Sebastian Vettel kehrt dieses Wochenende an den Ort seines ersten Siegs in der Formel 1 zurück. Am 14. September 2008 gewann der damalige Toro-Rosso-Pilot den Großen Preis von Italien. Sein Teamchef zu diesem Zeitpunkt, Franz Tost, schreibt in seiner Kolumne für die Welt, dass er schon vor Monza wusste, mit wem er es zu tun hat, nämlich mit einem "sehr professionellen Fahrer, mit großem Talent und viel Leidenschaft." Vettel habe stets sein Umfeld beobachtet, um sich die Stärken einzelner Leute abzuschauen und zu seinen eigenen zu machen. "Er hatte schon damals ein besonderes Kaliber", stellt Tost fest.

Bereits nach dem vierten Platz in China im Vorjahr sei ihm klar gewesen, dass Vettels Weg nur steil nach oben führen kann. "Er wirkte von Rennen zu Rennen ruhiger, überlegter, souveräner. Damals wie heute hat mich seine Intelligenz beeindruckt", meint Tost. Mit Intelligenz umschreibe er dabei nicht nur Vettels Verhalten im Cockpit, sondern auch danach, wenn er aus dem Auto steigt. "Das ist ein entscheidender Punkt, denn es setzt sich am Ende immer nur der Fahrer durch, der mental am stärksten ist. Dieses Vermögen zeigt sich in der Praxis darin, wie präzise ein Fahrer sein Team sieht, sein Umfeld analysiert, wie souverän er auf nicht vorhersehbare Situationen reagiert", erläutert Tost. "In Ausnahmesituationen unterscheidet sich ein Weltmeister von einem normalen Fahrer."

Den Grundstein zu Vettels ersten Sieg legte Toro Rosso damals am Freitag, wie sich Tost erinnert. Das Team schickte beide Fahrer mit Regenreifen auf die Strecke, damit sie sich an die kniffligen Bedingungen gewöhnen. "Es sollte sich auszahlen, aber am Ende war das nur ein Schlüssel für Sebastians Trainingsbestzeit und seinen Sieg", erzählt Tost. "Der zweite war Sebastian selbst. Er hat in diesem schwierigen Rennen nicht einen Fehler gemacht. Das Team hat auch perfekt gearbeitet, aber am Ende war er es, der das Auto gefahren hat. Es war eine Glanzleistung", schwärmt er. "Spätestens nach diesem Rennen war klar, zu welchen Leistungen dieser junge Mann in der Lage ist."

Der Aufstieg zu Red Bull im Jahr darauf war für Tost folgerichtig und er vermutete von Anfang an, dass das Trio Adrian Newey, Christian Horner und Vettel große Erfolge einfahren würde. Durch die Erfolge sei Vettel noch stärker geworden und wandelt daher auf den Spuren der ganz Großen des Sports. "Er besitzt das Format von Ayrton Senna, Alain Prost oder Michael Schumacher", stellt Tost klar.