Er gilt als der Professor. Clever, vorausschauend und mitdenkend. Der Mann, der in seiner aktiven Zeit besser als alle anderen mit dem Material und Rennsituationen umging. Alain Prost müsste an der heutigen Formel 1 große Freude haben. Nur wer mit den Reifen richtig haushaltet, kann am Ende auch Punkte oder Siege einfahren. Was viele Fahrer, Fans und Teamvertreter frustriert, gehörte einst zu Prosts Handwerkszeug.

"Es ist schwierig zu vergleichen", sagt Prost. "In meiner Zeit mussten wir auf die Bremsen, die Getriebe, den Benzinverbrauch und natürlich auch die Reifen achten." Allerdings unter einem anderen Reglement, das zeitweise drei verschiedene Reifentypen und die gemischte Nutzung dieser erlaubte. "Ich fuhr oft mit den harten Reifen auf der linken Seite und den weichen Reifen vorne", erinnert sich Prost. In Las Vegas fuhr er im Rennen sogar mit den Qualifying-Reifen vorne.

"Das zeigt, dass ein Fahrer oder Ingenieur sich immer anpassen muss", betont der Professor. "Natürlich gibt es dann Beschwerden, aber das ist nicht viel anders als im letzten Jahr. Man muss sich einfach daran anpassen. Das ist typisch Formel 1."

McLaren-Sportdirektor Sam Michael glaubt, dass die Formel 1 dadurch immer mehr zum Denksport wird. Mercedes-Pilot Nico Rosberg kommt das entgegen. "Prinzipiell ist es eine große Herausforderung, wenn auch der Kopf beim Sport gefordert wird", bestätigt Rosberg gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wer clever mitdenkt und sich in die Technik hineinarbeitet, kann sehr viel erreichen und sich enorme Vorteile verschaffen."

Daran wird sich auch im nächsten Jahr nichts verändern. Egal wie die Reifendebatte rund um Pirelli ausgeht, mit den neuen V6-Turbo-Motoren hält der nächste Denkfaktor Einzug in der Formel 1. "Es wird mehr in Richtung einer Formel für denkende Fahrer gehen, die das meiste aus dem Auto und der verfügbaren Energie herausholen müssen", sagt Mercedes-Motorenchef Andy Cowell. Den Professor würde es freuen.