Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg, Nico Rosberg und Adrian Sutil sorgten beim Großen Preis von Korea an allen Ecken und Enden für Aufsehen - und an Mark Webbers Auto. Der eine macht den WM-Titel so gut wie klar, der andere wird in die Weltspitze des Motorsports empor gehoben und dann wäre da auch noch der Funkenflug des Jahres. Ein Rennen voller Superlative aus deutscher Sicht - Motorsport-Magazin.com erzählt die Geschichte der vier Deutschen in Yeongam.

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel gewann den Korea Grand Prix erwartungsgemäß, musste diesmal aber mehr kämpfen als zuletzt in Singapur bei seiner dominanten Vorstellung. Auch diesmal war der Sieg mehr oder weniger ungefährdet, lediglich in den letzten Rennrunden wurde es noch einmal spannend: Vettels rechter Vorderreifen baute merklich ab - das Team funkte den Weltmeister mehrfach an, auf seine Reifen Acht zu geben. "Mein rechter Vorderreifen sah gegen Ende des Stints nicht mehr so gesund aus", sagte der Heppenheimer. "Beim Bremsen kann man böse überrascht werden obwohl man das Gefühl hat, dass alles in Ordnung ist. Im schlimmsten Fall platzt der Reifen."

Vettel: Auf dem Weg zu Titel Nummer 4, Foto: Red Bull
Vettel: Auf dem Weg zu Titel Nummer 4, Foto: Red Bull

Doch die Reifen hielten und Vettel erzielte seinen dritten Korea-Sieg im vierten Rennen. Gleichzeitig war es sein vierter Erfolg nacheinander und mit nun 77 Punkten Vorsprung auf Fernando Alonso steuert Vettel konsequent auf WM-Titel Nummer 4 zu. Theoretisch könnte er schon am kommenden Wochenende in Suzuka alles klarmachen, wenn Alonso nicht über Platz neun hinauskommt. Für Vettel ist der Zeitpunkt allerdings egal, wie er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com klarmachte: "Zu Beginn der Saison lautete unser Ziel, um die Meisterschaft zu kämpfen. Das ist uns bis jetzt gut gelungen, wir sind in einer guten Position. Wo das passiert, ist nicht so wichtig - wichtig ist nur, dass es passiert."

Nico Hülkenberg

"Das war heute mit Sicherheit eines meiner besten Rennen", erklärte ein sichtlich stolzer Nico Hülkenberg - und stolz durfte der Sauber-Pilot sein. In Korea lieferte er einen sensationellen Job ab und wurde mit Platz vier, seinem besten Karriereergebnis, belohnt. "Das war ein Meisterstück, denn Lewis hat mächtig Druck ausgeübt. Er saß mir im Diffusor als ob da nichts wäre." Die deutschen Formel-1-Fans zitterten in den letzten Runden mit Hülkenberg, der sich heldenhaft gegen den drückenden Mercedes-Piloten Hamilton zur Wehr setzte und Platz vier über die Ziellinie rettete. Hamilton schüttelte anschließend nur den Kopf und stellte schon während des Rennens im Teamfunk fest, über welch extreme Traktion der Sauber-Bolide verfügte.

Freude pur bei Sauber, Foto: Sutton
Freude pur bei Sauber, Foto: Sutton

Hülkenberg, der vor einigen Wochen eine Absage von Ferrari erhielt und dessen Zukunft noch ungewiss ist, erhielt Lob von allen Seiten. "Willkommen in der Weltspitze", sagte Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Wenn man so ein Rennen fahren kann, wo einem Hamilton, Alonso und Konsortium derartig im Nacken sitzen, dann muss man schon abgebrüht und nervenstark sein. Die richtige Größe eines Rennfahrers siehst du immer dann, wenn er unter den unmöglichsten Umständen unter Druck keine Fehler macht beziehungsweise richtig agiert." Nach schwierigem Saisonstart sammelte Hülkenberg in den vergangenen drei Rennen 24 seiner insgesamt 31 WM-Zähler.

Nico Rosberg

Nico Rosberg gehörte zu den großen Pechvögeln in Korea. Ein Podiumsplatz sollte es mindestens sein und der Mercedes-Pilot war auf bestem Wege zu einem Top-Ergebnis. Dann nahm das Drama seinen Lauf. In der 28. Runde klappte plötzlich der Frontflügel seines Silberpfeils nach unten und sorgte in Kombination mit dem Streckenasphalt für einen spektakulären Funkenflug. Rosberg musste die Runde vorsichtig zu Ende bringen, in die Box abbiegen und sich eine neue Nase abholen. Dort wurde es nicht besser, denn das Team brauchte eine gefühlte Ewigkeit für den Flügeltausch. Wie konnte das passieren?

Rosberg: Probleme an allen Ecken und Enden, Foto: Sutton
Rosberg: Probleme an allen Ecken und Enden, Foto: Sutton

"Der Haken war oben verbogen, darum bekamen sie die Nase nicht herunter", betrieb Niki Lauda Aufklärung. Ursache für den Defekt war laut dem Österreicher ein Bruch der in Carbon eingegossenen Halterung, was noch nie zuvor passiert sei. "Das darf nicht sein, wir müssen jetzt schauen, was man da verstärken kann", so Lauda. Am Ende musste sich Rosberg mit Platz sieben zufrieden geben. Der war nach dem Rennen entsprechend gut gelaunt: "Spaß macht es schon noch, aber es gibt immer wieder heftige Momente. Es ist schwer zu verdauen, wenn ich gerade meinen Teamkollegen überholt habe, auf P3 gefahren bin und ein richtig cooles Gefühl habe und zwei Sekunden später fällt mir dann der Frontflügel ab."

Adrian Sutil

Fünf Runden vor Rennende war es endlich vorbei: Adrian Sutil parkte seinen Force India in der Box und machte frustriert Feierabend. Es war ein Rennen zum Vergessen für den Gräfelfinger: Kollision mit Kimi Räikkönen in der ersten Runde und ein defekter Frontflügel, dann der Ausrutscher in Kurve drei nach der Safety-Car-Phase, der in Mark Webbers Auto endete. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, erhielt Sutil bei seinem Stopp nach dem Crash wegen Speeding eine Durchfahrtsstrafe. "Ich hatte den Speed-Limiter nicht an", erklärte Sutil im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das war letztlich aber nicht mehr ausschlaggebend."

Sutil: Kein Glück in Korea, Foto: Sutton
Sutil: Kein Glück in Korea, Foto: Sutton

Kurz nach Rennende gab es obendrein noch einen Einlauf von Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko, über den Zwischenfall mit Webber und dessen Ausfall überhaupt nicht glücklich war. "Der Herr Sutil ist ihm mit weiß der Teufel wie viel Überschuss in das Auto gekracht", so Marko bei Motorsport-Magazin.com. Sportsmann Sutil hatte die Situation allerdings mit Webber geklärt und sich für die Rutschpartie in dessen Heck persönlich entschuldigt: Er hat sie akzeptiert, das war schön. Ich denke, er hat Verständnis, denn ihm ist bestimmt auch schon mal so ein Fehler passiert. Wir fahren alle am Limit, aber keiner will einem anderen wehtun."