Der Trainingsfreitag auf dem Shanghai International Circuit ist Geschichte und die vier deutschen Piloten sammelten gänzlich unterschiedliche Eindrücke. Während Nico Rosberg von der Spitze lachte und Adrian Sutil seine gute Form bestätigte, ortete Sebastian Vettel noch Nachholbedarf und auch Nico Hülkenberg stand nicht dort, wo er sein wollte.

Sebastian Vettel

Bei Red Bull wird momentan viel diskutiert, Foto: Red Bull
Bei Red Bull wird momentan viel diskutiert, Foto: Red Bull

Nach einem wahren Interview-Marathon, im Zuge dessen noch einmal sämtliche Vorfälle aus Malaysia aufgerollt wurden, durfte Sebastian Vettel am Freitag endlich das tun, was er am liebsten macht: ins Auto steigen und seine Runden drehen. Der Heppenheimer kam allerdings in den beiden Trainingssitzungen nicht über die Plätze vier und zehn hinaus und wies stets über eine Sekunde Rückstand auf. Red Bull ist zwar dafür bekannt, es am Freitag zumeist ein wenig ruhiger angehen zu lassen, Vettels Stimmung lässt jedoch darauf schließen, dass vor der britisch-österreichischen Mannschaft noch einige Arbeit liegt.

"Das war ein kniffliger Tag für uns", gab der Weltmeister zu. "Ich hatte nachmittags ein paar Probleme und der Abstand zu den Jungs an der Spitze war etwas größer als wir es gern gesehen hätten." Ein Desaster sei die Vorstellung jedoch keineswegs gewesen, war Vettel bemüht, die Wogen ein wenig zu glätten, denn immerhin wisse das Team, an welchen Stellschrauben es zu drehen habe. "Ich denke, dass wir zwei, drei Dinge haben, an denen wir noch arbeiten müssen", meinte er. "Morgen sollten wir uns in besserer Verfassung befinden."

Nico Rosberg

Rosberg fühlt sich an der Spitze wohl, Foto: Sutton
Rosberg fühlt sich an der Spitze wohl, Foto: Sutton

Nico Rosberg und Shanghai - das passt wie die Faust aufs Auge. Der Mercedes-Pilot verbuchte in China in den letzten drei Jahren Führungsrunden und feierte in der vergangenen Saison seinen ersten Sieg. Daher kam es nicht wirklich überraschend, dass sich der Wahlmonegasse im ersten Freien Training den Platz an der Sonne sicherte - unmittelbar vor seinem Stallgefährten Lewis Hamilton, der damit die starke Form der Silberpfeile untermauerte. In der zweiten Session wurde Rosberg Vierter.

Von einer Wiederholung seines Vorjahressieges wollte der Mercedes-Pilot nach den beiden Trainingssitzungen aber noch nichts wissen. "Dafür ist es noch viel zu früh", betonte er. "Wir sehen hier ganz gut aus, aber wir hatten heute auch ein paar Schwierigkeiten. Wir müssen einfach abwarten", mahnte der 27-Jährige zur Geduld. "Wenn nicht alles perfekt passt, dann klappt es nicht. Unser Ziel lautet vorerst, auf dem Podium zu stehen."

Adrian Sutil

Sutil hatte Platz acht gebucht, Foto: Sutton
Sutil hatte Platz acht gebucht, Foto: Sutton

Force India ist es in den ersten Saisonrennen gelungen, sich unter den Top-10 zu etablieren. Dass sich am Kräfteverhältnis vorerst nichts Grundlegendes geändert hat, bekräftigte Adrian Sutil am Freitag mit zwei achten Plätzen. Der Gräfelinger platzierte sich jeweils knapp vor seinem Teamkollegen Paul di Resta und wies etwas mehr als eine Sekunde Rückstand auf die Spitze auf.

"Das Auto liegt ganz gut", bilanzierte Sutil im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com den Auftakt an der chinesischen Ostküste. Force India erprobte einige Updates, doch noch steht nicht fest, ob sie sich auch am Sonntag am Wagen befinden werden. "Wir sind noch nicht schlüssig, aber es ist auf jeden Fall nicht schlecht", äußerte sich der 31-Jährige zu den neuen Teilen. In das Gejammer über die äußerst kurzlebigen Pirelli-Reifen wollte er nicht miteinstimmen: "Schimpfen hilft nichts, man muss das Beste daraus machen. Es ist aber auf jeden Fall schwierig und eine Herausforderung."

Nico Hülkenberg

Führt der neue Flügel zum Erfolg?, Foto: Sutton
Führt der neue Flügel zum Erfolg?, Foto: Sutton

Sauber befindet sich weiterhin auf der Suche nach der guten Form des Vorjahres. Dass sie noch nicht gefunden wurde, zeigten Nico Hülkenbergs Zeiten in den Freitagstrainings von Shanghai - mehr als die Positionen 14 und 17 waren für den Emmericher nicht drin. Um das graue Mittelfeld endlich zu verlassen, hat Sauber einen neuen Heckflügel nach China gebracht, den Hülkenberg als einen Schritt nach vorne erachtete, auch wenn noch nicht ganz klar sei, wie groß der Performancegewinn durch das neue Teil ausfällt.

"Wir brauchen aber noch weitere Verbesserungen, um aus eigener Kraft immer in die Top-10 fahren zu können", stellte Hülkenberg klar, der sich in China nur bedingt wohl fühlt. "Hier ist es nicht wie in Suzuka oder Spa - da fehlt einfach etwas. Die Atmosphäre hier gleicht eher einem Messegelände statt einer Rennstrecke", zog er einen wenig schmeichelhaften Vergleich. Sollt es am Sonntag zu Punkten reichen, würde er diese aber selbstredend dennoch nicht ablehnen, allerdings wird dieses Unterfangen ein hartes Stück Arbeit. "Das wird auf jeden Fall sehr schwierig", sagte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Vielleicht, wenn bei uns zu 100 Prozent alles richtig läuft."