Dieser Tage kommen aus Spanien beunruhigende Meldungen. Nein, es geht ausnahmsweise nicht um die Wirtschaftslage des Staates auf der iberischen Halbinsel, sondern um die finanziellen Probleme von HRT, dem kleinen Nachzügler-Team der Formel 1. Es wird von wütenden Mitarbeitern berichtet, die zur Vertragsauflösung bewegt werden sollen, zudem sei es nicht einmal sicher gewesen, ob der Rennstall das Saisonfinale in Brasilien bestreiten kann. Es läuft offenbar alles darauf hinaus, dass die Formel 1 wieder einmal ein Team verliert und im kommenden Jahr nur mehr 22 Autos am Start sein werden.

Ein Kampf von Anfang an

Die Geschichte von HRT ist ebenso kurz wie turbulent. 2009 erhielt die Mannschaft damals noch unter dem Namen Campos Meta 1 als eines von vier Teams die Lizenz, ab der nächsten Saison in der Königsklasse zu starten. Bald traten jedoch massive finanzielle Schwierigkeiten auf und es kam in nahezu letzter Minute zur Übernahme durch einen spanischen Unternehmer, weshalb die Umbenennung in Hispania Racing Team erfolgte. Allerdings kehrte keineswegs Kontinuität in der Besitzerstruktur ein und so steht HRT nach drei Jahren wohl tatsächlich vor dem Aus, da sich mit Thesan Capital auch der aktuelle Eigner vom Team trennen möchte, sich jedoch kein neuer Käufer findet.

HRT vor dem ersten Saisonrennen in Melbourne, Foto: Sutton
HRT vor dem ersten Saisonrennen in Melbourne, Foto: Sutton

Man muss HRT zugutehalten, dass immerhin der Sprung in die Formel 1 geschafft wurde. Vier Teams erhielten 2009 den Zuschlag: Campos/HRT, Lotus (heute Caterham), Virgin (heute Marussia) sowie USF1, wobei Letztere nur durch große Reden auffielen und sich noch vor dem Start der Saison wieder verabschiedeten. Allerdings gab die spanische Mannschaft stets ein klägliches Bild ab, schaffte es nie zu Testfahrten und baute ihre Boliden in der Regel in der Box von Melbourne erstmals zusammen, sodass die Piloten ihr Rollout mit dem neuen Material unter Wettkampfbedingungen absolvieren mussten.

Führt man sich diese Fakten vor Augen, wäre es vermutlich kein großer Verlust für die Formel 1, sollte HRT das Zeitliche segnen. Allerdings würde damit auch wieder etwas mehr Monotonie einkehren, während die Formel 1 lange Jahre dafür bekannt war, ein Sammelsurium von vielen bunten, aus privaten Bastlerstuben stammenden Wagen zu sein, ehe in den Neunzigerjahren das Feld immer weiter schrumpfte.

Sicherheit geht vor

Onyx war eines der vielen Teams, die sich nur kurz in der F1 halten konnten, Foto: Sutton
Onyx war eines der vielen Teams, die sich nur kurz in der F1 halten konnten, Foto: Sutton

Ich persönlich denke gerne an die Zeit zurück, in der sich die Piloten bereits in der Vorqualifikation darum prügeln mussten, damit ihr Rennwochenende nicht verfrüht beendet war. Damals tauchten Teams ebenso schnell auf, wie sie wieder verschwanden, und das Feld war farbenfroher und vielfältiger, als es heute der Fall ist. Aber es wäre falsch, diese Ära zu verklären, denn so viele Wagen sich damals am Start befanden, so unsicher waren sie auch und viele Piloten setzten in den unterfinanzierten Boliden ihr Leben aufs Spiel. Und führt man sich vor Augen, dass HRT in den letzten Rennen mit zahlreichen technischen Gebrechen zu kämpfen hatte, muss deutlich festgehalten werden: Wer nicht in der Lage ist, ein Mindestmaß an Sicherheit zu gewährleisten, hat in der Formel 1 nichts verloren.

Vielleicht ereignet sich ja doch noch ein Weihnachtswunder und HRT findet neue Geldgeber, die den Rennstall am Leben erhalten. Allerdings dürfte der Entwicklungsrückstand auf die Konkurrenz bereits wieder so enorm sein, dass man die rote Laterne einmal mehr gepachtet hätte und erneut nicht testen könnte.