Als klar war, dass Sebastian Vettel in Abu Dhabi aus der Box starten würde und eine große Aufgabe vor ihm stand, es überhaupt in die Punkte zu schaffen, war die WM-Führung für Fernando Alonso zum Greifen nah. Am Ende arbeitete sich Vettel jedoch bis auf Rang drei nach vorne und konnte so die Führung behalten. Zudem verlor er nur drei Punkte auf Widersacher Alonso. Der versucht sich weiterhin in Kampfansagen, auch wenn es ihm schwer fiel, die Enttäuschung über einen verpassten, wichtigen Schlag im WM-Kampf zu verbergen.

"Es ist wahr, dass als Sebastian von hinten starten musste, es eine Chance gab, die Lücke zu ihm deutlich zu verkleinern", gestand der Spanier und griff zu seinen geliebten Samurai-Zitaten. "Ein Samurai arbeitet ohne zu zögern, ohne Erschöpfung oder die leiseste Entmutigung bis das Ziel erreicht ist", postete er bei Facebook.

Lewis Hamilton, der in Führung liegend ausschied, zollte Sebastian Vettel Respekt für seine Aufholjagd durch das Feld. "Ich habe den Rest des Rennens verfolgt und es war unglaublich zu sehen, wie sich Sebastian ab dem Start aus der Boxengasse vorgearbeitet hat", erklärte der McLaren-Pilot. "Er muss der glücklichste Mensch in der Formel 1 sein." Teamkollege Jenson Button meinte, Glück habe der Red-Bull-Pilot vor allem mit dem zweiten Safety-Car-Einsatz nach dem Crash zwischen Romain Grosjean, Sergio Perez und Mark Webber gehabt. "Er hat sich auf den harten Reifen sehr gut geschlagen, das Auto ist schnell, aber wenn es nicht die zwei Safety-Car-Einsätze gegeben hätte, wäre er nicht so weit vorne gelandet." Derselben Ansicht ist auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, der dennoch von einem großartigen Rennen des Konkurrenten spricht.

Spiel, Satz, Sieg

Bei seinem Arbeitgeber Red Bull will man den Faktor Glück verständlicherweise hintenanstellen. Stattdessen betonte Teamchef Christian Horner die fahrerische Leistung Vettels, dem bisweilen die Fähigkeit abgesprochen wurde, sich in Rad-an-Rad-Duellen durchsetzen zu können, nachdem der zweifache Weltmeister meist von der Pole Position gewann. "Ich denke, dass jegliche Zweifel, die jemand bezüglich seiner Fähigkeit zu kämpfen hatte, heute ein Ende gefunden haben", so Horner. Auch von Motorsportberater Dr. Helmut Marko gab es reichlich Lob. "Sensationell, unglaublich! Ich kann mich an nichts Derartiges in den vergangenen 20, 30 Jahren erinnern."

Die beherzte Aufholjagd im Wüstenstaat könnte für Sebastian Vettel beim nächsten Rennen in Austin Gold wert sein. Denn wenn er bei der Premiere auf dem Circuit of the Americas 15 Punkte mehr holt als Fernando Alonso, hat er den dritten Weltmeistertitel in Folge sicher, da er mehr Siege auf dem Konto hat als der Spanier in Ferrari-Diensten. Sollte Alonso beispielsweise ausscheiden und Vettel aufs Podium fahren, hätte er den Titel sicher. Daran will der 25-Jährige jedoch in seiner gewohnten Art noch nicht viele Gedanken verschwenden. "Wir wollen erstmal durchatmen und für ein paar Tage entspannen, ehe wir uns wieder fokussieren", erklärte er gegenüber der offiziellen Webseite der Formel 1. Dennoch ist er sich bewusst, dass es in Austin heißt: Matchball Sebastian Vettel. "Und ja, wenn die Chance da ist, warum soll ich dann nicht dafür sorgen, dass es heißt: Spiel, Satz, Sieg?"