Glücklich konnte Stefano Domenicali mit dem Ausgang des Zeittrainings für seine Scuderia Ferrari wahrlich nicht sein. Während Red Bull einmal mehr Startreihe eins klarmachte und der übrigen Konkurrenz erneut klare Grenzen aufzeigte, fielen die Italiener in der so entscheidenden Phase im Titelkampf am Samstag auch noch hinter McLaren zurück. Hinter Lewis Hamilton und Jenson Button konnte sich Titelaspirant Fernando Alonso nur als Fünfter qualifizieren, direkt vor Stallkollege Felipe Massa. Für Ferrari eine eindeutige Verfehlung des für den Samstag ausgegebenen Ziels. "Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir aus der zweiten Reihe losfahren können", räumte Domenicali nach dem Abschlusstraining ein.

"Das war unser Ziel und wir haben es verfehlt, wodurch unser Rennen nun noch komplizierter wird - aufgeben werden wird deshalb aber noch lange nicht", schickte der Italiener mit einem gequälten Lächeln vorsichtshalber gleich einmal eine Kampfansage hinterher. Danach ergoss er sich in den üblichen Floskeln: "Das morgige Rennen wird lang und anstrengend." Mut machen sollte seinem Team aber, dass man in Indien durchaus überholen könne. Parallel dazu wollte Domenicali mit der ein oder anderen strategische Raffinesse aufwarten, um etwas in der Hinterhand zu haben, womit man den scheinbar so dominanten Red Bulls doch noch etwas entgegenzusetzen habe.

Viel Platz nach vorne - weil Red Bull und McLaren so weit weg sind?, Foto: Sutton
Viel Platz nach vorne - weil Red Bull und McLaren so weit weg sind?, Foto: Sutton

Ziel: An den Zielen festhalten können

"Wir haben gestern gesehen, dass unsere Pace im Rennen sehr vernünftig und gut ist", fand der Teamchef, gleichwohl einräumend, dass die Konkurrenz einem in diesem Punkt wohl in nichts nachstünde. "Die entscheidenden Faktoren werden wie immer gleich sein: Die Zuverlässigkeit, das Teamwork an der Box und am Kommandostand und der Start." Man wisse, dass man eine Herkulesaufgabe vor der Brust habe. "Aber wir wissen auch, dass wir unser Bestes geben werden, um ein gutes Resultat nach Hause zu bringen, mit dem wir weiter an unseren Zielen für diese Saison festhalten können."

Technikdirektor Pat Fry fügte den Durchhalteparolen des Teamchefs hinzu: "Auch wenn wir sehr nah rangekommen sind, haben wir unser Ziel - die zweite Reihe - heute leider nicht erreicht." Dem Beobachter stellt sich bei solchen Aussagen allerdings die Frage, wie bei Ferrari Reihe zwei das Ziel sein kann, wenn man in der Gesamtwertung doch ohnehin schon hinter Red Bull liegt und eigentlich Punkte aufholen müsste, anstatt weiter an Boden zu verlieren. Fry war sich dieser Tatsache bewusst - aber eben auch der, dass mehr im Moment scheinbar nicht drin ist. "Das Resultat spiegelt unser derzeitiges Potenzial wider", räumte der Technikchef ein.

"Natürlich hätten auch wir gerne das schnellste Auto im Feld - haben wir aber noch nicht", gab er ehrlich zu. Immerhin: Einige Updates habe man in die indische Provinz Greater Noida wieder mitgebracht. Dass sie die erwünschte Wirkung bislang nicht gezeigt hätten, wollte Fry verneinen. "Es war nun nichts revolutionäres dabei - einen Schritt nach vorne haben wir allerdings schon generieren können." Gemessen am starken Gegner war dieser scheinbar aber zu klein - wusste auch Fry und räumte ein: "Sonst wären wir wohl noch weiter hinten gewesen, denn auch die Anderen entwickeln weiter." Dass der Druck nun größer denn je ist, steht fest. "Wir müssen jetzt alles perfekt hinbekommen, wenn wir bis zum Ende um den Titel kämpfen wollen", machte sich der Ferrari-Mann keine Illusionen.