In nur fünf Jahren hat sich der Singapur GP, das einzige Nachtrennen in der Formel 1, neben Monaco im Kalender als eines der zwei wichtigsten Rennen für den Sport, die Teams und die Sponsoren etabliert.

Aber das Rennen auf dem Marina Bay Circuit ist auch eines der längsten und härtesten des Jahres - sowohl für die Autos als auch die Fahrer. Das Rennen kann bis zu zwei Stunden dauern und mit den hohen Temperaturen, der Luftfeuchtigkeit und dem fortlaufenden Bremsen und Einlenken ist es ein wahrer Marathon.

Eine Zwei-Stopp-Strategie scheint dieses Jahr am wahrscheinlichsten, Foto: Sutton
Eine Zwei-Stopp-Strategie scheint dieses Jahr am wahrscheinlichsten, Foto: Sutton

In der letzten Saison war es in Bezug auf die Strategie ein Drei-Stopp-Rennen und dieses Jahr bringt Pirelli erneut die weichen und superweichen Reifen an die Strecke. Wir haben dieses Jahr jedoch den Trend beobachtet, dass pro Rennen ein Stopp weniger absolviert wird als noch 2011, deshalb werden zwei Stopps dieses Jahr wohl die häufigste Strategie sein.

Letztes Jahr gab es das Problem, dass Reifen durch in die Plastikkerbs gesetzte Bolzen aufgeschlitzt wurden. Dies wird für dieses Jahr behoben worden sein.

Da sich die Strecke auf Meeresniveau befindet, ist der Luftdruck höher, die Luft ist dichter und das bedeutet, dass der Spritverbrauch höher ist. Hinzukommt die Stop-and-Go-Charakteristik des Kurses. Demnach starten die Boliden schwerer als bei vielen anderen Rennen mit etwa 155 Kilogramm Sprit an Bord - 10 Kilogramm mehr als im Durchschnitt. Das beansprucht vor allem in der Anfangsphase des Rennens die Reifen zusätzlich.

Formkurve der Teams

Der Singapur GP ist der 14. Lauf der Weltmeisterschaft 2012. McLaren hat die letzten drei Rennen von der Pole Position aus gewonnen und hat insgesamt in dieser Saison fünf der 13 bisherigen Rennen für sich etnschieden. Ferrari war in Monza stark, aber das war auf einem Kurs mit viel Abtrieb, weshalb man dies nicht mit Sicherheit auf Singapur übertragen kann. Red Bull hatte zuletzt mit der Qualifyingpace zu kämpfen und muss dieses Problem schleunigst lösen, um die Chancen, den Fahrertitel zu gewinnen, aufrechtzuerhalten.

Lotus war in Monaco, Ungarn und Valencia stark, was normalerweise ein guter Indikator für Singapur ist und außerdem haben sie sich in Montreal auf den superweichen Reifen ebenso gut geschlagen wie Sauber, für die Perez aufs Podium fuhr.

Was die Form der Fahrer und Teams in Singapur angeht: Alonso hat das Rennen 2008 mit Renault und 2010 mit Ferrari gewonnen, Lewis Hamilton war 2009 für McLaren erfolgreich und Sebastian Vettel siegte im vergangenen Jahr.

Die Wettervorhersage

Laut Wettervorhersage erwarten die Teams hohe Temperaturen, etwa 31 Grad, und mit geringer Wahrscheinlichkeit Regen. In den vier vorangegangenen Events hat es allerdings kein einziges Mal geregnet, also müssen wir uns bald auf ein Regenrennen gefasst machen, wenn man die Natur des Wetters in Singapur betrachtet.

Die Reifen

Pirelli bringt in Singapur den weichen (gelbe Markierung) und den superweichen (rote Markierung) Reifen an die Strecke. Dieselbe Kombination gab es zuvor in Monaco und Montreal.

In Singapur besteht die größte Herausforderung darin, auf die Hinterreifen zu achten, die durch das Stop-and-Go in den 23 Kurven des Kurses lädiert werden. Pirelli befand die Strecke beim ersten Einsatz als recht aggressiv und es besteht das Risiko einer Überhitzung der Reifen, die zu dem thermischen Abbau der Reifen führt, den wir in vielen der Rennen zu Saisonbeginn gesehen haben.

