Fernando Alonso könnte recht behalten. Der Ferrari-Star hatte bereits nach dem Rennen in Barcelona prophezeit, dass die Mercedes-Fahrer in Monaco wegen ihrer ausgesprochenen Qualifying-Stärke nur schwer zu schlagen seien. Und beim Freien Training in Monte Carlo trat genau das ein, was der Spanier vorausgesagt hatte. Über eine schnelle Runde fuhren Nico Rosberg und Lewis Hamilton der Konkurrenz einmal mehr auf und davon und beendeten Tag eins an der Spitze des Zeitentableaus. Sind die Silberpfeile damit auch für das Qualifying und das Rennen in der Favoritenrolle? Oder schlägt spätestens am Sonntag das Imperium - in diesem Fall Red Bull, Ferrari und Lotus - zurück? Motorsport-Magazin.com macht den Favoritencheck.

Mercedes

Die Aussichten auf einen Rennsieg sind für Mercedes wahrscheinlich besser als bei jedem anderen Rennen. Bestätigen sich die Eindrücke vom Donnerstag dürften Rosberg und Hamilton im vorentscheidenden Qualifying nur schwer zu schlagen sein. Gelingt es Mercedes tatsächlich die komplette erste Startreihe zu besetzten, hat die Konkurrenz im Rennen auf dem nicht gerade überholfreundlichen Circuit de Monaco eine harte Nuss zu knacken. Hinzu kommt, dass der Verschleiß der Pirelli-Pneus - bekanntermaßen die große Achillesferse der Silbernen - wegen der moderaten Geschwindigkeiten und den gemäßigten Temperaturen bei Weitem nicht so groß ist wie bei anderen Rennen.

Holt Mercedes die vierte Pole Position in Folge?, Foto: Sutton
Holt Mercedes die vierte Pole Position in Folge?, Foto: Sutton

Siegesgewissheit wäre aber fehl am Platz, selbst wenn Mercedes sich im Zeittraining die ersten beiden Startplätze sichert. Ohne die nötige Racepace ist es gut möglich, dass sich der eine oder andere Fahrer mit einer besseren Strategie an den Mercedes-Fahrern vorbei lotst. Vielleicht auch deshalb gab sich Rosberg trotz des vielversprechenden Auftakts in Monaco zurückhaltend. "Das war heute kein repräsentativer Tag. Mal sehen, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen", meinte der Deutsche. "Auf meinem Longrun brach der Hinterreifen weg. Das könnte im Renntrimm ein Problem werden, denn wir erwarten hier wenige Boxenstopps und lange Stints."

Ferrari

Ferrari hat im Gegensatz zu Mercedes im Renntrimm überhaupt keine Probleme. Die Roten hatten bei den bisherigen Rennen zusammen mit Lotus die konstanteste Racepace. Die Vorentscheidung fällt in Monaco allerdings im Qualifying, bislang die etwas schwächere Disziplin der Scuderia. Ein Blick auf die Zeitentabelle des Freien Trainings dürfte den vielen Ferraristi rund um den Globus jedoch Hoffnung machen, dass es in den Straßenschluchten von Monte Carlo besser läuft. Fernando Alonso und Felipe Massa schlossen den Tag direkt hinter den Qualifying-Königen von Mercedes auf den Plätzen drei und vier ab. Alonso wollte das allerdings nicht überbewerten.

Fernando Alonso mit seiner besseren Hälfte Dasha Kapustina, Foto: Sutton
Fernando Alonso mit seiner besseren Hälfte Dasha Kapustina, Foto: Sutton

"Wir haben ein gutes Gefühl", sagte der WM-Dritte. "Aber wir haben noch keine Ahnung, wie es im Qualifying oder im Rennen aussieht. Bis Samstag pusht hier niemand 100 Prozent. Das Risiko, in die Barrieren zu krachen, ist zu groß." Und Massa erwartet von der Konkurrenz ohnehin noch eine Steigerung, vor allem vom Weltmeister-Team. "Ich glaube, sie [Red Bull] werden schon noch deutlich zulegen und sehr konkurrenzfähig sein", meinte der Brasilianer. Seiner Zuversicht tat das aber keinen Abbruch. "Wir werden vorne mitmischen", kündigte er bei Motorsport-Magazin.com an. Nach dem ersten Tag in Monaco mögen ihm da wohl nur wenige widersprechen.

