Verkommt die zweite Saisonhälfte 2013 zur Nebenveranstaltung? Mit dem großen Umbruch an der Motorenfront vor der Tür, wollen die meisten Teams spätestens nach der Sommerpause ihre Ressourcen voll auf die Entwicklungsarbeit für das nächste Jahr richten - ein Feilen am aktuellen Boliden, so wie es in den letzten Jahren bis spät in die Saison rein üblich geworden ist, dürfte heuer weitestgehend ausfallen. Zumindest die Teams, die nicht mehr um die Weltmeisterschaft kämpfen, sollten das Jahr dann abgehakt haben... für Red Bull, Ferrari und Lotus könnte das eine Gefahr darstellen - für Teams wie beispielsweise McLaren birgt es wiederum große Chancen, sich diesen Umstand im Aufholprozess zunutze zu machen.

Obwohl man sich selbst noch voll im WM-Kampf befindet, bekannte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali mit Blick auf die anstehenden Rennen in England, Deutschland und Ungarn erst kürzlich: "Ich denke, spätestens danach werden fast alle ihren Fokus auf das nächste Jahr verlagern." Anders sieht das Mercedes' Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda. "Zumindest was die großen Teams betrifft, wird jeder weiterhin versuchen, das Auto schneller zu machen - und zwar bis zum Ende der Meisterschaft", so der Österreicher, der dementsprechend nicht glaubte, dass der Titelkampf 2013 in seinen Grundzügen schon im August entschieden sein könnte. "Allerdings: Wenn Sebastian seinen Vorsprung noch weiter ausbauen kann, wird es schwierig, ihn daran zu hindern, zum vierten Mal Weltmeister zu werden", gab Lauda mit Blick auf WM-Leader Vettel zu bedenken.

Die Regeländerung & ihre Folgen

Große Abstände in der Weltmeisterschaft - das ist etwas, das sich viele der Verantwortlichen derweil auch beim Blick gen 2014 erwarten. Die in den letzten Jahren demonstrierte und extrem enge Leistungsdichte der F1 könnte nach dem Umbruch erst einmal wieder Geschichte sein. Die signifikanten Veränderungen an den Motoren, den Energierückgewinnungssystemen und der Aerodynamik der Boliden, werde an keinem Team spurlos vorübergehen. Dessen ist sich auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn bewusst. "Wir stehen vor einigen umfangreichen Herausforderungen auf Seiten der Ingenieure. Dabei wird es wie immer in der Geschichte dieses Sports so sein, dass ein Team bessere und vor allem effizientere Lösungen findet als die übrige Konkurrenz", meinte der Brite, der mit einem Lachen hinzufügte: "Hoffentlich sind wir das."

Saubers Chefingenieur Giampaolo Dall'ara erklärte: "Wenn momentan jemand etwas Neues erfindet, ist es mit der Stabilität der Regeln zumeist nicht so schwer, das schnell zu kopieren. Nächstes Jahr könnte es aber schon eher sein, dass eine gewinnbringende Lösung tief im Design des Autos verwurzelt ist - man müsste also zum Kopieren alles umbauen und dafür muss man dann wiederum auf die nächste Saison warten." Dementsprechend glaubte auch Red Bulls Design-Guru Adrian Newey: "2014 könnte es durchaus sein, dass ein Team die Weltmeisterschaft dominiert." Zuspruch gab es bei dieser Einschätzung sogar vonseiten der FIA. Herbie Blash, stellvertretender Renndirektor beim Automobilweltverband, wollte nicht an derart enge Duelle wie in diesem Jahr glauben. "Die Historie hat gezeigt: Wann immer es einen konzeptionellen und weitreichenden Regelumbruch gab, wie wir ihn nächste Saison haben, nimmt die Wettbewerbsdichte im ersten Jahr ab", so der Brite.