Was wäre die Formel 1 ohne Ferrari? Egal wo auf der Welt die Königsklasse gerade gastiert, fast überall sind Ferrari-Fahnen in der Überzahl. Vor allem die Rennen in Italien, zu denen jedes Jahr zehntausende Tifosi pilgern, zeigen immer wieder auf, wie wichtig die Scuderia für die Formel 1 ist. Am 18. Februar 1898 wurde Enzo Ferrari, der Gründer der Marke, geboren. Motorsport-Magazin.com erinnert an jenen Mann, der nicht nur Ferrari zur Mythosmarke werden ließ, sondern für viele Enthusiasten Inbegriff für Motorsport war und ist.
Enzo Ferrari erblickte in Modena das Licht der Welt. Als Sohn eines Schlossers wurde ihm die Affinität zur Technik praktisch in die Wiege gelegt. Doch die Leidenschaft konnte er nicht lange gemeinsam mit seinem Vater ausleben. Im ersten Weltkrieg fiel Vater Alfredo, ebenso wie Enzos älterer Bruder. Er selbst kämpfte in der Artillerie und wurde noch 1916 schwer krank, überlebte aber. 1927 erhielt er für seinen Einsatz den Orden 'il Commendatore'. So wurde er später auch genannt.
Nach dem ersten Weltkrieg bestand die Familie Ferrari nur noch aus Enzo und seiner Mutter. Der Sohn hatte einen Traum: Er wollte Rennfahrer werden. Einer Legende nach soll er sogar das väterliche Haus verkauft haben, um sich den Traum vom Rennfahren realisieren zu können. Sein technisches Wissen, das er sich im Schlossereibetrieb aneignete, sein unbändiger Wille und nicht zuletzt Talent halfen ihm dabei, zahlreiche Erfolge auf nationaler Ebene zu feiern. Ferrari wurde als Werkspilot bei Alfa unter Vertrag genommen, für ganz große Erfolge reichte es aber nicht. 1924 traf er zum ersten Mal auf Tazio Nuvolario, den besten Rennfahrer dieser Epoche. Ferrari soll von dessen Talent so überwältigt gewesen sein, dass er sein eigenes Können anzweifelte und den Helm an den Nagel hing.
Der Motorsport bestimmte aber weiterhin sein Leben. Er wurde Teammanager bei Alfa und leitete die Renneinsätze. 1929 gründete er dann die Scuderia Ferrari, zunächst ein reines Rennteam. Alfa überließ die Renneinsätze Ferrari, so dass in der Folge Alfa unter dem Namen Ferrari an Rennen teilnahm. Auch wenn Enzo immer wieder als kalt, unbarmherzig und skrupellos bezeichnet wird - weshalb er auch den Beinamen il Drago, also der Drache, erhielt -, ein gewisses Talent im Umgang mit Menschen musste er besitzen. Nicht umsonst brachte er den damals schon großen Alfa-Konzern dazu, unter seinem Namen zu starten.
1932 kam Dino, Ferraris erster Sohn, zur Welt. Dino veränderte sein Leben, die einzig wahre Liebe gebe es nur zwischen Vater und Sohn, soll Enzo gesagt haben. Doch der frühe Tod enger Familienmitglieder zieht sich durch sein Leben wie ein roter Faden: 1958 verstarb Dino im Alter von 26 Jahren an Muskelschwund. Für den Vater ein schwerwiegender Verlust, den er niemals ganz verarbeiten konnte.
Die ersten eigenen Autos
1939 trennten sich die Wege von Alfa und Ferrari. Der Zweite Weltkrieg begann und Ferrari stellte sich in den Dienst der Rüstungsindustrie. Nachdem die Produktionsstätten Ferraris von amerikanischen Bomben zerstört wurden, zog er in das nahegelegene Maranello um, wo er sein erstes eigenes Auto konstruierte. Obwohl gelb die eigentliche Farbe Ferraris war - sie bildet den Hintergrund des Ferrari-Logos und ist der Fahne Modenas entliehen - gingen Ferraris Boliden stets mit roter Lackierung an den Start.
