1. S wie Startaufstellung

44 Mal hat es die Formel-1-Welt schon erlebt und noch immer hat Sebastian Vettel noch nicht genug: auch am Sonntag startet der vierfache Champion wieder von der Pole Position. Zum zehnten Mal in diesem Jahr steht er in Reihe eins. Zum achten Mal in Folge möchte er ein Rennen gewinnen. Die Chancen stehen gut. "Wir haben unser Auto mehr in Richtung Rennen abgestimmt", teilte Vettel mit.

Einen Hoffnungsschimmer scheint es für die Konkurrenz dennoch zu geben: "Wir haben festgestellt, dass das Getriebe zwar nicht zickt, aber auch nicht ganz gesund aussieht", verriet Vettel, der aber keinen Grund zur Besorgnis sieht. Als Vorsichtsmaßnahme begrenzte das Team die Rundenanzahl im Freien Training. Red Bull hatte in dieser Saison schon mehrfach Probleme mit dem Getriebe, unter anderem bei Vettels einzigem Ausfall in Silverstone. Meistens betrafen die Schwierigkeiten jedoch seinen Teamkollegen Mark Webber. Der startet in Austin übrigens von Position zwei.

Dahinter stehen in Reihe zwei Romain Grosjean und Überraschungsmann Nico Hülkenberg. Erst auf Position sechs findet sich Fernando Alonso wieder - genau hinter Lewis Hamilton im Mercedes. "Ein Platz auf dem Podium wäre zwar schön, aber mein Hauptziel lautet, dem Team zu Platz zwei in der Konstrukteurs-Meisterschaft zu verhelfen." Dafür muss Alonso Grosjean und Hamilton hinter sich lassen. "Ich hatte in der Vergangenheit schon unmöglichere Podiumsplätze", gibt er sich kämpferisch wie die Größten unter den Samurai.

2. S wie Sabotage

Platz 18, Aus im Q1 und Platz 9 für den Teamkollegen: Pastor Maldonado war nach dem Qualifying nicht gut gelaunt. Schon seit einigen Wochen vollführt der scheidende Williams- und angehende Lotus-Pilot eher Dienst nach Vorschrift. Motivation sieht anders aus. Doch diesmal machte er einen anderen Grund für sein schlechtes Abschneiden aus: "Ich glaube, an meinem Auto hat jemand mit den Temperaturen und dem Druck gespielt", mutmaßte er. Alle weiteren Fragen zu seinem Vorwurf und der Stärke seines Teamkollegen verwies er an sein Team: "Da müsst ihr das Team fragen. Die Jungs arbeiten doch am Auto." Ein friedlicher Abschied sieht anders aus.

Auch bei einem anderen scheidenden Fahrer gab es Probleme. "Es ist offensichtlich, dass das nur mein Auto betrifft, denn Fernando konnte eine ordentliche Runde fahren und das aus dem Auto herausholen, was drin ist", klagte Felipe Massa, ohne jedoch seinem Team Absicht unterstellen zu wollen. "Wir müssen jetzt das ganze Auto komplett durchchecken, alles auseinandernehmen, wenn wir das Problem nicht finden, dann wird das Rennen morgen ein absolutes Desaster."

3. S wie saubere Seite

Der Circuit of the Americas erlebt an diesem Wochenende sein zweites Formel-1-Rennen. Bereits im vergangenen Jahr beklagten sich jene Piloten, die auf der geraden Seite starteten, über eine schmutzige Fahrbahn. Das ist in dieser Saison nicht anders. "Der Start geht bergauf und wird hart", glaubt Sergio Perez. Auch Lewis Hamilton weiß, was ihn auf den 280 Metern bis Kurve eins erwartet: "Ich brauche einen guten Start und wenn mir das gelingt, ist noch viel drin."

Genau das möchte Fernando Alonso verhindern. "Wir müssen den Start und die erste Kurve überleben", sagte er. "Wir müssen Mercedes besiegen, am besten schon beim Start, der den weiteren Verlauf des Rennens vorgeben wird." Alonsos Problem: Er startet als Sechster von der schmutzigen Seite und sein Teamkollege steht viel zu weit weg, um durch ein gebrochenes Siegel Alonsos Startposition über Nacht zu verbessern...

4. S wie Strategie

2012 gab es in Austin nur 24 Boxenstopps, Foto: Sutton
2012 gab es in Austin nur 24 Boxenstopps, Foto: Sutton

Im vergangenen Jahr gab es beim US Grand Prix in Austin die wenigstens Boxenstopps der gesamten Saison - nur 24 Mal mussten die Boxencrews ran. Auch in diesem Jahr sieht es nach einem klaren Einstopprennen aus. "Ich denke, alle werden sich für nur einen Stopp entscheiden, nachdem, was man jetzt so gesehen hat, wie lange die Reifen halten", prophezeite Felipe Massa schon am Freitag. Nico Rosberg stimmte dem zu: "Die meisten Fahrer werden versuchen, mit einem Stopp durchzukommen."

