Früher war alles besser. Ein oftmals verwendeter Spruch, der gewiss manchmal seine Berechtigung hat, nicht jedoch, was die Sicherheitsvorkehrungen im Motorsport im Allgemeinen und der Formel 1 im Speziellen betrifft. Seit knapp zwei Jahrzehnten, seit Ayrton Sennas und Roland Ratzenbergers tragischen Unfällen in Imola, gab es in der Königsklasse des Motorsports keine tödlichen Crashs mehr. Dennoch ist die Gefahr allgegenwärtig - vor allem, wenn sie unterschätzt wird.

Stuck 1976 beim Österreich GP, Foto: Sutton
Stuck 1976 beim Österreich GP, Foto: Sutton

"Niemand darf sagen: Die Formel 1 ist heute sicher. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen kann etwas passieren. Formel 1 ist ja keine Kaffeefahrt", meint daher DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck, der die wilden Zeiten noch hautnah miterlebte. Trotzdem sei der Sport viel professioneller geworden und das Feld durch technische Verbesserungen weiter zusammengerückt, weshalb sich die Piloten nun mehr als früher auf ihren eigentlichen Job, das Fahren, konzentrieren könnten, so der Deutsche.

"Man muss umdenken und nicht jedes Jahr alles schneller und besser machen wollen", fordert Stuck im österreichischen Fernsehen. "Heute ist die Formel 1 sehr kompliziert. Mir ist die Formel 1 zu künstlich geworden. Man muss die Regeln einfacher machen, dann hat man wieder spannende Rennen und der Zuschauer freut sich." Vor allem angesichts der zahlreichen Teams, die um das finanzielle Überleben kämpfen, müssen die Alarmglocken schrillen, so 74-fache Grand-Prix-Pilot. "Wir müssen die Kosten senken, damit wir genügend Teams haben. Da muss Bernie Ecclestone mal so langsam etwas tun."

Vettel ist feingeschliffen

Stuck beobachtet jedoch nicht nur einen Wandel auf dem technischen Sektor, auch die Fahrer haben sich gegenüber seiner aktiven Zeit stark verändert. "Sebastian Vettel ist ein ganz toller Typ. Er ist feingeschliffen, sehr wohlerzogen", sagt er. "Er gewinnt alles. Und dann kommen so Typen wie Alonso und Räikkönen, die viel besser in dieses Rennfahrer-Klischee passen. Das sind die wilden Hunde. Die haben alle Fans hinter sich. Insgesamt fehlen heute aber die richtigen Charaktere in der Formel 1."

David Coulthard, der selten um einen flotten Spruch verlegen ist, führt die immer geringere Anzahl der ausgeprägten Charaktere vor allem auf die mittlerweile enorme Medienvielfalt zurück. "Es ist heute in der modernen Zeit viel schwerer für einen Formel 1-Fahrer seinen Charakter wirklich zu zeigen", meint der Schotte. "Skandale und Details aus dem Privatleben würden viel schneller verbreitet werden, beispielsweise über soziale Netzwerke. Die Sponsoren wären sehr wütend."