"Weil rot die Farbe des Blutes, der Leidenschaft und der Liebe ist", erklärte Luca di Montezemolo, Ex-Chef des Unternehmens, gerne. Jeder rote Ferrari spiegelt somit die Leidenschaft des Firmengründers wieder, die unbändige Passion, den schnellsten Rennwagen der Welt zu bauen. Diese Leidenschaft verlangte Ferrari von jedem einzelnen seiner Angestellten, allen voran von den Fahrern. Er trieb seine Piloten bis ans Limit und nicht selten darüber hinaus. Zahlreiche Fahrer mussten für Ferrari ihr Leben lassen, auch Enzo Ferrari soll wegen seiner fordernden Art seinen Anteil daran haben.
Für Ferrari war es mehr als ein Job, für seinen Rennstall zu fahren, es war für ihn vielmehr eine Ehre, die jedem zuteil wurde, der in einen Boliden der Scuderia steigen durfte. So zerwarf er sich nicht selten aus diesem Grund mit Fahrern und Kunden. Ferruccio Lamborghini, der einen Straßen-Ferrari besaß, beschwerte sich einst über die Anfälligkeit seines Fahrzeugs beim Firmenchef selbst. Erzürnt soll Enzo Ferrari Lamborghini mit den Worten, er habe doch keine Ahnung von Sportwagen und kenne sich nur mit Traktoren aus, verjagt haben. Daraufhin begann Lamborghini dann selbst, Autos zu bauen.
Sein Umgang mit den Piloten, die damals in jedem Rennen ihr Leben für Ferraris Erfolg aufs Spiel setzten, war nicht herzlicher. Nach Niki Laudas schwerem Unfall auf dem Nürburgring 1976, kümmerte sich Ferrari umgehend um einen Ersatz für den Österreicher, schließlich galt es, die Konstrukteursweltmeisterschaft zu verteidigen. So wurde kurzerhand Carlos Reutemann verpflichtet, was Lauda gar nicht gefiel. Ein Jahr später verließ er das Team deshalb, obwohl er gerade zum zweiten Mal mit der Scuderia Weltmeister geworden war.
Die Kontroversen rund um Enzo Ferraris rauen und kompromisslosen Führungsstil fanden ihren Höhepunkt 1982. Beim Großen Preis von Italien machten die Ferrari-Piloten Gilles Villeneuve und Didier Pironi den Sieg unter sich aus. Ob es eine Stallorder gab oder nicht, ist bis heute unklar, Pironi klaute Villeneuve in der letzten Runde den Sieg. Am folgenden Rennwochenende verunglückte Villeneuve tödlich, als er versuchte, Pironis um 0,1 Sekunde schnellere Zeit zu unterbieten. Vielerorts wird die Meinung vertreten, Enzo Ferrari habe die beiden Piloten gegeneinander ausgespielt, um beide an ihre Leistungsgrenzen zu treiben und sei deshalb nicht unbeteiligt am Tod Villeneuves.
Im Alter von 90 Jahren starb Enzo Ferrari am 14. August 1988 in Modena eines natürlichen Todes. Damit auch danach der Name Ferrari im Konzern nicht an Bedeutung verliert, sorgte er dafür, dass Piero Ferrari, Sohn aus zweiter Ehe, sein Erbe antreten konnte - ein fast schon riskantes Unterfangen im streng katholischen Italien. Kurz nach Enzos Tod stand das Heimrennen in Monza an. McLaren dominierte die Saison und gewann jedes einzelne Rennen - bis auf Monza. Gerhard Berger, der letzte von Enzo Ferrari verpflichtete Pilot, gewann den Italien GP vor seinem Teamkollegen Michele Alboreto und sorgte so für den vielleicht emotionalsten Ferrari-Sieg in der Geschichte.
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