Die Lichtmaschine des RB8 ist ein Unsicherheitsfaktor. Das steht spätestens seit Sebastian Vettels Ausfall vergangenen Sonntag in Monza fest - nicht zum ersten Mal streikte das Bauteil, auch schon in Valencia musste der Deutsche seinen Boliden mit dem gleichen Defekt abstellen und auch im Training in Italien machte die Lichtmaschine Probleme. Seitens Renault wird diese nun natürlich besonders genau unter die Lupe genommen - nach den ersten Untersuchungen stieß der Motorenbauer dabei allerdings auf eine Schwierigkeit, die schwer zu beheben sein dürfte: Der Kurs muss passen. Was zunächst wie ein schlechter Scherz klingt, könnte sich auf Grund der mancherorts geforderten, niedrigen Drehzahlen, tatsächlich zum Problem für Red Bull ausweiten.

Zwar dauert die Analyse in den heiligen Motorenhallen Renaults im französischen Viry-Chatillon noch an - Hauptgeschäftsführer Rob White erklärte jedoch bereits, dass es bei niedrigen Drehzahlen zu einem Überhitzungsproblem kommen könnte, das dann wiederum die Ausfälle nach sich ziehen würde. Daraus ergibt sich dann auch der Zusammenhang zu den Strecken Valencia und Monza, die von ihrer Charakteristik her neben langen Highspeedgeraden eine Vielzahl von äußerst langsamen Kurven aufweisen. Laut Informationen der englischen Autosport soll es deshalb bereits beim Monaco GP im Mai zu Problemen mit der Lichtmaschine gekommen sein - auch in Monte Carlo gibt es viele langsame Ecken, damals habe man die Schwierigkeiten jedoch noch übertünchen können.

Probleme halten an

Keine Lust mehr auf Defekte: Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Keine Lust mehr auf Defekte: Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Für Red Bull stellt sich mit Blick nach vorne nun aber noch ein ganz anderes Problem: Als nächster Kurs im Kalender wartet Singapur - der Stadtkurs in der asiatischen Metropole ist, zumindest in Bezug auf die möglicherweise ausschlaggebenden Fakten, mit den anderen Problemstrecken vergleichbar. Auch beim Nachtrennen warten Highspeedpassagen, die dann durch viele und vor allem besonders langsame Schikanen und Kurven unterbrochen werden. "Unsere Untersuchungen nach Valencia haben ein mögliches Hitzeproblem bei niedrigen Drehzahlen ergeben", erklärte White. "Wir haben daraufhin eine überarbeitete Variante der Lichtmaschine entwickelt, die anschließend auch auf der Testbank geprüft und von Red Bull und Lotus in Spa eingesetzt wurde", verriet der Renault-Mann.

Da genau diese beiden Teams in Valencia die Probleme erlitten hätten, hätte man gerade sie damit ausgerüstet - anschließend seien keine weiteren Probleme gefunden worden. "Die grundlegende Veränderung bestand darin, die Drehmomentstütze und das Laufrad um zehn Millimeter zu verlängern, um die Kapazität an elektrischer Kraft zu verbessern, da der bestehende Verbrauch die Lieferkapazität der Lichtmaschine zunächst überforderte." Mit der neuen Version sei man nun imstande, um 30 Prozent effektiver zu arbeiten - davon würde man sich eine Lösung der Probleme bei niedrigen Drehzahlen erwarten. Obwohl man zwar davon ausgehe, dass genau diese Drehzahlen die Belastung auf das Teil erhöhen würden, sagte White aber, dass man das exakte Problem noch nicht genau lokalisieren habe können.

Der Monza-Ausfall sei daher überraschend gekommen: "In jedem Fall handelte es sich dabei schon um ein Teil aus der neuen Produktionsreihe. Nach den Vorfällen im dritten Freien Training und im Qualifying, haben wir die Lichtmaschinen am Red Bull von Vettel und am Lotus von Jerome d'Ambrosio ausgetauscht. Der Rennzwischenfall war folglich ein Defekt, der auftrat, obwohl die Einsatzzeit des Teils erst kurz war. Andere Bereiche haben eine viel höhere Laufleistung absolviert." Nun müsse man die Unterschiede schnellstmöglich feststellen. "Denn klar ist auch, dass diese Situation inakzeptabel ist und wir sie bis Singapur lösen müssen." Dafür habe man aber nur zwei Optionen: Entweder wieder mit der alten Variante anzutreten oder zu versuchen, noch eine ganz neue Modifikation entwickelt zu bekommen.