Werden Piloten auf Suzuka angesprochen, geraten sie unweigerlich ins Schwärmen. "Ich mag diese Strecke mit ihren tollen Passagen, die dich als Fahrer wie nur wenige fordern", erklärte Michael Schumacher vor jenem Rennen, das er bereits sechs Mal für sich entscheiden konnte und damit der Rekordsieger des Großen Preises von Japan ist.

Atemberaubende Passagen

Im Gegensatz zu den in den letzten Jahren aus dem Boden sprießenden Rennen in Asien ist die Veranstaltung in Japan bereits seit langer Zeit ein Fixpunkt im Formel-1-Kalender. 1976 und 1977 fanden die ersten Rennen im Land der aufgehenden Sonne statt, damals jedoch noch in Fuji, wo die Königsklasse auch 2007 und 2008 gastierte. Seit 1988 ist Suzuka im Kalender fest verankert, wobei die Rennen stets im Oktober oder November stattfinden, weshalb hier oftmals die Titelentscheidung fällt.

Ayrton Senna und Alain Prost kollidierten 1989 in der Schikane, Foto: Sutton
Ayrton Senna und Alain Prost kollidierten 1989 in der Schikane, Foto: Sutton

Der Suzuka International Racing Course befindet sich auf der Insel Honshu unfern der Millionenstadt Nagoya. Die Strecke misst 5,807 Kilometer und verfügt über 13 zumeist schnelle Kurven und unterscheidet sich damit deutlich von Singapur, wo das letzte Rennen stattfand. Besonders zwei Passagen des Kurses, der die Form einer Acht besitzt, lassen das Herz jedes Motorsportfans höher schlagen.

Im ersten Sektor stellen die S-Kurven, durch die es nur eine wirklich schnelle Linie gibt und an Maggotts und Becketts in Silverstone erinnern, eine spezielle Herausforderung dar. Des Weiteren ist die 130R die schnellste Kurve der gesamten Saison, sie wird im siebten Gang mit 310 km/h durchfahren. "Der Kurs lässt einem die Nackenhaare aufstellen. Er ist kompromisslos wie ein Straßenkurs. Man darf sich keinen Fehler erlauben, denn der Kurs bestraft dich sofort", erklärte Vorjahressieger Jenson Button. Die besten Überholmöglichkeiten bieten sich in der Schikane am Ende der Runde, wo einst Ayron Senna und Alain Prost aneinandergerieten sowie in der DRS-Zone auf der Start- und Zielgeraden.

Extreme Belastung für die Reifen

Die Aerodynamik sowie die Reifen stellen in Suzuka die Schlüsselfaktoren dar. Die schnellen Kurven fordern viel Down-Force, zudem muss die Balance stimmen, um den Boliden auf dem zeitsparendsten Weg durch die vielen gewundenen Passagen zu lenken. "Man braucht hier ein aerodynamisch starkes Auto und zudem muss der Wagen solide sein, um durch die schnellen, weit ausschweifenden Kurven zu kommen", führte Kimi Räikkönen aus.

Pirelli bringt in diesem Jahr den weichen sowie den harten Reifensatz an die Strecke. Aufgrund der hohen G-Kräfte werden die Pneus, auf denen bis zu je 800 Kilogramm lasten, auf das Äußerste gefordert, sodass Suzuka neben Barcelona jene Strecke ist, auf der am meisten Energie durch die Reifen geleitet wird. Die Herausforderung besteht darin, die Reifen auf dem neu verlegten Asphalt so lange wie möglich am Leben zu halten, um sich einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen, wie es Jenson Button im Vorjahr gelang. Der Brite konnte die Boxenstopps länger als seine Kontrahenten hinauszögern und legte damit den Grundstein zum Sieg.

Safety-Car-Einsatz wahrscheinlich

Regen und das Safety Car - ein gewohntes Bild in Japan, Foto: Bridgestone
Regen und das Safety Car - ein gewohntes Bild in Japan, Foto: Bridgestone

Suzukas Nähe zur Küste hat zur Folge, dass sich die Wetterverhältnisse schlagartig ändern und heftige Niederschläge über der Strecke niedergehen können, was einst bereits zur Verschiebung des Qualifyings auf den Sonntag führte. In diesem Jahr sollten die Verhältnisse jedoch trocken bleiben, da ein stabiles Hochdruckgebiet über Japan liegt und der jüngst wütende Taifun Jelawat mittlerweile abgezogen ist.

In den letzten drei Jahren kam stets das Safety Car zum Einsatz, was dem Umstand geschuldet ist, dass viele der Unfälle bei hohen Geschwindigkeiten stattfinden. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Bernd Mayländer wie in Singapur auf die Strecke geschickt wird und dem Grand Prix womöglich eine neue Wendung verleiht.