Nachdem die bisherigen Versuche der Formel 1, in den USA Fuß zu fassen, immer von relativ geringem Erfolg gekrönt waren, glaubt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, dass das neue US-Abenteuer der Königsklasse in Austin, Texas Erfolg haben kann. Als Grund dafür sieht er die unvorhersehbaren Rennen, die dank DRS und schwierigen Reifen jenen Entertainment-Faktor liefern, den die Nordamerikaner so lieben. Nach Whitmarshs Meinung hat sich die Formel 1 seit ihrem bislang letzten US-Rennen 2007 in Indianapolis stark verändert und liefert dank einiger Entscheidungen, die Puristen nicht unbedingt gefallen haben, viel mehr Unterhaltung.

"Der nordamerikanische Sport konzentriert sich stark auf Entertainment und die Formel 1 hat über die Jahre vielleicht nicht genug Wert darauf gelegt. Wenn man sich jetzt die letzten paar Weltmeisterschaften ansieht, da fehlte diese Vorhersehbarkeit. Dinge wie DRS, die Puristen früher nie akzeptiert hätten, waren eine richtige und passende Konzession, die für die Show gemacht wurden. Die Formel 1 ist viel unvorhersehbarer und als Konsequenz viel unterhaltsamer als vor ein paar Jahren. Wir gehen aber nicht ganz so weit, dass wir eine Art World Wrestling Federation [mittlerweile World Wrestling Entertainment] geworden sind", meinte Whitmarsh.

Gründe für das Scheitern

Nach seiner Ansicht waren die Gründe, warum es früher in den USA nicht so gut lief, eigentlich offensichtlich und lösbar. Da die Vereinigten Staaten ein enormer Automobilmarkt sind und die Einwohner Autos lieben, müsste die Formel 1 das Land eigentlich erobern können - vor allem weil das Produkt einen Kontrast zu NASCAR liefert. "Wir sind aber aus mehreren Gründen daran gescheitert - wir waren nur sporadisch dort, wir haben nicht genug auf das Entertainment geschaut, was nötig wäre, wir waren prinzipiell am falschen Ort und wir machten keine Promotion, also liegt eine große Herausforderung aber auch eine große Möglichkeit vor uns."

Das Produkt Formel 1 kann nach Whitmarshs Meinung in seiner aktuellen Form jedenfalls in den USA funktionieren. Allerdings müsse immer noch hart dafür gearbeitet werden. Dazu brachte er auch seine mittlerweile beinahe zum Stehsatz gewordene Aussage, dass die Formel 1 Nordamerika mehr braucht als umgekehrt. "Deswegen müssen wir bereit sein, daran zu arbeiten, den Sport anzupassen, wenn es notwendig ist und sicherzustellen, dass wir alles Nötige tun, um dem amerikanischen Markt zu gefallen", betonte Whitmarsh.

Man muss nur schauen

Wie wichtig es ist, in Amerika richtig Fuß zu fassen, ist nach Meinung des McLaren-Teamchefs offensichtlich. Man müsse sich nur die Sponsorennamen im Fahrerlager ansehen. "Das sind die größten Investoren in unserem Sport und ich würde annehmen, dass 98 Prozent dieser Namen Amerika in die Top-3 ihrer wichtigsten Märkte setzen würden. Daher ist das enorm wichtig", sagte der Brite.