Vorschriften, Verbote, Eingrenzung, das soll Lewis Hamilton in seiner Zeit bei Mercedes größtenteils erspart bleiben. Der Brite gibt sich teilweise gerne extrovertiert, was bei McLaren nicht immer auf viel Gegenliebe gestoßen ist. Manchmal schlägt er aber auch einfach über die Stränge, wie etwa in Spa, als er geheime Telemetriedaten per Twitter verbreitete oder wie in Texas, als er einen recht deftigen Ausdruck in seine Helmlackierung einfließen ließ. Obwohl Mercedes und Daimler viel Wert darauf legen, dass ein gewisser Stil gewahrt wird, meinte Teamchef Ross Brawn am Freitag, dass er Hamilton keine zu starken Fesseln anlegen will.

"Wir werden uns das Rennen für Rennen, Tag für Tag und Woche für Woche ansehen. Ich glaube, es ist unmöglich, so etwas vorherzusagen. Ich kenne Lewis. Ich hatte natürlich schon viele Gespräche mit ihm. Er ist ein intelligenter Kerl, er versteht die Formel 1, er versteht, wie sehr die Formel 1 im Rampenlicht steht. Er kennt auch die Position von Daimler und weiß das alles. Ich glaube, er wird in Zukunft Probleme vermeiden. Aber die Formel 1 braucht Charaktere, ich denke, die Formel 1 braucht Individuen, also werden wir das nicht zu sehr unterdrücken. Ich erwarte keine großen Probleme", sagte Brawn.

Lange Leine kann helfen

Darf man TV-Experte Christian Danner glauben, dann wäre das genau der richtige Weg, um Hamilton nicht nur glücklich, sondern auch so richtig schnell zu machen. Gegenüber Motorsport-Magazin.com sagte er: "Lewis wurde bei McLaren ja komplett kontrolliert - vom Marketing, der Presse, von Sam Michael bei den Ingenieuren und von Ron Dennis allgemein, der ihm die Leviten gelesen hat. Das gibt es bei Mercedes nicht. Sie lassen ihn an der langen Leine. Wenn du einen Fahrer lässt, wie er ist, bekommst du normalerweise das Beste aus ihm heraus. Wenn du ihn einzwängst, reicht es ihm irgendwann. Die Frage ist, wie konzentriert er ist oder wie sehr er zum Beispiel von seiner Freundin abgelenkt wird."

Ob es aber wirklich so eine gute Idee ist, Hamilton an der langen Leine zu lassen, daran hatte Johnny Herbert seine Zweifel. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com meinte er, dass der baldige Mercedes-Pilot manchmal den Eindruck mache, als sei er nicht reif genug. Herbert glaubte, Hamilton habe sich noch nicht so entwickelt, wie man das von einem McLaren-Fahrer erwarten würde. "Er muss erwachsen werden. Die Twitter-Sache in Spa: So etwas macht man im Kartsport, aber nicht, wenn man schon Formel-1-Weltmeister gewesen ist", betonte Herbert.