Das Qualifying-Ergebnis zeigte es nicht, aber Mercedes machte in Indien Fortschritte im Vergleich zu den vergangenen Rennen. "Die Strecke liegt unserem Auto etwas besser", glaubt Nico Rosberg. Außerdem konnte das Team das Setup verbessern und so mehr aus dem Silberpfeil herausholen. "Wir haben hier einen Fortschritt gemacht, vor allem im Qualifying", ist Rosberg überzeugt. Nicht so sicher ist er mit Blick auf das Rennen. "Deshalb wird es uns im Rennen definitiv helfen, auf neuen Reifen zu starten. Aber wir sind auf dem richtigen Weg."

Teamchef Ross Brawn bestätigt, dass seine Truppe an diesem Wochenende einen etwas anderen Setupweg eingeschlagen hat. "Wir haben das Auto optimiert", verrät Brawn. "Es hat ein paar sensible Bereiche, die wir kannten, aber wir kommen den besten Lösungen langsam auf die Schliche. Dies ist eindeutig ein besseres Wochenende." Das soll sich auch im Rennen widerspiegeln. "Nico konnte an den letzten beiden Rennen leider ohne sein Zutun nicht richtig teilnehmen. Somit hatten wir keine Chance, zu zeigen, was wir können."

Strategiewahl gerechtfertigt

Damit Rosberg diesmal zeigen kann, was sein Silberpfeil kann, wählte das Team für ihn eine besondere Strategie: Statt im Q3 auf Zeitenjagd zu gehen, schaute Rosberg sich den Qualifying-Abschluss aus der Box an - um am Sonntag mit einem frischen Reifensatz starten zu können.

"Wir hatten auf neuen Reifen keine so gute Balance und waren ein paar Zehntel langsamer", verriet Brawn. "Nico ist seine schnellste Runde im Q2 auf gebrauchten Reifen gefahren. Um das zu wiederholen, hätten wir einen Run mit Reifen fahren müssen, die acht oder neun Runden alt waren." Das hätte jedoch ein Risiko für das Rennen bedeutet, da der Unterschied zwischen einem Start auf neuen und einem auf gebrauchten Reifen durchaus recht groß ist und einige Zehntel pro Runde ausmacht. "Das addiert sich schnell auf", mahnt Brawn.

"Es ist natürlich schwierig, von draußen zuzusehen, aber ich weiß ja, warum wir es machen", bestätigt Rosberg die Entscheidung seines Teams. "Es war knapp die bessere Strategie. Schade, ich wäre gerne gefahren, aber ich verstehe es und möchte es selbst so, wenn ich weiß, dass es für morgen besser ist." Der Unterschied sei groß genug, um diese Wahl zu rechtfertigen. In welcher Größenordnung sich die Rechtfertigung abspielt, wollte er jedoch nicht verraten.

Blick auf 2013

Einen Teil der Fortschritte in Indien macht Michael Schumacher am besseren Verständnis des Autos fest. "Es gibt aber auch Situationen, in denen ein Auto besser zu einer Strecke passt", betont er. "Die Reifen sind so hochsensibel, dass es entscheidend ist, ob man sie ins Arbeitsfenster bekommt oder nicht. Manche Autos sind da wesentlich sensibler als andere."

Wie es bei den letzten drei Rennen weitergeht, weiß Schumacher noch nicht zu sagen. "Es hängt von unseren Weiterentwicklungen ab und wie die Charakteristik der Strecke und des Autos zusammenpassen." Nico Rosberg hat seinen Blick schon klar auf 2013 gerichtet. "Wir sind mit den Gedanken schon sehr im nächsten Jahr", bestätigt er. "Klar konzentrieren wir uns noch voll auf die Rennen, wollen alles rausholen, aber wir haben nichts davon, Fünfter oder Achter zu werden, wir wollen gewinnen. Dieses Jahr wird das nicht mehr möglich sein. Deshalb gilt unsere Konzentration 2013. Wir versuchen, so viel wie möglich zu lernen, ein paar gute Resultate einzufahren und dann im Winter mit dem neuen Auto durchzustarten."