Auch nach dem Saisonfinale wird hinter den Kulissen der Formel 1 fleißig verhandelt. Die Silly Season hat Hochkonjunktur und es wird mit Nachdruck an den letzten Verträgen für kommende Saison gefeilt, immerhin sind noch einige Cockpits zu besetzen. Motorsport-Magazin.com fasst das bunte Treiben auf dem Fahrermarkt zusammen.

Red Bull

Ricciardo ist Red Bulls Neuer, Foto: Sutton
Ricciardo ist Red Bulls Neuer, Foto: Sutton

Die beiden fraglos begehrtesten Cockpits sind vergeben. Sebastian Vettel verlängerte seinen Vertrag bereits im Sommer vorzeitig bis 2015, während sich um die Besetzung des Platzes neben dem Vierfach-Weltmeister lange Zeit Spekulationen rankten. Viele sahen bereits Kimi Räikkönen bei den Bullen unterschreiben, doch schlussendlich entschied sich das Team dafür, einem Fahrer aus dem eigenen Stall die Chance zu geben und stellte Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo als Nachfolger für dessen australischen Landsmann Mark Webber vor.

Mercedes

So turbulent die Saison für Mercedes auch verlief - von umstrittenen Reifentests bis hin zu vielumjubelten Siegen - so ruhig ist es um die Stuttgarter auf dem Transfermarkt. Sowohl Lewis Hamilton als auch Nico Rosberg stehen für 2014 unter Vertrag und es gibt für die Silberpfeile keinen Anlass, daran etwas zu ändern.

Ferrari

Die Scuderia sorgte für den größten Coup auf dem Transfermarkt. Ferrari holte Kimi Räikkönen zurück nach Maranello, der den Roten 2007 den bis dato letzten WM-Titel bescherte. Da Fernando Alonso trotz immer wieder aufkeimender Abwanderungsgerüchte weiterhin bei Ferrari bleibt, verfügt der Traditionsrennstall nun eine Fahrerpaarung mit absoluter Explosionsgefahr.

Kimi trägt wieder Rot, Foto: Sutton
Kimi trägt wieder Rot, Foto: Sutton

"Kimi war absolut keine Entscheidung gegen Fernando", erklärte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Beide sollen stattdessen zusammen die Siege für Ferrari einfahren." Geht es nach dem Italiener, zittert die Konkurrenz bereits vor dem Weltmeisterduo, das fortan rot trägt: "Diejenigen, die unsere Entscheidung hinterfragen, haben doch nur Angst vor der Paarung. Die Kombination wird gerade deshalb funktionieren, weil beide so unterschiedlich sind."

Hartnäckig hält sich allerdings das Gerücht, dass Alonso 2015 zu McLaren wechseln könnte. Der Spanier soll auf der Wunschliste des dann einsteigenden Motorenpartners Honda ganz weit oben stehen.

Lotus

Des einen Freud ist des anderen Leid. Lotus wollte Kimi Räikkönen unbedingt halten, doch fehlten dem Team schlussendlich die finanziellen Mittel dazu. Noch immer nicht wurde der Deal mit der Investoren-Gruppe von Quantum Motorsports abgeschlossen, obwohl man in Enstone seit Monaten fieberhaft daran arbeitet. Deshalb wurde auch nicht Wunschkandidat Nico Hülkenberg verpflichtet, sondern Pastor Maldonado, der viele Öl-Millionen mitbringt.

Das zweite Lotus-Cockpit behält Romain Grosjean, der sich in dieser Saison von seiner Schokoladenseite präsentierte und sechs Mal auf das Podium fuhr. "Die abgelaufene Saison verlief für mich unglaublich. Das Team und ich arbeiten sehr gut zusammen. Ich weiß, dass jeder in Enstone hochmotiviert ist und auch weiterhin um jeden Punkt kämpfen wird. Ich bin schon sehr auf das neue Auto gespannt und kann es nicht mehr erwarten bis die Wintertestfahrten losgehen ehe es dann nach Australien geht", sagte der Franzose.

McLaren

Während Jenson Button auch 2014 für McLaren antritt, muss Sergio Perez nach nur einem Jahr seine Zelte in Woking wieder abbrechen. "Ich habe immer das Beste für mich und das Team gegeben, obwohl ich nicht erreichen konnte, was ich wollte", gestand der Mexikaner ein, hinter den gesteckten Zielen zurückgeblieben zu sein.

