So fing alles an

Bereits am Freitag deutete sich an, dass es in Korea wieder den beliebtesten Nebenkriegsschauplatz der Formel 1 geben könnte. Und die Hoffnungen, respektive Befürchtungen wurden nicht enttäuscht oder traten ein. Am Samstag gab es dann die große Schelte von Fernando Alonso, dessen Ferrari einmal mehr damit Probleme hatte, das schwarze Gold zum Funktionieren zu bringen. "Die schaffen keine fünf Kilometer. Die Qualität der Reifen ist am Limit", polterte er. Ferrari gilt als großer Verlierer der neuen Reifengeneration, die nach dem Großbritannien GP eingeführt wurde. "Es gab einen großen Wechsel und das war eine große Strafe für Lotus und Ferrari", so Alonso.

Pirellis Reaktion

Paul Hemberys Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Doch der Brite antwortete nicht mit sachlichen Argumenten. "Natürlich ist Alonso einer der größten F1-Fahrer, deshalb ist es enttäuschend, solche Kommentare zu hören und unterhalb des Standards, den man von solch einem Champion erwarten würde", appellierte er an die Ehre des Ferrari-Piloten und erteilte ihm sogleich noch einen Ratschlag. "Ich kann ihm nur empfehlen, einen Bald-Vierfach-Weltmeister zu fragen, wie man das Beste aus den Reifen herausholt."

Unmittelbar vor dem Rennen entschuldigte sich Hembery dafür bei Alonso. Der Spanier zeigte sich zwar etwas versöhnt, kann Hemberys Reaktion aber dennoch nicht verstehen. "Es ist schon eigenartig, dass Pirelli sich nach deren bisheriger Saison traut, so etwas zu sagen. Aber er hat sich entschuldigt, also ist das ok."

Perez' Reifenschaden

Im Rennen goss dann ein Reifenschaden bei Sergio Perez zusätzlich Öl ins Feuer. Der Mexikaner verbremste sich bei der Zufahrt auf Kurve eins folgenschwer. Der vordere rechte Reifen zog einen gravierenden Bremsplatten davon, der allerdings wenige Sekunden später nicht mehr zu sehen war, weil sich der Reifen komplett auflöste. Einmal mehr löste sich die Lauffläche von der Karkasse. Perez' Frontflügel wurde dabei stark beschädigt und auch der hinterherfahrende Mark Webber bekam Teile des Reifens ab, musste deshalb einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen. "Die Situation war sehr gefährlich", sagte Perez ohne Umschweife. "Ich bremste am gleichen Punkt wie vorher, ganz normal und holte mir einen Bremsplatten, weil das Rad stehen blieb."

Fahrer hauen auf Pirelli ein

Unmittelbar nach dem Rennen äußerte sich Mark Webber über die Reifenproblematik. "Pirelli wird den Schaden auf Perez' Verbremeser schieben, aber es gibt einen Grund, wieso die Fahrer die Reifen blockieren: Weil die Reifen keinen Grip mehr haben", attackierte er die Italiener hart. Der Red-Bull-Pilot nimmt die Angelegenheit inzwischen mit Galgenhumor. "Die Reifen nutzen sich sehr stark ab und sie explodieren auch ein bisschen."

Was den Australier besonders stört: Der Reifenhersteller spielt mit der Gesundheit der Fahrer. "Die Fahrer sind nicht so super wichtig - es geht darum, was andere Leute wollen. So ist es", fuhr er fort. Immer wieder gibt es unterschiedliche Stimmen in der Formel 1. Viele wollen Reifen, die einen spannenden Rennverlauf ermöglichen. Um diesem Wunsch nachzukommen, experimentiert Pirelli mit Reifenkonstruktionen am Limit. Auch Sergio Perez gefällt dieser Missstand nicht. " Alle Fahrer sind deswegen besorgt. Wir können es uns nicht leisten, dass das noch mal passiert. Heute ist nichts Schlimmes geschehen, also wird keiner etwas dazu sagen, aber eines Tages wird etwas passieren und dann werden wir es bedauern, dass wir jetzt nichts dagegen unternommen haben."

So erklärt Pirelli den Reifenschaden

Perez' Verbremser sorgte für großes Aufsehen, Foto: Sutton
Perez' Verbremser sorgte für großes Aufsehen, Foto: Sutton

Mark Webber hatte Recht: Pirelli begründet Perez' Reifenschaden mit dem Bremsplatten, den er sich unmittelbar zuvor zugezogen hatte. "Die Telemetriedaten zeigen, dass es ein massiver Bremsplatten war. Es war ein riesiges Loch im Reifen. Dagegen können wir nichts machen", so Hembery, der noch einmal betont, dass die Schuld eindeutig nicht beim Reifenhersteller liegt. "Es gibt kein tiefgreifendes Problem… Bremsplatten oder Reifenschäden waren schon immer ein Teil des Motorsports."

Das sind die Konsequenzen

Konsequenzen sind ersteinmal nicht zu erwarten. Es war ersichtlich, dass ein massiver Bremsplatten letztlich zum Reifenschaden führte. Ob das so sein darf, sei dahingestellt. Kommt es zu ähnlichen Situationen, müssen die Teams in Zukunft konservativer zu Werke gehen. Zudem waren die Belastungen in Yeongam sehr hoch. Die Strecke verlangt den Reifen viel ab, Pirelli ging mit der Nominierung des Supersoft-Reifen ein hohes Risiko ein. Dass es für die letzten Rennen noch einmal neue Reifen gibt, darf wohl ausgeschlossen werden.