Mercedes kommt nicht zur Ruhe. Nach Pirelli-Reifen-Test, FIA-Tribunal und Reifen-Problemen scheint jetzt die nächste Lawine über die Silberpfeile zu rollen. Nach Informationen der Bild-Zeitung soll Motorsportchef Toto Wolff erpresst werden. Dem Bericht nach soll es um ein Telefonat gehen, dass Wolff mit einem Ex-Teamchef geführt haben soll. Dieser Ex-Teamchef soll das Gespräch "heimlich mitgeschnitten, aufgeschrieben und zur Erpressung des Mercedes-Bosses benutzt" haben.

Angeblich handelt es sich um eine 13 Seiten umfassende Mitschrift des Gesprächs, dessen Existenz nicht bewiesen ist. Der Österreicher soll sich darin unvorteilhaft über den Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG, Dieter Zetsche, geäußert haben. Auch Teamchef Ross Brawn soll sein Fett abbekommen haben. Angeblich auch Inhalt des Gesprächs: "Seine komplizierte Zusammenarbeit mit Aufsichtsratschef Niki Lauda und seinen gefährlichen Spagat zwischen beiden Rennställen." Zur Erinnerung: Wolff hält sowohl Anteile am Mercedes-Formel-1-Team als auch an Williams, wo er zuvor tätig war.

Nach Informationen der Sport-Bild soll es sich um ein Gespräch zwischen Wolff und dem ehemaligen HRT-Teamchef Colin Kolles handeln, das am 18. Februar 2013 in Barcelona geführt worden sein soll. Kolles soll anschließend von Wolff Geld dafür gefordert haben, den Inhalt des Gesprächs nicht an die Öffentlichkeit zu bringen.

Schwieriger Einstieg für Wolff

Toto Wolff hat nicht nur Freunde im Fahrerlager, Foto: Sutton
Toto Wolff hat nicht nur Freunde im Fahrerlager, Foto: Sutton

Dass Wolff im Formel-1-Fahrerlager nicht von allen mit offenen Armen empfangen wurde, ist durchaus bekannt. Gegenüber Motorsport-Magazin.com sagte er kürzlich: "Für Manche ist es definitiv schwierig, damit zurechtzukommen, weil Leute verschwinden, mit denen sie 30 Jahre um die Welt gereist sind und mit denen sie in all den Jahren auch freundschaftliche Beziehungen aufgebaut haben. Das ist nur verständlich. Gleichzeitig finde ich, dass man den neuen Leuten eine Chance geben muss und sie nicht vorzeitig disqualifizieren darf."

Dem Mercedes-Motorsportchef ist klar, dass Mercedes als Marke polarisiert und sich dies auch auf seine Person überträgt. "Persönlich fällt mir diese Medienpräsenz schwer - das ist nichts, was ich gesucht habe", sagt er im Exklusivinterview in der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins. "Liegt mir das charakterlich? Nicht wirklich. Ist es Teil meiner Rolle? Ja. Die einen denken, ich mache meinen Job gut, die anderen denken das Gegenteil."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Bislang handelt es sich einzig und allein um ein Gerücht, das nun in einer großen deutschen Tageszeitung aufgegriffen wurde. Vorerst gilt also äußerste Vorsicht, was wirklich der Realität und Wahrheit entspricht. Es wäre nicht das erste Mal, dass in der Formel 1 ein Skandal auffliegt, es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass überhaupt nichts passiert ist. Schlimmer ist eher die Außenwirkung - ob wahr oder nicht: Nach Reifen-Chaos, Reifenschäden, Reifentests und Teaminternen Streitereien wirft das Aufkommen der unbewiesenen Vorwürfe erneut ein schlechtes Bild auf die Formel 1 als Sport. Das schadet allen. (Stephan Heublein)