Magnussen startet künftig für McLaren, Foto: Sutton
Magnussen startet künftig für McLaren, Foto: Sutton

Perez' Cockpit übernimmt Kevin Magnussen. Der Däne gehört schon seit mehreren Jahren dem Nachwuchsprogramm von McLaren an, genießt innerhalb des Teams hohes Ansehen und gewann jüngst die prestigeträchtige Formel Renault. Der 21-Jährige ist Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Jan Magnussen, der in den 90ern insgesamt 25 Grands Prix für McLaren und Stewart-Ford bestritt, jedoch keine nennenswerten Erfolge verzeichnete.

Force India

Nach einem Jahr bei Sauber kehrt Nico Hülkenberg zu Force India zurück. Der Deutsche einigte sich mit der indischen Mannschaft auf einen mehrjährigen Vertrag und hat mit seinem neuen alten Team viel vor: "Wir alle verspüren den gleichen Hunger nach Erfolg. Das Team hat sich für 2014 hohe Ziele gesteckt und ich denke, dass ich aufgrund meiner Erfahrung, die ich in den vergangenen Jahren gesammelt habe, dem Team helfen kann, diese Ziele zu erreichen"

Zweiter Force-India-Pilot wird Sergio Perez. Der Mexikaner musste nach nur einem Jahr seinen Hut bei McLaren nehmen und stand kurzfristig ohne Cockpit da - bis Force India den rettenden Anker warf. "Hierhin zu wechseln war immer meine erste Wahl", erklärte Perez nach der Verpflichtung. "Ich bin sehr glücklich, dass es jetzt bestätigt wurde. Dies ist ein junges Team mit großer Hingabe und in den vergangenen Jahren haben sie wettbewerbsfähige Autos gebaut."

Paul di Resta wird sich hingegen vermutlich aus der Formel 1 verabschieden müssen. Der Schotte liebäugelte zuletzt sogar mit einer Rückkehr in die DTM, mit Mercedes gebe es zumindest Gespräche. Adrian Sutil kehrt seinerseits Force India nach vielen Jahren den Rücken und sucht bei Sauber eine neue Herausforderung.

Sauber

Nico Hülkenberg und Adrian Sutil tauschen die Cockpits, sodass der Gräfelfinger künftig für Sauber antritt. "Sie [Monisha Kaltenborn] hat mir immer das Gefühl gegeben, dass man meine Qualitäten schätzt. Nach sechs guten Jahren als Stammfahrer bei Force India mit vielen Höhepunkten ist es an der Zeit eine neue Herausforderung anzunehmen. Ich bin fest entschlossen mit Sauber eine erfolgreiche Zukunft zu haben und werde meinen Teil dazu beitragen", betonte Sutil.

Darf Sirotkin wirklich im Renn-Cockpit Platz nehmen?, Foto: Sauber
Darf Sirotkin wirklich im Renn-Cockpit Platz nehmen?, Foto: Sauber

Wer das zweite Sauber-Cockpit erhält, ist weiterhin offen. Lange Zeit galt der junge Russe Sergey Sirotkin als aussichtsreichster Kandidat, doch mittlerweile wurde es ziemlich ruhig um ihn. Esteban Gutierrez dürfte angesichts seiner oftmals mageren Leistungen nicht die besten Chancen auf einen neuen Kontrakt haben, dafür soll es bereits Gespräche zwischen Sauber und Giedo van der Garde gegeben haben, der auch über den notwendigen finanziellen Background verfügt.

Toro Rosso

Kvyat: Neues Gesicht in der F1, Foto: Sutton
Kvyat: Neues Gesicht in der F1, Foto: Sutton

Da das vakante Red-Bull-Cockpit mit Daniel Ricciardo nachbesetzt wurde, musste man sich bei der Nachwuchsmannschaft der Bullen auf die Suche nach einem neuen Piloten begeben, der künftig an der Seite von Jean-Eric Vergne fährt. Die Wahl fiel dabei für viele überraschend nicht auf Antonio Felix da Costa, sondern der frischgebackene GP3-Champion Daniil Kvyat, der dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm angehört, kam zum Zug.

"Wir sahen, wie sich Daniil dieses Jahr in der Formel 3 und der GP3 verbessert hat und seine Fortschritte waren in vielerlei Hinsicht bemerkenswert", äußerte sich der Red-Bull-Boss Dietrich Matschitz zum jungen Russen. "Wenn man auf Räikkönen oder Massa zurückschaut, wie schnell sie sich mit wenigen Erfahrungen an die Formel 1 angepasst haben, glaube ich, dass Daniil das auch schaffen wird." Kvyat absolvierte erst vor wenigen Tagen die notwendigen Testfahrten, um die Superlizenz zu erhalten und wird in Austin sowie Sao Paulo das Freitagstraining bestreiten.

