Wie am Dienstag bekannt wurde, wird die Formel 1 2014 nach Österreich zurückkehren. Bis 2020 soll der Grand Prix von Österreich am Red Bull Ring nahe Spielberg ausgetragen werden - vorausgesetzt, Anrainer, Politik und Bescheide werfen dem Vorhaben keine Prügel in den Weg. Motorsport-Magazin.com hat für Sie eine Zusammenfassung aller Hindernisse, die erst noch überwunden werden müssen.

Auf demselben Streckenlayout wurden bereits Formel-1-Rennen bestritten, Foto: Sutton
Auf demselben Streckenlayout wurden bereits Formel-1-Rennen bestritten, Foto: Sutton

1. Rennstrecken-Lizenz

Ist die Strecke an sich Formel-1-tauglich? Ja, ist sie. Bereits von 1997 bis 2003 wurden auf dem aktuellen Streckenlayout Formel-1-Rennen gefahren. Der Red Bull Ring stellt aus Streckensicht trotz der vielen Umbaumaßnahmen somit eigentlich nur eine Namensänderung dar. Bereits vor der Eröffnung im Mai 2011 wurde die Strecke dementsprechend auch von FIA-Renndirektor Charlie Whiting abgenommen und mit dem entsprechenden Lizenzgrad versehen, die Formel-1-Rennen erlaubt.

2. Zuschauerbeschränkungen

2004 ließ Red Bull die Rückholung der Formel 1 als Ziel verlautbaren, bei der Eröffnung 2011 war allerdings keine Rede mehr davon. Grund: Die Zuschauerbegrenzung von je 25.000 Besuchern an zwei aufeinanderfolgenden Tagen würde jedes Vorhaben, die Formel 1 nach Österreich zurückzuholen im Keim ersticken. Ohne großen Medienrummel wurde die Zuschauergrenze 2013 auf 40.000 Zuschauer angehoben, für F1-Verhältnisse allerdings immer noch viel zu wenig. Für eine finanziell zumindest einigermaßen vernünftige Durchführbarkeit muss das Limit auf jeden Fall erhöht werden. Beim letzten Grand Prix auf dem damaligen A1-Ring waren 80.000 Zuschauer vor Ort - alleine am Rennsonntag, die Spitzenwerte lagen 1997 sogar bei 120.000 Fans. Will man für den Zuschaueransturm einigermaßen gerüstet sein, ist eine Erhöhung auf ein ähnliches Niveau unumgänglich.

2003 nahmen am Rennsonntag 80.000 Zuschauer auf den Tribünen Platz, Foto: Sutton
2003 nahmen am Rennsonntag 80.000 Zuschauer auf den Tribünen Platz, Foto: Sutton

3. Lärmkontingent

Zusammen mit der Zuschauerbeschränkung wurde für das Projekt Spielberg auch ein jährliches Lärmkontingent beschlossen, um Anrainer und die Natur in der Umgebung zu schützen. Dieses Lärmkontingent darf nicht überschritten werden. Nun wurde allerdings bei der Berechnung dieses Kontingents ein mögliches Formel 1-Comeback nicht berücksichtigt. Würde die Formel 1 für 3 Tage die Gegend mit ihren lauten Motoren beschallen, wäre das vorhandene Kontingent alleine mit dieser einen Veranstaltung aufgebraucht, es wären keine weiteren Rennen mehr möglich. Nachdem allerdings der Vertrag mit der DTM bereits verlängert wurde und das Unternehmen Red Bull Ring für keinen der Beteiligten lohnenswert wäre, wenn die gesamte Anlage in den nächsten sieben Jahren nur für eine einzige Veranstaltung pro Saison erhalten werden würde, ist auch hier eine Veränderung auf jeden Fall notwendig.

4. Bauliche Maßnahmen

Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, müssen vor dem Rennen auch noch einige bauliche Veränderungen am Ring-Gelände vorgenommen werden. Der ursprüngliche Plan für das Projekt Red Bull Ring sah anstelle der aktuell vorhandenen Naturtribüne entlang der Start-Ziel-Geraden ein Gebäude vor, dem oben noch Tribünen aufgesetzt werden sollten. Dieser Plan wird wohl bis Juli 2014 umgesetzt werden müssen, um neben weiteren Zuschauern auch mehr Journalisten Platz zu bieten. Denn auch das aktuelle Media-Zentrum im Boxengebäude wäre dem Ansturm internationaler Journalisten nicht gewachsen. Die baulichen Maßnahmen sollten Red Bull allerdings vor keine allzu großen Probleme stellen, existiert doch bereits eine behördliche Bewilligung für das neue Gebäude.