Es ist außerdem für die Bremsen eines der härtesten Rennen der Saison, und zwar nicht wegen des Anbremsens aus hoher Geschwindigkeit, sondern wegen der häufigen Nutzung und weil es keine Geraden zum Kühlen der Bremsen gibt. Das beansprucht die Reifen zusätzlich, denn die rotglühenden, heißen Bremsen in den Rädern "kochen" die Reifen von innen, weshalb das Haushalten mit den Pneus schwierig ist.

Der superweiche Reifen wird in etwa 0,8 Sekunden pro Runde schneller sein als der weiche Reifen und ist zudem hitzebeständiger, da er ein breiteres Temperaturfenster zum Arbeiten aufweist. Im letzten Jahr neigten die Teams dazu, mehr Stints auf dem superweichen als auf dem weichen Pneu zu absolvieren, auch wenn Ferrari den weichen Reifen vorzog.

Die Boxenstopps

Letztes Jahr absolvierten die Top-4-Piloten drei Boxenstopps, wobei sie den ersten und den letzten Stint auf den superweichen Reifen fuhren und die beiden mittleren auf den weichen.

Paul di Resta allerdings kam auf Platz sechs ins Ziel, nachdem er von Platz zehn startete, da er auf einem im Qualifying gesparten, neuen Satz weicher Reifen startete und dann eine Zwei-Stopp-Strategie fuhr mit zwei mittleren Stints auf superweichen Reifen.

Paul di Resta schaffete 2011 mit einer Zwei-Stopp-Strategie den Sprung von Platz zehn auf sechs., Foto: Sutton
Paul di Resta schaffete 2011 mit einer Zwei-Stopp-Strategie den Sprung von Platz zehn auf sechs., Foto: Sutton

Er konnte auf den weichen Reifen eine gute Pace aufrechterhalten und so einige Autos, die dreimal stoppten, überholen. Sauber und Lotus werden in der Lage sein, dieses Jahr eine ähnliche Taktik zu versuchen. Perez fuhr in Kanada und Italien dieses Jahr eine ähnliche Strategie. Wenn sie sich gut qualifizieren, könnten sie im Rennen zu einer Bedrohung werden.

In Runde 17 und dann erneut in Runde 39 beim Stopp neue weiche Reifen aufzuziehen, erscheint zum derzeitigen Zeitpunkt eine wettbewerbsfähige Strategie zu sein.

Die Zeit, die in Singapur für einen Boxenstopp benötigt wird, ist sehr lang, was Autos hilft, die mit einem Stopp weniger auskommen. Ein Safety-Car-Einsatz ist wahrscheinlich und das kann das Spiel ändern, denn Autos, die Boden verloren haben, können aufschließen und wenn das Safety Car zum Zeitpunkt der Boxenstopps auf die Strecke kommt, kann sich die Reihenfolge deutlich ändern.

Fünf oder sechs Runden hinter dem Safety Car bringen Teams zudem in ein Fenster, in dem sie sich dazu entschließen können, einen Stopp weniger zu machen, indem sie die Reifen länger am Leben erhalten.

Wahrscheinlichkeit einer Safety-Car-Phase

Die Chance auf einen Safety-Car-Einsatz in Singapur ist sehr hoch. Es gab bislang bei jedem Singapur GP mindestens eine Safety-Car-Phase, die im Durchschnitt sechs Runden dauerte. Das wird die Teams, die darauf hoffen, einen Stopp weniger zu machen, weiter ermutigen.

Der Start

Starts sind ein kritischer Teil des Rennens und die Strategie kann durch einen schlechten Start stark beeinträchtigt werden, während gute Starts die Strategen dazu bringen können, ihre Pläne in der Hoffnung auf ein gutes Ergebnis zu ändern. Vieles kann sich ändern. In Ungarn beispielsweise beendeten nur drei Fahrer die erste Runde auf der Position, auf der sie gestartet waren.

Rasante Reifenwechsel

Natürlich bedarf eine gute Strategieplanung auch der guten Ausführung der Boxenstopps durch die Mechaniker und wir haben Formel-1-Teams gesehen, die Reifenwechsel in weniger als 2,5 Sekunden durchgeführt haben. Den Rekord hält McLaren seit dem Deutschland GP mit 2,31 Sekunden.