Jedes Rennwochenende ist für Martin Whitmarsh im Moment ein Eiertanz. Immer wieder muss er sich zig Mal Fragen zu Lewis Hamilton und dessen Zukunft anhören, nachdem der Brite von Mercedes ein lukratives Angebot vorliegen hat. Dort soll er angeblich Michael Schumacher ablösen und als Anreiz bekäme er nicht nur mehr Gehalt, sondern hätte auch mehr Freiheit bei der Sponsorensuche als bei McLaren, was vor allem seinem Management gefallen würde. Mittlerweile soll McLaren allerdings ein nachgebessertes Angebot vorgelegt haben, um Hamilton doch noch zu halten.

Wie der aktuelle Status wirklich aussieht, ist Whitmarsh nicht zu entlocken, ablenken will er sich von der Sache jedenfalls nicht lassen. "Ich nehme an, die Ablenkung, von der ihr sprecht, ist Lewis, aber ich glaube, jeder, der Lewis kennt, ihn voriges Wochenende [in Italien] und dieses Wochenende gesehen hat, würde sagen, er ist sehr auf den Job konzentriert", meinte Whitmarsh. "Ich weiß, es gibt da draußen einige Geschichten und ich nehme an, das ist eben die Formel 1. Ich denke, wir machen gerne in Ruhe mit unserer Arbeit weiter."

Der richtige Ehrgeiz

Ruhe hatte er allerdings keine, wieder und wieder wurde er nach Hamilton gefragt, als er sich am Freitag den Medien stellte. Dass sein Fahrer bereits bei Mercedes unterschrieben haben soll, bezeichnete er dabei noch einmal als Fantasie, wobei er recht schelmisch auf die Frage reagierte, ob er wenigstens bestätigen könne, dass Mercedes Hamilton ein Angebot gemacht hat: "Ich nehme an, Tony [Fernandes] hier neben mir hat ihm auch ein Angebot gemacht, er ist eben ein sehr guter Rennfahrer." Tony Fernandes sagte daraufhin: "Das habe ich nicht." Woraufhin Whitmarsh zurückgeben musste: "Er ist nicht ehrgeizig genug, seht ihr."

Mit Humor war es aber auch nicht getan. Immerhin wurde der McLaren-Teamchef gefragt, ob er bereits über einen Ersatz für Hamilton nachgedacht hatte. "Nein, wie bereits gesagt, wir konzentrieren uns sehr darauf, hier einen guten Job zu machen." Dass sich die Geschichte rund um Hamilton bereits lange zieht, sah Whitmarsh nicht so. Es fühle sich vielleicht lange an, weil so viel spekuliert wird. "Wenn man sich aber hinsetzt und über einem neuen Vertrag brütet, dauert das nicht so lange. Ich denke, es geht um Prioritäten und andere Dinge, die wir gemacht haben."

Vielleicht erst nach Saisonende

Auf die immer wieder aufgewärmte Geldfrage angesprochen, hatte der Teamchef ebenfalls nur eine kurze Auskunft parat: "Ich bin mir sicher, er wird mehr Geld wollen und ich bin mir sicher, wir werden weniger bezahlen wollen - so funktioniert das im Business nun einmal." Zu einer wirklichen Antwort konnte er sich aber nicht hinreißen, sondern wies immer darauf hin, dass im Moment wichtigeres zu tun sei, als über die Vertragssituation von Hamilton zu sprechen, da die Weltmeisterschaft in diesem Jahr volle Aufmerksamkeit verdient. "Wir konzentrieren uns auf das Hier und Jetzt." Dementsprechend musste er sich die Frage gefallen lassen, ob es dann bis nach der Saison dauern könnte, um endlich Klarheit zu haben. "Wir können bis dahin warten, man weiß nie."