Pro: Endlich wieder Racing

von Olaf Mehlhose

Pirelli ändert die Reifenauswahl für den Bahrain GP: Anstatt mit der weichen und der harten Mischung werden die Teams beim Wüsten-Grand-Prix nun mit den Stärken Medium und Hard ausgerüstet. Gut so: Die Pneus, die Pirelli zum Rennen in Shanghai mitbrachte, waren grenzwertig. Reifen, auf denen die Fahrer wie in China gesehen gerade einmal fünf Runden bewältigen können, sind nicht das, was die Fans sehen wollen. Genauso wenig wie ein Qualifying, in dem die Fahrer die meiste Zeit in der Box verbringen.

Die Fahrer sollen sich weniger Gedanken über den Gummiabrieb machen müssen, Foto: Sutton
Die Fahrer sollen sich weniger Gedanken über den Gummiabrieb machen müssen, Foto: Sutton

Auch im Rennen dürfte sich die Nominierung Medium/Hard positiv bemerkbar machen. Dank der widerstandsfähigeren Pneus dreht sich nicht mehr alles um die Strategie. Die Fahrer können wieder richtig Gas geben, anstatt nur möglichst schnell langsam zu fahren. Die Gefahr, dass die Piloten spektakulären Zweikämpfen auf der Strecke aus Angst um das empfindliche Schwarze Gold ausweichen wie beispielsweise Jenson Button in China, wird durch den Einsatz der härteren Mischungen ebenfalls erheblich verringert.

Sicherlich werden einige Leute Pirelli jetzt wegen des rapiden Sinneswandels kritisieren. Aber der Vorwurf, der Reifenhersteller habe dem allgemeinen Aufschrei nachgegeben, geht hier in die falsche Richtung. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende - so lautete die Maßgabe nach dem China GP. Pirelli hat mit der Nachbesserung bei der Reifenauswahl gezeigt, dass das Unternehmen in der Lage ist, auf kurzfristige Entwicklungen schnell zu reagieren beziehungsweise eigene Versäumnisse zu korrigieren.

Contra: Tropfen auf den heißen Stein

von Christian Menath

Die bisherigen Rennen der Saison kannten nur das Thema Reifen, auch ich sehe die Rolle des schwarzen Goldes insgesamt kritisch. Was ich allerdings nicht für gut befinde, ist die Tatsache, dass Alleinausrüster Pirelli plötzlich, heimlich, still und leise vor dem Bahrain GP bekannt gibt, die Wahl der angebotenen Reifenmischungen kurzfristig geändert zu haben. Sicherlich wird der Faktor Reifen damit ein wenig an Bedeutung verlieren, aber trotzdem wird er weiterhin das Thema Nummer eins sein.

Weil die unterschiedlichen Reifenmischungen über die gleiche Konstruktionsstruktur verfügen, wird auch der Wechsel nichts gravierend ändern. Reifenschonen bleibt oberste Prämisse, nur wird der erste Stint des Rennens um ein paar Runden länger ausfallen. Nach dem Rennen werden sich die Fahrer wohl weiterhin beklagen, nur nach den Reifen geschaut zu haben. Wenn Pirelli also wirklich etwas ändern wollte, müssten die Italiener tiefer an der Struktur ihrer Reifen arbeiten.

Vor allem Niki Lauda und Dr. Helmut Marko kritisierten Pirelli, Foto: Sutton
Vor allem Niki Lauda und Dr. Helmut Marko kritisierten Pirelli, Foto: Sutton

In Pirellis aktueller Presseaussendung heißt es, der Bahrain International Circuit sei die perfekte Teststrecke für die Rückkehr in die Königsklasse gewesen. Die Strecke ist den Italienern also bestens bekannt, beim Wetter kann man wohl getrost von einer Konstante sprechen. Man sollte eigentlich davon ausgehen können, dass Pirelli genügend Daten hat, um die Reifenwahl für den Bahrain GP sinnvoll zu treffen. Im Umkehrschluss heißt das für mich, Pirelli hat sich von Stimmen aus dem Fahrerlager dazu verleiten lassen, die Wahl noch einmal zu überdenken. Besonders Mercedes und Red Bull wetterten ja medienwirksam gegen die Pneus.

Wie es so ist, des einen Freud ist des andern Leid. Wenn Mercedes und Red Bull mit den Reifen nicht so gut zurechtkamen, bedeutete das aber auch, dass andere Teams damit besser umgehen konnten. Dass die anderen Teams eine herzliche Beziehung zu den Reifen haben müssen, heißt das freilich nicht, aber für den Erfolg in der Formel 1 ist es ausreichend, in Relation zur Konkurrenz mit einem Umstand besser zurecht zu kommen. Auch wenn - wie bereits erwähnt - die Konstruktion der Mischungen die gleiche ist und keine erdrutschartigen Verschiebungen durch den Wechsel zu erwarten sind, so nimmt Pirelli doch in gewisser Weise auf den Sport Einfluss, wie ich es von einem neutralen Alleinausrüster eigentlich nicht erwarte.