Nichts Neues über eine schnelle Runde. Im Freien Training zum Großen Preis von Monaco fuhren die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton die besten Zeiten. Ob die beiden Silberpfeile allerdings auch im Qualifying und im anschließenden Rennen vorne stehen, konnte Aufsichtsratschef Niki Lauda noch nicht sagen. "Es gibt keinen Favoriten. Wir müssen erst einmal sehen, wie das Qualifying ausgeht", gab sich der ansonsten forsch auftretende TV-Experte eher zurückhaltend. Die letzten Rennen, in denen die Mercedes-Piloten nach Top-Platzierungen im Qualifying jeweils weit zurückfielen, haben auch bei ihm Spuren hinterlassen. "Ein gebranntes Kind scheut das Feuer", erklärte er.

Lauda bestätigte allerdings, dass die Probleme mit den Reifen auf dem Circuit de Monaco nicht so akut sein sollten wie bei den letzten beiden Rennen. "Die Streckencharakteristik hilft uns natürlich. Die meiste Belastung liegt auf dem Hinterreifen, das lässt sich einfacher kontrollieren. Und es wird vermutlich auch nicht so heiß." Der Österreicher war jedoch skeptisch, ob Mercedes in der Lage sei, im Rennen mit einer Einstopp-Strategie zu fahren - jene Variante, die viele Experten für die schnellere halten. "Wir müssen am Samstag gucken, wie groß der Abrieb ist und uns für eine Strategie entscheiden", erläuterte er. "Bei zwei Stopps besteht das Risiko, dass man im Verkehr stecken bleibt. Ein Stopp ist sicher der schnellste weg zum Sieg, vorausgesetzt, das geht."

Dass die Konkurrenz darauf hofft, dass Mercedes die Pole Position wie bei den vergangenen Rennen nicht in einen Sieg ummünzt, kann Lauda durchaus nachvollziehen. "Die Hoffnung ist berechtigt, der Reifen ist bei uns zuletzt oft eingebrochen", sagte er, schickte aber sogleich eine Warnung an die Konkurrenten raus. "Alle Obergescheiten wie Ferrari, Lotus und Red Bull, tappen bei den Reifen ebenfalls im Dunkeln. Einige sind vielleicht näher dran als wir - zum Beispiel Lotus und Ferrari in Barcelona - aber niemand weiß vorher, was passiert." Und genauso wie bei den letzten Rennen werden auch in Monaco die äußeren Bedingungen und die daraus resultierende Streckentemperatur dafür ausschlaggebend sein, wie lange das schwarze Gold am Sonntag hält, betonte er.

Lauda räumte allerdings ein, dass es die Konkurrenz, insbesondere Lotus, wegen der Konzeption des Autos von vorneherein wesentlich leichter habe, das richtige Arbeitsfenster zu erwischen. "Lotus kann mit einer 20 Grad niedrigeren Temperatur losfahren, bei einer Maximaltemperatur von 160 Grad haben sie 40 Grad Spielraum. Da fällt es dem Fahrer einfacher, im Limit zu bleiben." Mercedes dagegen beginne mit 140 Grad. "Da ist es viel schwieriger, den Reifen zu kontrollieren und ihn nicht in einer Kurve zu verschwenden", so der dreimalige Formel-1-Weltmeister. "Pirelli muss das Fenster vergrößern, dann können wir wieder Rennen fahren und Fahrer-gegen-Fahrer-Duelle sehen."

Lauda stellte allerdings noch einmal klar, dass es ihm nicht alleine um die Performance von Mercedes geht, sondern vor allem um den Sport. "Ich rede hier nicht als Mercedes-Geschäftsführer, sondern als ein Konsument der Formel 1. Pirelli hat selbst gesagt, dass 83 Boxenstopps nicht so toll waren - und fürs Fernsehen schon gar nicht", erklärte er. "Wir haben ein riesiges Reifenproblem. Das ist nicht gut für den Sport, dass allein die Reifen über den Ausgang eines Rennens entscheiden." Der 63-Jährige gab sich aber zuversichtlich, dass die Verantwortlichen eher früher als später eine Lösung finden werden. "Bernie [Ecclestone] und Pirelli müssen sich überlegen, wie sie dem Zuschauer den richtigen Sport bieten können. Das heißt, Reifen für zwei, maximal drei Stopps. Das ist die Aufgabe." Dass Force India bereits ankündigte, im Falle von Veränderungen Einspruch einlegen zu wollen, hält er für das typische taktische Geplänkel. "Es wird immer jemand nein sagen, da wird Politik gemacht. Warten wir ab wie die Entscheidung ausfällt", sagte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.