Marc, Singapur gehört zu deinen Lieblingsrennen, warum?
Marc Surer: Die gesamte Formel 1 hat das Rennen hier sofort ins Herz geschlossen. Es ist von den neuen Grand Prix derjenige, zu dem alle gerne herkommen und bei dem eine bislang unbekannte Atmosphäre herrscht. Das ganze Fahrerlager ist entspannt und ich möchte das Rennen nicht missen.

Also hoffst du auf eine Vertragsverlängerung - noch gibt es ja keinen Vertrag ab 2013 für Singapur...
Marc Surer: Es geht wie immer in der Formel 1 ums Geld. Aber auch Bernie Ecclestone weiß, dass wir dieses Rennen unbedingt halten müssen.

Konntest du aus dem Freien Training am Freitag erste Schlüsse ziehen?
Marc Surer: Diese Strecke kommt Red Bull mit ihren engen Kurven entgegen. Der Red Bull hat eine sehr gute Traktion und besitzt viel Abtrieb. Diese Strecke liegt ihnen - deswegen sind sie hier voll zurück. Der härteste Gegner scheint im Moment McLaren zu sein.

Fernando Alonso scheint erst dahinter zu liegen...
Marc Surer: Ich sehe Ferrari an dritter Stelle bei den Teams. Aber man darf Alonso nicht unterschätzen, wenn es darauf ankommt, legt er immer noch einmal zu.

Für die Spannung in der WM wäre deine Reihenfolge gut.
Marc Surer: Darauf hoffen wir alle. Die Verfolger sollen Alonso ein paar Punkte abnehmen, etwas aufschließen, denn das wäre gut für die letzten Rennen.

Was sagt dir dein Gefühl: wird die WM erst im letzten Rennen entschieden?
Marc Surer: Wenn Alonso keine technischen Defekte hat, wird er es wohl nach Hause bringen. Das traue ich ihm zu, er hat genügend Erfahrung mit dem Druck. Aber wir haben bei Vettel gesehen, wie schnell etwas kaputt gehen kann.

Hast du aus Renault-Kreisen etwas vernommen, ob sie den Lichtmaschinen-Problemen allmählich auf die Schliche kommen?
Marc Surer: Ich glaube, sie tappen im Dunkeln und wissen wirklich nicht, warum es an Webbers Motor hält und bei Vettel nicht. Am Fahrer kann es nicht liegen, denn mit dem Strom hat er nichts zu tun. Das ist ein Rätsel. Auch bei Lotus und Caterham gab es Defekte, aber es gibt keinen Grund, warum sie kaputt gehen. Sie sind einfach kaputt. Das ist das Schlimmste für Renault. Wenn man weiß, warum eine Lichtmaschine schmilzt, kann man etwas dagegen unternehmen, aber wenn man nicht weiß, warum, ist das bitter.

Dietrich Mateschitz hat in der ersten Verärgerung in Monza gefordert, dass Renault den Zulieferer wechseln soll. Was hältst du davon?
Marc Surer: So etwas kann nur jemand sagen, der technisch nicht viel Verständnis hat. Nichts gegen Dietrich Mateschitz, aber das geht nicht auf die Schnelle. Solche Teile müssen ausgetestet werden. Die Lichtmaschine muss viele Stunden auf dem Prüfstand laufen. Sie muss ja 1.000 km oder mehr halten. Das kann man nicht einfach so schnell wechseln. Das ist nicht wie bei einer Batterie, die man einfach austauscht.

Wäre es etwas, das man für 2013 andenken könnte?
Marc Surer: Man muss den Grund finden. Wenn man etwas tauscht, geht das vielleicht auch kaputt. Dan hat es nichts gebracht. Das Ziel muss sein, den Fehler zu finden.