Es war die dramatischste Szene des Abu Dhabi GP: in Runde sieben sah man auf den Fernsehbildern nur noch Trümmer und ein Auto durch die Luft fliegen. Der Silberpfeil wurde unsanft von der Streckenbegrenzung aufgefangen, beide beteiligten Piloten, Nico Rosberg und Narain Karthikeyan, konnten aus ihren total zerstörten Boliden unverletzt aussteigen. Dabei war es nicht der Aufprall des Mercedes auf den HRT oder der letztendliche Einschlag in die Streckenbegrenzung, der einem die Nackenhaare aufstellen ließ. Erst in der Wiederholung wurde deutlich, wie knapp die Formel 1 erneut an einer Katastrophe vorbeischrammte.

Der Silberpfeil machte nach dem unsanften Zusammentreffen mit dem Heck des HRT seinem Namen alle Ehre und stieg in den arabischen Himmel auf. Dabei flog Rosberg quer über Karthikeyan und verfehlte seinen Helm nur knapp. Unfälle dieser Art häufen sich in der Formel 1. Erst beim Großen Preis von Belgien flog Romain Grosjean nach einer fürchterlichen Startkollision über Fernando Alonso, wie durch ein Wunder wurde auch hier niemand verletzt. Die Gefahr bei Auffahrunfällen von Open-Wheelern ist groß, die Boliden werden von den Reifen geradezu in die Luft katapultiert. Dies zu verhindern, dürfte schwer sein, doch der Kopf der Piloten könnte durch eine Maßnahme erheblich besser geschützt werden.

Zwar wurden in der Vergangenheit die Cockpitwände höher, eine absolute Sicherheit gegen herumfliegende Teile oder gar Autos ist dies aber keineswegs. Zugegeben, absolute Sicherheit wird es im Motorsport nie geben können, doch Optimierung muss das Ziel sein. Der Auslöser dieser Diskussion war eine Kollision zwischen Alexander Wurz und David Coulthard im Jahr 2007. Im Albert Park schrammte der Schotte mit seinem Red Bull nur um Haaresbreite am Haupt des Österreichers vorbei. Wurz, der neben seinem Engagement in der FIA WEC und seinem Posten bei Williams auch bei der FIA tätig ist, sprach sich im Österreichischen TV für eine Cockpitkanzel aus, die in solchen Situationen Leben retten könnte.

Immer wenn die Cockpithaube für Formel-1-Autos diskutiert wird, wehren sich Puristen dagegen. Der Charakter der Königsklasse würde zerstört, die Geschichte mit Füßen getreten. Doch ich frage mich, muss es erst wieder einen Toten geben, bis zur Tat geschritten wird? Die Anhäufung derartiger Unfälle ist für mich erschreckend, pures Glück, das bisher nicht mehr passiert ist. Wie lange noch, will man in einem Sport, in dem normalerweise nichts dem Zufall überlassen wird, Russisches Roulette spielen? "Wenn man auf der Tradition beharren würde, würden wir noch mit Lederhauben und Frontmotor fahren", entgegnete Wurz übrigens dem Argument, puristische Fans würden sich an der Kanzel stören.