Red Bull

Red Bull, immerhin Sieger der letzten drei Rennen im Fürstentum, hinterließ dagegen keinen überragenden Eindruck. Mit den Plätzen fünf und neun zeigten sich Mark Webber und Sebastian Vettel über eine schnelle Runde lange nicht so stark wie gewohnt. "Zwischen dem 1. und 2. Training nahmen wir einen größeren Umbau am Auto vor, deshalb konnte ich nachmittags nur rund eine Stunde fahren", haderte Vettel. "Das war alles nicht ideal, weil wir nicht so viel fahren konnten wie wir wollten. Mein Run auf den Supersofts war ziemlich schlecht. Eigentlich hätte ich meine Zeit locker verbessern müssen. Danach fuhr ich noch einen Longrun auf den superweichen Reifen, das fühlte sich in Ordnung an."

Triumphiert Red Bull zum vierten Mal nacheinander im Fürstentum?, Foto: Sutton
Triumphiert Red Bull zum vierten Mal nacheinander im Fürstentum?, Foto: Sutton

Und Vorjahressieger Webber räumte freimütig ein, dass die Silberpfeile zumindest an Tag eins außer Reichweite gewesen seien. "Wenn wir es könnten, hätten wir das heute getan", meinte er bezüglich der Pace von Mercedes. Wer aber denkt, die Truppe aus Milton Keynes hätte den ersten Startplatz bereits abgeschrieben, liegt falsch. Auch der Australier rechnet sich noch einiges aus, zumal es in Monaco seiner Zeit braucht, bis die perfekte Abstimmung für das Auto gefunden ist. "Du kommst niemals nach Monaco und hast sofort den perfekten Tag oder das perfekte Setup", erläuterte er. "Wir waren im letzten Jahr hier nicht wirklich im Fenster - bis zu meiner letzten Runde in Q3."

Lotus

Außer Mercedes und Ferrari muss Red Bull sich aber auch noch mit Lotus auseinander setzen. Das Team aus Enstone präsentierte sich in Monaco ebenfalls in starker Verfassung. Kimi Räikkönen und Romain Grosjean beendeten den Tag auf den Plätzen sieben und acht. Und der WM-Zweite aus Finnland glaubt, dass das Potenzial des Autos noch lange nicht ausgeschöpft ist. "Wir müssen uns noch in ein paar Bereichen verbessern, aber wir sind mit jedem Run heute stärker geworden. Um die Pole zu bekommen, müssen wir das Auto insgesamt ein bisschen schneller machen - und ich muss besser fahren", meinte der 33-Jährige. "Dann werden wir sehen, was passiert."

Kimi Räikkönen jagt seinen zweiten Saisonsieg, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen jagt seinen zweiten Saisonsieg, Foto: Sutton

Verbessern muss sich auch Grosjean, für den die zweite Session nach einer fahrt in die Streckenbegrenzung bereits vorzeitig beendet war. "Als ich in die Kurve ging, hatte ich nicht den Grip, den ich erwartete, aber es gab kein Problem mit dem Auto, sondern mein Bremsverhalten und meine Eingangsgeschwindigkeit waren komplett falsch", erzählte der Franko-Schweizer. "Daher habe ich die Banden touchiert." Zuversicht dürfte der schwarz-goldene Bruchpilot aus der Tatsache schöpfen, dass er trotz seines stark verkürzten Arbeitstags noch zu den besten Acht auf dem Circuit de Monaco gehörte.