Es ist schon kurios: Da freuen sich Fahrer und Teamchefs immer ganz besonders lautstark auf den Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne, loben Stimmung und Begeisterung in der Stadt - und auch die Tribünen im Albert Park sind alljährlich wirklich gut gefüllt, die Zuschauerzahlen stimmen.

Alles perfekt also für einen Super-Grand Prix - sollte man meinen. Wer aber in den Tagen und Wochen vor dem Rennen die lokale Presse liest, der bekommt ein ganz anderes Gefühl. Da klingt es nämlich so, als wäre dieses Rennen in erster Linie ein großes Ärgernis für die Stadt, den Bundesstaat und die Bevölkerung, das man lieber heute als morgen los würde. "Viel zu teuer, ohne das wirklich ein entsprechender finanzieller Gewinn zurück kommt", schimpfen die einen, die nächsten entrüsten sich über Lärmbelästigung und Verkehrsbehinderungen.

Gesellschaftskolumnisten der örtlichen Boulevard-Medien regen sich dann auch schon mal über die Formel-1-Fahrer auf, die doch glatt die Frechheit besitzen, nicht bei der halb-offiziellen Grand-Prix-Eröffnungsparty aufzutauchen, gar noch, wie Fernando Alonso, im Trainingsanzug an dem Event vorbei laufen, der im gleichen Hotel stattfindet, in dem Ferrari abgestiegen ist. Und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wird aufgefordert, doch den Fahrern einmal Dampf zu machen, damit die wüssten, wo sie hinzugehen hätten...

Wobei Bernie ja in diesem Jahr auch nicht da ist. Was die nächsten Kritiker auch schon wieder als Affront auffassen: Das zeige ja nur, wie gleichgültig dem Formel-1-Boss Australien sei... Dass dem 82-Jährigen die mehr als 20 Stunden Flug ans andere Ende der Welt einfach ein bisschen zu viel sein könnten, kommt ihnen dabei nicht in den Sinn...

David Coulthard, selbst Ex-GP-Sieger in Melbourne und jetzt TV-Experte, platzte angesichts dieser Dauer-Meckerei jetzt einmal der Kragen: "Viele Länder wären glücklich, einen GP zu haben", schimpfte er laut zurück , "und hier wird der Formel 1 ständig das Gefühl gegeben, unwillkommen zu sein. Schon sehr merkwürdig. Vielleicht sollten wir ja besser woanders hin gehen." Dass die Hotel- und Essenspreise in der Stadt in jedem Jahr astronomischere Ausmaße annehmen, führt dazu, dass zumindest diejenigen im Formel-1-Zirkus, die auf die Kosten achten müssen, dazu neigen, ihm beizupflichten. Tolle Atmosphäre hin oder her...