Eine harmonische Beziehung zwischen Teamkollegen sieht sicher anders aus als diejenige zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber bei Red Bull. Mehrfach eskalierte der schwelende Konflikt im Red-Bull-Team, sei es durch den Crash in der Türkei 2010, die Frontflügel-Saga in Silverstone, die Beinahe-Kollision beim Start in Brasilien 2012 oder die Multi21-Affäre in Sepang. Trotzdem gibt Vettel zu, dass ihm Mark Webber in gewisser Hinsicht fehlen werde, schließlich sei er eine große Motivation für ihn gewesen. Mit Daniel Ricciardo bekommt er erstmals bei RBR einen neuen Stallgefährten.

"Man kann über unser Verhältnis denken, was man will, aber letzten Endes haben wir uns beide sehr hart gepusht. Das wird mir fehlen", sagt der 26-Jährige gegenüber der Sportwoche. "Er ist sehr wichtig gewesen, um hungrig zu bleiben, selbst wenn es von außen anders ausgesehen haben mag." Es ist kein Geheimnis, dass die beiden vom Charakter her nicht zusammengepasst haben, doch eine Art an seinem Teamkollegen gefällt Vettel ganz besonders: Webber spricht Dinge offen und gerade heraus. "Ich mag die 'graden Michl', wie ihr Österreicher sagt", grinste er.

In der Multi21-Affäre eskalierte der schwelende Konflikt zwischen Vettel und Webber, Foto: Sutton
In der Multi21-Affäre eskalierte der schwelende Konflikt zwischen Vettel und Webber, Foto: Sutton

Vettel gibt zu, dass Webber ihn teilweise auch zur Verzweiflung getrieben hat: "Mark hat immer zwei, drei Ecken gehabt, wo ich mir die Zähne ausgebissen habe. Da versucht man dahinterzukommen, und da hat er mich genug beschäftigt." Für Vettel ist Webber also eine Motivation, doch wie sieht es andersrum aus? "Ich bin in den letzten Jahren mit meiner Motivation am Limit gewesen", gibt der Australier gegenüber dem F1 Racing Magazin zu. Er könne sich nicht mehr motivieren, begründet er seinen Schritt in Richtung Porsche.

Vettel bezieht sich auch auf das Verhältnis zu Dr. Helmut Marko. Hin und wieder klingelt noch sein Telefon. "Er sagt auch heute noch ohne Scheu, wenn ich einen Fehler mache: Das war nix!" Diese Anrufe sind bei jungen Red-Bull-Nachwuchspiloten gefürchtet. "Er hat mir damals schon deutlich gesagt, wenn was nicht gut gelaufen ist. Ich habe das auch mitbekommen bei anderen, die sich all diese Kritik sehr zu Herzen genommen haben." Mittlerweile kann er das aber lockerer sehen: "Wenn ich das Qualifying verbocke, kann ich ja trotzdem ein gutes Rennen fahren."