Was sagst du zum heutigen Qualifying und den Wetterkapriolen?Christian Danner: In Spa kann man sich darauf verlassen, dass man sich auf das Wetter nicht verlassen kann. Die Wettervorhersage gehört in dieselbe Kategorie - es kommt zu 100 Prozent anders als man denkt. So gesehen fand ich ein sauspannendes Qualifying, wobei die Top-5 eine reine Glückssache war. Selbst Niki [Lauda] hat mir gesagt, dass man das nicht planen kann, sondern allein Glückssache ist.

Schade, dass Paul di Resta noch von der Pole gekickt wurde.
Christian Danner: Ja, weil er der einzige war, der anti-zyklisch reagiert hat. Leider hat es nicht funktioniert, weil man sich in Spa auch auf ein unverlässliches Wetter nicht verlassen kann. Das Team hatte nicht damit gerechnet, dass es am Ende noch mal so trocken sein würde wie es dann war. Aber generell hat es Spaß gemacht, das Qualifying zu verfolgen.

Was heißt das für das Rennen?
Christian Danner: Ich gehe davon aus, dass alle - mit Ausnahme von Paul di Resta - die innerhalb der Top-10 stehen, um den Sieg mitkämpfen werden. Es kommt darauf an, ob es so wird wie ich vermute, basierend darauf, dass die Wettervorhersage nicht stimmt. Ich sage - es wird morgen trocken und sonnig sein. Dann wird es ein normales Rennen, wo wir am Schluss wieder Kimi vorne mit dabei haben. Wenn es hingegen ohne Ende schifft, dann hat Alonso auf P9 auch Siegchancen. Das wäre cool. Diese Unsicherheit finde ich sehr charmant. Ich freue mich auf Rennen, wo ich weiß, dass verschiedene Fahrer und verschiedene Autos gewinnen können.

Vettel hat gute Karten, Foto: Sutton
Vettel hat gute Karten, Foto: Sutton

Viele gehen davon aus, dass wenn Vettel hier gewinnt, die WM so gut wie entschieden ist. Du auch?
Christian Danner: Das Training am Freitag im Trockenen hat gezeigt, dass wenn es darauf ankommt, der Red Bull unfassbar schnell sein kann. Das gilt für beide Konfigurationen - mit oder ohne Flügel. Das fand ich deshalb so beeindruckend, weil ab diesem Rennen eigentlich nichts mehr entwickelt wird. Das heißt, wenn ein Auto hier einen derartigen Vorteil hat, dann wird es diesen Vorteil mit in die zweite Saisonhälfte nehmen und bis zum letzten Rennen haben. Wenn sich das wirklich so abzeichnen sollte, dann finde ich, hat Sebastian Vettel in der WM sehr gute Karten.

Die Fahrer und Teams lieben diese Rennstrecke. Was ist das Besondere an Spa?
Christian Danner: Ich bin ebenfalls ein Fan, ich komme immer sehr gern hier her. Die Fans sind hier gut drauf, auch wenn sie im Matsch herumstehen. Ich finde, das ist ein Teil des Motorsports, den wir nicht verlieren dürfen. Es darf nicht alles Etepetete und voller VIPs sein - ich finde es toll, wenn Leute zwischen den Bäumen hocken und die Rennen - selbst die Rahmenrennserien - ansehen. Das ist wichtig - und das erlebt man hier in Spa. Ich mag diese Attitüden Ardennenachterbahn oder Schumis Wohnzimmer nicht - diesen Bullshit kann ich nicht hören. Für jeden Fahrer ist es fantastisch in Spa zu fahren, wir alle sagen, dass es unsere Lieblingsstrecke ist.

Meinst du, dass es hier back to the Roots - hin zum alten Motorsport - geht?
Christian Danner: Ja, aber ohne die Nachteile, die der alte Motorsport hatte. Hier sind einige Ingredienzien da, die einfach toll sind. Es ist hier nicht immer alles super organisiert oder super sauber, du kannst hier nicht mit trockenen Füßen von A nach B laufen - Spa ist eben anders. Das finde ich sehr erfrischend. Somit sollten wir alle appellieren, dass der Grand Prix erhalten bleibt, denn viele von dieser Sorte gibt es nicht. Gerade letztens habe ich mit Stefan Johansson gesprochen, der mit einem LMP2 in Texas gefahren ist. Er meinte, dass ist wieder eine fucking Tilke-Strecke - und Recht hat er. Die neuen Rennstrecken sind alle plastisch und nichts, was einem Fahrer wirklich Spaß macht.