Sutil ausgerechnet in Monaco, wo fahrerisches Talent besonders zum Vorschein kommt. Teamkollege Paul di Resta konnte wie schon im Vorjahr in der ersten Saisonhälfte mithalten - und sogar mehr Punkte als Adrian Sutil sammeln - musste im weiteren Verlauf des Jahres immer mehr federn lassen.

Die Saison von Force India war zweigeteilt, Foto: Sutton
Die Saison von Force India war zweigeteilt, Foto: Sutton

Fazit: Force India war zu Saisonbeginn sicherlich das Team der Stunde. Wohl niemand hatte nach der schwierigen Vorgeschichte ein so starkes Paket erwartet. Doch Pech und Unvermögen zu Saisonbeginn sorgten dafür, dass die Ausbeute nicht der eigentlichen Stärke entsprach. Die Reifenänderung warf das Team dann weit zurück. Einem kleinen Team wie Force India kann man aber wohl keinen Vorwurf machen - schließlich muss auch schon für das kommende Jahr entwickelt werden. Dass man aber in der ersten Saisonhälfte auf Augenhöhe mit McLaren war, ist aller Ehren wert. Insgesamt war 2013 ein ordentliches Jahr für Force India.