Williams

Bei Williams greift zukünftig Felipe Massa ins Lenkrad. "Williams ist eines der erfolgreichsten und wichtigsten Teams der Formel 1 aller Zeiten. Als Kind habe ich immer davon geträumt, für Williams, Ferrari oder McLaren zu fahren und ich bin froh, dass ich nach meiner Zeit bei Ferrari bei einer weiteren Ikone des Sports unterschreiben konnte", schwärmte Massa. Aufgrund der weitreichenden Regeländerungen für die kommende Saison hofft der Brasilianer, seine langjährige Erfahrung einbringen zu können und das Team nach einer schwierigen Phase weiterzubringen.

Williams setzt auf Stabilität, um nach der enttäuschenden Saison 2013 auf die Siegerstraße zurückzukehren. Daher war es nur logisch, dass sie an Valtteri Bottas, der seit 2010 beim Team ist und zur Saison 2013 vom Test- und Ersatzfahrer zum Stammpiloten aufstieg, festzuhalten. "Valtteri ist ein geschätztes Mitglied des Teams und ich bin glücklich, dass er unter den kniffligen Bedingungen in Montreal sein Talent zeigen konnte. Es wird noch viel mehr von ihm kommen", unterstrich Teamchef Sir Frank Williams. "Es ist sehr natürlich, beim Team zu bleiben. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, erst als Testfahrer und dann als Einsatzfahrer in die Formel 1 zu kommen, daher ist es für mich wie eine Familie", erklärte Bottas.

Marussia

Jules Bianchi wird auch im nächsten Jahr für Marussia an den Start gehen. Der Rookie machte vor allem zu Beginn des Jahres mit starken Leistungen auf sich aufmerksam und gehört zudem der Ferrari Driver Academy an, was für ihn ein Vorteil ist, da Marussia ab 2014 Motoren aus Maranello bezieht. "Er hat die Herausforderungen seiner Debütsaison außergewöhnlich gut bestanden und seine Fähigkeiten sowie sein Potenzial deutlich unter Beweis gestellt", frohlockte Teamchef John Booth.

Offen ist hingegen noch, ob auch Max Chilton weiterhin bei Marussia bleibt, noch laufen die Verhandlungen. Sein Vater ist jedoch zuversichtlich, dass es bald zu einem Abschluss kommen wird. "Wir stehen mit mehreren Teams in fortgeschrittenen Gesprächen und es sieht gut aus", betonte Grahame Chilton. "Max und Marussia sind daran interessiert, zu einer Übereinkunft zu kommen, hoffentlich können wir also in den nächsten Wochen Vollzug melden. Wir erwarten wirklich, dass er nächstes Jahr im Grid ist."

Caterham

Über Giedo van der Garde und Charles Pic hängt ein Damoklesschwert, das den Namen Heikki Kovalainen trägt. Der Finne erhielt für die abgelaufene Saison mangels finanzieller Mittel keinen neuen Vertrag als Einsatzfahrer, war jedoch im Rahmen mehrerer Freitags-Trainings im Einsatz, fuhr anstelle von Kimi Räikkönen zwei Rennen für Lotus und soll laut Caterham-Boss Tony Fernandes gute Chancen auf ein Cockpit für 2014 haben. "Die einzigen seriösen Gespräche haben mit Caterham stattgefunden, daher warte ich auf ihre Entscheidung", verriet Kovalainen. "Es ist schwierig zu sagen, wie groß die Chance ist, aber die Beziehung ist gut."

Kehrt Kovalainen ins Caterham-Renncockpit zurück?, Foto: Sutton
Kehrt Kovalainen ins Caterham-Renncockpit zurück?, Foto: Sutton

Dank seiner Verbindung zu Motorenpartner Renault befindet sich Pic in einer guten Position, auch zukünftig hinter dem Steuer des grünen Boliden Platz zu nehmen, zumal er dem Vernehmen nach zu Jahresbeginn einen längerfristigen Kontrakt unterzeichnet haben soll. Dennoch ist sich der Franzose bewusst, dass es in der Formel 1 keine Garantien gibt, weshalb sich sein Management offenbar auch nach Alternativen umsieht. "Es wäre logisch, dass ich bleibe, aber es ist die Formel 1, daher werden wir sehen", sagte Pic.

Van der Garde darf sich dank der Mitgift seines Schwiegervaters, der Besitzer einer Modefirma ist, Chancen auf ein Cockpit ausrechnen. "Ich habe natürlich noch bei keinem Team für 2014 unterschrieben. Mein Manager kümmert sich um alles für die Zukunft, damit ich mich auf das Rennfahren konzentrieren kann", so der Niederländer. "Das ist die Wahrheit und nicht nur, was er oder unser Pressemann will, dass ich sage."