Die optimale Strategie zu finden, wird für die Teams in Ungarn eine besondere Herausforderung werden. Das liegt zum einen daran, dass die neuen Reifen, die Pirelli nach dem Debakel in Silverstone kreierte, wohl länger halten als ihre Vorgänger, auch wenn die Mischungen gleich geblieben sind. Zum anderen haben die vom World Motor Sport Council abgesegneten Sicherheitsmaßnahmen nach dem Unfall eines Kameramanns in der Boxengasse während des Deutschland GP Auswirkungen auf die Strategie. Denn die Piloten verbringen durch die Absenkung des Tempolimits von 100 auf 80 km/h etwa drei Sekunden mehr in der Boxengasse. Daher werden die Teams versuchen, mit so wenig Stopps wie möglich auszukommen.

Lotus geht als Favorit ins Ungarn-Wochenende., Foto: Sutton
Lotus geht als Favorit ins Ungarn-Wochenende., Foto: Sutton

Die ersten Stopps werden wohl in Runde 17 bis 20 erfolgen. Für die Teams wird es enorm wichtig sein, den Punkt auszumachen, an dem der mittlere Reifen über einen langen Stint womöglich der bessere Reifen ist. Die Strategie spielt aufgrund der geringen Überholmöglichkeiten - trotz DRS - eine wichtige Rolle. Eine Zwei-Stopp-Strategie wird wohl wie im vergangenen Jahr die am häufigsten verwendete sein. Dass ein Safety-Car-Einsatz die Strategie beeinträchtigt, müssen die Teams nicht allzu sehr befürchten, denn die Wahrscheinlichkeit liegt bei gerade einmal zehn Prozent.

Laut dem UBS Strategy Report wird es nach wie vor ein Vorteil sein, wenn man mit einem Stopp weniger auskommt als die Konkurrenz und den weichen Reifen länger fahren kann. Teams wie Force India, Ferrari oder Lotus büßen mit den neuen, haltbareren Reifen also nicht unbedingt den Vorteil eines reifenschonenden Boliden ein. Der Kurs und die Temperaturen sollten Lotus entgegenkommen, weshalb sie - sofern es ihnen gelingt, sich in den ersten zwei Startreihen zu qualifizieren - als Favoriten in den Ungarn GP gehen.

Mercedes wird aller Voraussicht nach wieder das Qualifying dominieren. Die erwarteten über 40 Grad am Rennsonntag dürften ihnen aber erneut zu schaffen machen - die Streckentemperatur könnte auf über 50 Grad ansteigen. Zugutekommen könnte den Silberpfeilen, dass auf dem Hungaroring vor allem die Vorderreifen beansprucht werden, während Mercedes mehr die Hinterachse zu schaffen macht.

Die Teams werden aufgrund der Tatsache, dass der Hungaroring nur wenig genutzt wird, am Freitag nur wenig über die wahre Performance und den Abbau der Reifen erfahren können, da sich die Gripverhältnisse im Laufe des Wochenendes noch stark verändern werden. Dem Samstagmorgen kommt für die Planung der Strategie demnach eine große Bedeutung zu. Dann wird sich auch zeigen, ob der weiche oder der Medium-Reifen der bevorzugte Rennreifen sein wird. Beim Young Driver Test zeigte der weiche Pneu trotz hoher Temperaturen wenig Abbau und war etwa eine Sekunde schneller als die mittlere Mischung.