Was denken Sie über die ersten beiden Saisonrennen?
Eric Boullier: Australien war, was den Sieg und die Performance von Kimi anging, fantastisch. Romain erlebte ein schwierigeres Wochenende und wir haben gemeinsam hart gearbeitet, um die Dinge für ihn zu verbessern. Das Ergebnis sahen wir in Malaysia, als Romain ein viel besseres Rennen gezeigt hat, auch wenn das Wochenende generell für uns schwierig war. Malaysia hat unsere Schwäche aufgezeigt: unsere Performance im Nassen. Wenn man die Startplätze und den schlechten Start bedenkt, sind die Punkte für P6 und P7 ein solides Ergebnis. Wir haben am Start einige Plätze verloren, die wir im Rennen nur schwer gutmachen konnten. Generell konnten wir das Potenzial des Autos nicht zeigen.

Wie schätzen Sie Romains Performance bis dato ein?
Eric Boullier: Er hat das Auto nicht sofort so hingekriegt, wie er das gern gehabt hätte. Das ist für einen Fahrer nie ein Vorteil. Romain hat das Pech, dass er mit Kimi verglichen wird, der über eine Menge Erfahrung verfügt, wie man ein Auto abstimmt. Während Romain in Australien Probleme hatte, zeigte er in Malaysia ein gutes Rennen. Im Qualifying nahm ihm der einsetzende Regen die Chance auf Q3. Im Rennen hat er die Strategie richtig umgesetzt, fuhr hart und bewies, dass sich die harte Arbeit über den Winter ausgezahlt hat. Er hat gezeigt, dass wir auf ihn zählen können.

Ihre Meinung zu Teamorder?
Eric Boullier: Teamorder ist Teil des Sports. Es gibt zwei Möglichkeiten, ein Team zu führen. Entweder man favorisiert einen Fahrer, legt genau fest, wer Nummer 1- und Nummer 2-Fahrer ist- oder man behandelt beide Fahrer gleich. Wenn man diese Taktik wählt, dann steht das Team im Vordergrund. Das Team gibt beiden Fahrern das gleiche Auto, die gleichen Voraussetzung, die gleiche Performance - das ist eine Verantwortung des Teams gegenüber den Fahrern. In diesem Fall kann ich Teamorder verstehen, dann das Team steht im Vordergrund, nicht der Fahrer. Die Fahrer arbeiten für das Team. Manchmal kochen die Emotionen über, dann wird leicht vergessen, dass die Fahrer vom Team bezahlt werden. Kein Angestellter kann es sich erlauben, seiner Firma nicht zu gehorchen, ohne ermahnt zu werden.

Waren Sie schon einmal in der Lage, ihre Fahrer ermahnen zu müssen?
Eric Boullier: Ja. Das passiert schon mal, wenn das Adrenalin hochkocht und man den Sieg vor Augen hat. Aber ich bin der Meinung, dass Teamorder in der F1 nicht passieren sollte, schon gar nicht zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison. Wenn es doch passiert, muss man schnell für Aufklärung sorgen. Es stimmt, dass ein Fahrer von uns berühmt dafür ist, das zu tun, was er will, aber wenn 600 Leute hinter dem Ergebnis stehen, muss man mehr Respekt zeigen.

Wie geht es Kimi und Romain aus Ihrer Sicht?
Eric Boullier: Kimi ist froh, wieder in der Formel 1 zu fahren, von Beginn an den Speed mitgehen zu können und um die WM zu kämpfen. Romain erlebte 2012 ein schwieriges Jahr, aber er hat sein Selbstvertrauen über den Winter wieder aufgebaut. Jetzt muss er das in den Rennen beweisen, bisher ist ihm das gelungen.

Im Vorjahr sah Lotus in China vielversprechend aus. Ihre Erwartungen an das diesjährige Rennen?
Eric Boullier: Ich denke, wir können aus Malaysia auch Positives mitnehmen. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, was die Pace auf einer schnellen Runde angeht, ohne dabei im Rennen nachzulassen. In China wird Romain die neue Auspuff-Version haben, die Kimi schon in Malaysia gefahren ist. Zusätzlich werden wir noch weitere, neue Teile im Gepäck haben, es wird also interessant. Dass wir über die Platzierungen in Malaysia enttäuscht waren, zeigt, wie weit wir es geschafft haben. Wenn wir in China ein normales Wochenende erleben, sollten wir ein starkes Ergebnis einfahren.