Sergey Sirotkin ist an diesem Wochenende erstmals Teil des Sauber-Teams, für das er 2014 als Stammfahrer auf Punktejagd gehen soll. "Es ist einfach unglaublich hier. Ich habe mir zwar Gedanken gemacht, was mich hier erwarten könnte, aber ich hätte nie mit so etwas gerechnet", war der 18-jährige von seinen ersten Eindrücken im F1-Paddock überwältigt. "Das kann man überhaupt nicht mit den anderen Serien vergleichen, in denen ich bisher gefahren bin."

Die Gastfreundschaft des Schweizer Rennstalls lobte Sirotkin. "Alle haben mich sehr freundlich aufgenommen. Ich fühle mich hier sehr wohl", der aber auch von der Größe der Hinwiler Mannschaft überrascht war. "Es gibt so viel Personal, so viele verschiedene Abteilungen. Es ist ein echt harter Job, all das unter einen Hut zu bringen." Das Monza-Wochenende soll für den nächstjährigen Einsatzfahrer so eine Art Schnupperkurs sein. "Ich werde an allen wichtigen Meetings teilnehmen - das ist Teil des Integrationsprozesses."

Ein Prozess, der Sirotkin zunächst einmal die Superlizenz einbringen soll. Über diese für die Königsklasse verpflichtende Fahrerlaubnis verfügt der 18-Jährige nämlich noch gar nicht. "Ich weiß aber noch gar nicht, wie das ablaufen wird. Ich weiß nur, dass ich eine gute Leistung bringen muss und bin überzeugt, dass ich das schaffe. Ich freue mich schon darauf." Zu Vorbereitungszwecken wird der Russe in alten Sauber-Boliden üben. "Wir werden mit dem 2011er-Auto testen und noch im September einen Demorun in Sotchi fahren." Auch ein Simulatortest steht auf dem Programm. "Wir wissen aber weder wann, noch wo", wie Sirotkin zugibt.

Kein Druck

Darüber hinaus wird auch das Fitnessprogramm des Russen umgestellt, um den Sprung von der Formel Renault in die Formel 1 auch körperlich gut zu verkraften. Druck verspüre er hingegen noch keinen, so Sirotkin. "Ich bleibe entspannt und versuche meinen Job gut zu erledigen. Es macht mich auch nicht nervös, dass jetzt mehr Leute auf meine Zeiten und Ergebnisse schauen als in der Formel Renault." Vor dem Aufstieg hat er trotz seines geringen Alters keine Angst: "Es ist ein großer Sprung, aber wenn ich genug testen kann, wird es kein Problem werden."

Allerdings würde er es sich jetzt noch nicht zutrauen, den Boliden zu pilotieren. "Um ehrlich zu sein, fühle ich mich noch nicht bereit. Aber ich habe ja noch ein halbes Jahr und wenn in dieser Zeit alles glatt geht, werde ich mehr als bereit für mein erstes Rennen sein", verspricht Sirotkin.

Kritik an seinem Paydriver-Zugang zu Sauber schmetterte er ab. "Es gab in den letzten Jahren einige Fahrer, die auf dieselbe Art und Weise zu ihrem Cockpit gekommen sind wie ich. Mein Job ist, ein Auto so schnell wie möglich zu fahren. Alles andere kümmert mich nicht", sagt der Russe, der kritischen Stimmen erst gar kein Gehör schenkt. "Ich versuche es nicht an mich ran zu lassen, was andere Leute über mich sagen oder denken. Wenn ich meinen Job richtig erledige, wird auch positiv über mich geschrieben werden. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, der Rest sind nur Leute, die reden."

Zu seinen Kritikern zählte zuletzt auch Red Bulls "Chefausbilder" und Toro Rossos Teamchef Franz Tost, der in der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins meinte: "Man muss ihm Zeit geben und dann wird man sehen. Allerdings ist meine Meinung, dass Fahrer vor 20, 21, 22 Jahren nichts in der Formel 1 zu suchen haben. Die Formel 1 ist eine enorme, mentale Belastung und mit 17, 18, 19 Jahren ist es sehr schwer, mit all dem klarzukommen und gleichzeitig gute Leistungen zu bringen."

Den Unkenrufen zum Troztz ist Sirotkin nur noch eine Superlizenz vom endgültigen Sprung in die Königsklasse entfernt. Die Vorfreude ist groß: "Die Formel 1 war schon immer mein Traum. Es ist nett, dass die Erfüllung dieses Traums jetzt näher und näher rückt." Sein Idol gab er bei seiner Antrittspressekonferenz in der Hospitality von Sauber auch preis: "Michael Schumacher, weil er alles gewonnen hat, als ich ein Kind war." Dieser hatte bei Sirotkins Geburt übrigens bereits seinen ersten WM-Titel im Benetton eingefahren.