Den Grund dafür erklärt Paul Hembery so: "Die harte Mischung verliert kaum an Performance. Sie ist derzeit weniger als eine Sekunde langsamer als die Medium-Mischung." Pirellis Ideal-Strategie sieht einen Start auf den Medium-Reifen sowie einen Reifenwechsel in Runde 19 vor. Die Alternative wäre ein Start auf dem harten Reifen und ein Stopp in Runde 37. Bei einer eher unwahrscheinlichen Zweistoppstrategie schlägt Pirelli die Medium-Mischung am Start vor. Der erste Reifenwechsel erfolgt dann in Runde 10 auf die harten Reifen. Der zweite Boxenstopp folgt in Runde 33 - erneut auf harte Reifen. Die Boxengasse in Austin ist 395 m lang. Eine Durchfahrt beim Pitlimit von 80 km/h dauert 17,8 Sekunden.

5. S wie Seitenwind

Das himmlische Kind war den F1-Piloten am Samstag nicht wohl gesonnen. Mit bis zu 30 Stundenkilometern blies der Wind den Autos um die Flügel. "Man musste ein wenig die Windrichtung deuten und den Fahrstil Kurve für Kurve der Windstärke anpassen", erklärte Fernando Alonso. Auch Vettel erachtete den Wind als etwas unberechenbar. Vor allem in der ersten Kurve, die ein wenig höher liegt als der Rest der Strecke, spürten die Piloten den Wind besonders kräftig. Dort herrschte im Qualifying Rückenwind vor, der den gesamten ersten Sektor beeinträchtigte.

"Wenn man zu schnell fährt, dann blockieren die Vorderreifen ruck-zuck oder man verpasst den Scheitelpunkt", erklärte Vettel. "In den schnellen Kurven ist das Auto unheimlich nervös, weil der Wind von hinten kommt. Dort kann man sehr viel Zeit verlieren, wenn man rutscht und weil man die Reifen zu sehr beansprucht." In Kurve elf brachte der Wind hingegen einen gewissen Traktionsvorteil.

6. S wie Sonne

Der morgendliche Nebel, der am Freitag noch das erste Training beeinträchtigte, sollte bis zum Rennstart um 13:00 Uhr Ortszeit kein Problem mehr sein. Jetzt muss nur noch der Hubschrauber rechtzeitig kommen. Doch vor allem im Mercedes-Lager hoffen die Verantwortlichen auf eine kräftige scheinende texanische Sonne. "Morgen sollte es wärmer sein, was die Situation für uns etwas verbessern sollte", sagt Nico Rosberg.

Mercedes wurde von den Reifen kalt erwischt, Foto: Sutton
Mercedes wurde von den Reifen kalt erwischt, Foto: Sutton

"Das Auto war heute schnell und ich hatte eine gute Balance, aber wir bekamen die Reifen einfach nicht zum Funktionieren", beklagte sich Lewis Hamilton. Wie so oft kämpfte Mercedes mit dem schwarzen Gold. "Es ging darum, den richtigen Kompromiss unter diesen Bedingungen zu finden", so Rosberg. "Dabei hatten wir sehr harte Reifen auf einer sehr weichen Streckenoberfläche - das bescherte uns heute viele Überraschungen im Ergebnis."

Das gleiche Problem erlebten auch andere Teams - zu Beginn des Qualifying staunten etliche Fahrer im Funk über die veränderten Streckenbedingungen und das nicht mehr passende Setup. "Auf der kalten Strecke hatten wir bei den Sessions am frühen Morgen Probleme, da bekamen wir die Reifen nicht richtig ans Arbeiten und nicht auf Temperatur", verriet Alonso. Im Qualifying lief es für Alonso besser. Toto Wolff gibt dennoch nicht auf: "Morgen ist ein neuer Tag, an dem die Bedingungen wärmer sein sollen. Das sollte uns mehr liegen. Deshalb sind wir optimistisch, dass das Rennen unseren Stärken entgegen kommen könnte."

7. S wie Schmerzen

Die Konkurrenz muss stark sein. Lewis Hamilton erwartet am Sonntag abermals psychische Schmerzen für alle Gegner von Sebastian Vettel. "Ihr könnt Geld auf ihn setzen", sagte der Brite. "Er steht auf Pole und wird morgen wieder mit 30, 40 oder 50 Sekunden Vorsprung gewinnen."

Körperliche Schmerzen hatte Fernando Alonso in den letzten Tagen seit Abu Dhabi genug zu überstehen. Nach seinem Sprung über die Kerbs hatte er eine Woche lang Kopfschmerzen, weil ein Nerv leicht eingeklemmt war. "Dadurch hatte ich nicht ausreichend Blutdruck in meinem Kopf. Deshalb tat mir der Kopf weh und die Nächte waren ziemlich schwierig. Als die Entzündung zurückging, bekam ich wieder Gefühl", verriet der Spanier.

Selbst in der Nacht von Freitag auf Samstag in Austin hatte der Ferrari-Pilot Schmerzen, sogar nach dem Aufwachen am Samstagmorgen. "Aber das Adrenalin, das beim Fahrer freigesetzt wird, ist gut. Vielleicht habe ich heute Nacht noch einmal ein paar Schmerzen, aber wenn du während des Rennens im Auto sitzt, vergisst du alles andere." Dann schmerzen 30, 40 oder 50 Sekunden Rückstand viel mehr als jeder eingeklemmte Nerv.