Für Ex-Weltmeister Jackie Stewart muss die Formel 1 dieser Tage genauestens aufpassen, in welche Richtung ihr Dachverband steuert. Vom Verhalten der FIA ist der Schotte wenig überzeugt - er hält die Motorsportbehörde mittlerweile für schlecht organisiert und nicht gut geführt. Unter Max Mosley habe sich die in Paris ansässige Organisation noch als Aushängeschild für den Sport präsentiert, spätestens seit der Machtübernahme 2009 durch Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt, der nun als Präsident fungiert, sei am Place de la Concorde jedoch der Schlendrian eingekehrt. Besonders übel stieß Stewart das Verhalten der FIA im Fall der kontroversen Flaggen-Situation beim diesjährigen Saisonfinale in Sao Paulo auf.

Die Alleinschuld am großen medialen Wirrwarr trage dementsprechend nicht das Ferrari-Team, das legitim um eine Klarstellung der Situation bat, sondern die FIA selbst, die zu eben dieser nicht in angemessenem Maße fähig gewesen sei. "Die ganze Welt schaut nur auf die WM-Entscheidung und dann fällt diese letztendlich erst am Mittwoch oder Donnerstag, weil so lange geklärt werden muss, ob eine Flagge gelb oder grün war?", fragte der 73-Jährige. Für den Schotten stand fest: "Das ist ein klarer Beweis für schlechtes Management." Stewart scheute sich in der Folge auch nicht, die FIA daher als Organisation von Amateuren zu bezeichnen. Früher sei dies besser gewesen - Mosley habe ein strikteres Regiment geführt, seine Mannen aber auch besser im Griff gehabt.

FIA sieht kein Management-Problem

"Ich bin überrascht, wie ruhig Todt bisher war - ich hätte von ihm viel mehr Präsenz erwartet", kritisierte der ehemalige Tyrrell-Pilot den Franzosen, der seiner Meinung nach zu sehr abtauche und dadurch die von seinem Vorgänger noch bestens demonstrierte Transparenz vermissen lasse. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, worauf er noch wartet", so Stewart, der hinter diesem Verhalten jedoch eine Taktik vermutete. "Ich weiß, dass Todt sehr klug ist. Es muss also irgendeinen Grund geben." Seitens der FIA wollte man die Kritik selbstredend nicht auf sich sitzen lassen. Im Namen des Dachverbands verkündete ein Sprecher: "Es gibt kein Führungsproblem."

Mit Blick auf die Brasilien-Causa erklärte die Behörde: "Es gab keinen aufzuklärenden Fall. Die Rennleitung hat die Angelegenheit nicht an die Sportkommissare weitergereicht, weil es nicht als Vorfall eingestuft wurde." Stewart sah darin wiederum jedoch den nächsten seiner Kritikpunkte perfekt widergespiegelt: Es gäbe zu viele Entscheidungsebenen und Instanzen. Auf dem Weg zu einer Lösung werde ein zu großer Umweg über zu viele Beteiligte gegangen, wodurch schnelle Entscheidungen ebenso unmöglich seien wie geradlinige. "Zumindest ein Mann sollte bei jedem Rennen sein", sprach sich Stewart für mehr Einheitlichkeit bei der Abstellung der FIA-Delegierten und des Fahrerstewards aus.