Viele im Formel-1-Paddock sagen in Bezug auf das Mercedes-Team, dass es zu viele technische Leiter hat - ganz nach dem Motto: Zu viele Köche verderben den Brei. Mit Paddy Lowe stieß zum dritten Juni ein weiterer ehemaliger technischer Direktor zum Team. Dieser glaubt jedoch nicht, dass es bei Mercedes zu viele Häuptlinge gibt. "Es scheint zu funktionieren, denn sie haben über die letzten zwölf Monate fantastische Fortschritte gemacht", unterstrich der neue Executive Director (technical) Lowe gegenüber der BBC. "Meine Antwort wäre also: was ist daran falsch?"

Außerdem treffe nicht zu, dass alle Dasselbe tun würden. "Es gibt einfach eine riesige Menge an Arbeit, die man in diesem Geschäft erledigen muss, wenn man erfolgreich sein will. Auch wenn wir bei Mercedes eine ganze Reihe an Verantwortlichen haben, sind wir alle gewinnbringend engagiert und wir respektieren unsere Talente. Wir spielen unsere Stärken aus und arbeiten zusammen. Es gab eine sehr gute Aufteilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Akteuren und ich passe da rein", erläuterte er. Man brauche die Stärke in der Tiefe, um all den verschiedenen Dingen Aufmerksamkeit widmen zu können. "Ich würde eher sagen, dass andere Teams in dieser Hinsicht schwach sind, als dass es eine Anomalität bei Mercedes ist."

Zurzeit steht ohnehin weniger die Menge an technischen Verantwortlichen im Vordergrund als vielmehr die Vorwürfe der Konkurrenz, dass die zwei Siege von Nico Rosberg auf die Tests mit Pirelli zurückzuführen seien. Lowe nennt das Reifen-Test-Gate zwar den "Vorfall, den wir nicht erwähnen", vertritt aber ganz klar den Standpunkt, dass Mercedes keine Vorteile daraus zog. "In den letzten zwei Monaten haben wir gute Fortschritte gemacht - und ich sage das offen und ehrlich - das hat nichts mit dem Vorfall zu tun, den wir nicht erwähnen. Denn wir konnten keine Erkenntnisse gewinnen, da wir die Reifen blind getestet haben, auch wenn andere in den Medien etwas anderes behaupten", meinte Lowe.

Auch für Lewis Hamilton läuft es nach einigen Schwierigkeiten bei der Umstellung vom McLaren auf den Silberpfeil besser. In Silverstone war sein erster Sieg für Mercedes greifbar nahe. Lowe bestreitet, dass Hamiltons Formanstieg etwas mit seiner Ankunft bei Mercedes zu tun hat, auch wenn er den Briten aus seiner McLaren-Zeit gut kennt.

"Wenn man gerade hereinkommt, dann beschäftigt man sich nur mit dem, was man sich ansieht. Es kann sein, dass ein paar Details aufkommen, aber insgesamt behandelt man lokale Probleme, betreffend wie das Auto fährt und was das Setup angeht. Und es ist schwer, auf eine Referenz zurückzugreifen, denn in meinem Fall ist das sechs Monate her", verdeutlichte er, dass er kaum Wissen von McLaren transferieren kann. "Was ich einbringen kann, ist meine generelle Erfahrung. Ich kann mir Probleme ansehen - ich habe mir bereits angesehen, was Lewis in Kanada eingesetzt hat und habe Vorschläge gemacht, was wir noch versuchen könnten. Aber das ist nichts anderes, als ich bei Nico mache."