5. Verzögerungen durch Anrainerbeschwerden

Für eine Erhöhung des Zuschauerlimits und des Lärmkontingents auf ein annehmbares Niveau muss zuerst einmal ein Konzept erstellt werden, wie die Formel-1-Veranstaltung in der Steiermark 2014 aussehen könnte. "Wir brauchen dieses Betriebskonzept für 2014 so schnell wie möglich, um zu klären, ob es innerhalb des bestehenden UVP-Bescheids Platz hat", erklärte Landeshauptmann Franz Voves das Verfahren. Sollten die zuständigen Behörden dabei zu dem Schluss kommen ,dass die Beschränkungen für Umwelt und Anrainer gelockert werden können, wäre das der deutlich leichtere Weg, die Anrainer hätte dabei kein Mitspracherecht. Bei einer (sehr wahrscheinlichen) kompletten Veränderung des aktuellen Betriebskonzepts, wird auch eine erneute Umweltverträglichkeitsprüfung nötig sein. Falls die Anrainer mit diesem Konzept allerdings nicht zufrieden sein sollten, können diese als involvierte Partei das Verfahren durch Einsprüche verzögern. Nachdem das Jahr, das bis zur Austragung als Vorbereitung bleibt, laut Aussage der Behörden relativ wenig Zeit ist, würde eine Verzögerung vermutlich eine Austragung 2014 zu Fall bringen.

6. Kosten

Ein weiterer Grund, warum die Austragung eines Formel 1-Rennens in den letzten Jahren stets als nicht durchführbar zurückgewiesen wurde, waren die hohen Kosten. Zu Zeiten des A1-Rings wurden die Lizenzgebühren vom Land Steiermark getragen, die Verantwortlichen schlossen in der jüngsten Vergangenheit allerdings dezidiert aus, jemals wieder öffentliche Gelder für diese auszugeben. Nun hat sich Dietrich Mateschitz nach langen Verhandlungen mit Bernie Ecclestone bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen. "Die Einnahmen durch den Ticketverkauf werden vermutlich nur die Organisationskosten decken", wird Mateschitz zitiert. Für den Landtagsabgeordneten der Grünen Walter Kogler ist die Übernahme der Kosten durch Red Bull eine Grundvoraussetzung. "Wenn das Motorsport-Event sich selbst finanziert, stellen wir uns nicht in den Weg. Es darf vom Land Steiermark allerdings keine Subventionen für das Projekt geben", stellte er klar.

7. Infrastruktur

"Drinnen im Ringgelände - alles perfekt, wunderbar. Aber draußen - die Zeit steht, wie vor 20 Jahren", verlieh Bernie Ecclestone einst seinem Ärger über die zu schwache Infrastruktur in Zeltweg Luft. Was hat sich seither verändert? Die Parkplätze sind weiterhin auf Feldern untergebracht, bei starken Regenfällen könnte das Rennen um die Parkplätze somit zur Schlammschlacht werden. Neben dem Weg zu den Tribünen liegen zumeist Rinder im Gras, die sich wiederkäuend der Natur erfreuen. Wie dieses Bild im Vergleich zu anderen Rennstrecken, die hochprofessionell geplant und mit der entsprechenden Infrastruktur versehen wurden, wirkt, sei dahingestellt. Doch die Rennstrecke nahe Spielberg ist bekannt als Naturarena, die Fahrer lieben sie aufgrund der Landschaft, in die sie eingebettet ist.

8. Hotels

Womit wir bereits beim zweiten Infrastruktur-Problem wären: die Unterkünfte der Fahrer, Teammitglieder, Journalisten, Zuschauer. Auf diesem Gebiet hat sich in den vergangenen fünf Jahren viel getan. Dietrich Mateschitz hat nicht nur in die Rennstrecke selbst investiert, sondern in die gesamte Region. Mehrere Hotels der Umgebung wurden von Red Bull aufgekauft und zu luxuriösen Unterkünften umgestaltet, in Zukunft soll dieser Prozess weiter fortgesetzt werden. "Was in der kurzen Zeit bis zum nächsten Jahr möglich ist, ist schwierig zu sagen, aber nachdem der Vertrag längerfristig gilt bis 2020, wird infrastrukturell stark aufgeholt werden. Es hat sich in den letzten Jahren schon stark verbessert. Ich würde sagen, die Gastfreundlichkeit der Steirer macht sicherlich auch den einen oder anderen fehlenden Stern wett", ist sich Manfred Lenger, der Bürgermeister der Gemeinde Spielberg, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com sicher.

9. Fazit

Keine Frage, die Formel 1 wird nach Österreich zurückkehren, trotz der noch zu überwindenden Probleme. Die Erfolge Red Bulls in der Formel 1 haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen. Wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung der Pläne ist allerdings das richtige Zusammenspiel der vielen Faktoren, Gremien und beteiligten Einzelpersonen. Nachdem die Formel 1 ein touristischer und wirtschaftlicher Riesenfaktor ist und alleine der Werbewert durch eine halbe Milliarde TV-Zuseher beträchtlich sein wird, dürfte die Region alles daran setzen, den Deal perfekt zu machen. "Ich denke, dass alle beteiligten Stellen, die für die Behandlung der Auflagen und behördlichen Genehmigungen zuständig sind, an einem Strang ziehen werden, damit die F1 wirklich wieder zurück nach Spielberg und Österreich kommt", erklärte Lenger gegenüber Motorsport-Magazin.com.