Während die Statistiker darüber streiten, ob Michael Schumacher in Belgien an diesem Wochenende wirklich seinen 300. Grand Prix bestreitet oder nicht, lässt sich der Rekordweltmeister davon nicht aus der Ruhe bringen. Er blickt in jedem Fall zurück auf seine 300 Rennwochenenden in der Formel 1, denn egal ob er in Magny Cours 1996 in der Einführungsrunde einen Motorschaden hatte oder ob er nach seinem Unfall in Silverstone 1999 nicht beim Restart dabei war ("Eigenartig, ich bin also kein Rennen gefahren, obwohl ich mir das Bein dabei gebrochen habe"), er war 300 Mal als Fahrer bei einem Rennwochenende.

Eines der wichtigsten war dabei wohl Suzuka 2000, als er seinen ersten Titel für Ferrari holte. Allerdings hält Schumacher den Grand Prix nicht nur für den schönsten und emotionalsten, sondern auch für den schwierigsten. Die Bild ließ Lewis Hamilton den nunmehrigen Mercedes-Piloten fragen, welcher Titel der schwerste und emotionalste war und welchen er am meisten schätzt. "Drei Fragen, dreimal dieselbe Antwort: Suzuka 2000. Da kamen alle drei Komponenten zusammen. Vielleicht würde ich bei emotional noch 1994 sagen, denn der erste WM-Sieg haut dich einfach nur weg", antwortete Schumacher.

Die Erlösung

Als ihn Jenson Button dann nach dem schwierigsten Rennwochenende fragte, kam ebenfalls die japanische Strecke als Antwort. "Komischerweise wieder Suzuka 2000. Da hatte ich auch so viel mit mir selbst zu kämpfen. Ich hatte einen brutalen Jetlag und schlief gefühlt jede Nacht nur zwei Stunden. Das war ein hartes Wochenende, aber die Erlösung danach war dafür wie eine Explosion. Und ja, danach fühlt man sich ein ganzes Stück stärker."

Im Jahr 2000 kam in Suzuka vieles zusammen, Foto: Sutton
Im Jahr 2000 kam in Suzuka vieles zusammen, Foto: Sutton

Aber es gab mehr in Schumachers Karriere als nur Suzuka. Den Anfang machte sein Debütrennen am 25. August 1991 in Spa, als er plötzlich neben Stars wie Ayrton Senna, Nelson Piquet und Alain Prost unterwegs war. Er ließ sich davon allerdings nicht zu sehr beeindrucken. "Viel wichtiger war, festzustellen, das sind auch nur Menschen wie du und ich. Jeder versucht sein Bestes und das war an dem Wochenende überraschenderweise besser als ich es selbst erwartet hatte", erklärte er in einem Interview bei RTL (Sonntag ab 12:45 Uhr).

Das Optimum bei Benetton

Obwohl Schumacher von Anfang an sehr schnell war, musste er aber zugeben, dass er viele Dinge erst lernen musste. Vor allem weiß er nun, dass er einige Erfahrungen machen musste, die zwar manchmal wehtaten, aber zum Lernprozess dazugehörten. Der Erfolg kam aber dennoch recht schnell und er weiß zu schätzen, was er am Benetton Team hatte, mit dem er zwei Mal Weltmeister wurde. "Diesen Aufbau zu erleben - ich als Greenhorn, wo ich keine Ahnung von überhaupt etwas hatte -, da mit involviert zu sein und damit groß zu werden, das war das Optimalste, was mir hat passieren können und woran ich noch sehr viel schöne Erinnerung habe."

Allerdings gibt es auch schlechte Erinnerungen daran, denn aus dieser Zeit stammt auch der nicht gerade schmeichelhafte Ausdruck "Schummel-Schumi", der ihn nach wie vor schmerzt - besonders deswegen, weil er betont, dass zu keiner Zeit betrogen wurde. "Das war einfach nicht so. Dass jemand das so hat darstellen wollen, das muss man schlichtweg als die Maschinerie und als das Haifischbecken der Formel 1 ansehen, wo keiner dem anderen etwas gönnt. Ich möchte schon ganz klar sagen, dass das nichts mit mir zu tun hat und dass ich darüber auch nicht glücklich bin", sagte er.

Rücktritt 2006 ohne Wehmut

Lange nachdenken musste Schumacher über seinen Rücktritt 2006. Zwar stand mit Kimi Räikkönen sein Nachfolger eigentlich schon parat, doch er meinte, dass er durchaus auch bleiben hätte können. "Montezemolo hat mir eigentlich ein schönes Angebot gemacht, wo ich auch lange drüber nachgedacht habe, ob ich das wirklich ablehnen soll und darf und kann. Aber der Verstand hat dann irgendwann gesagt - nee, ich möchte nicht mehr." Und weil er zu der Zeit wirklich nicht mehr wollte, gab es bei ihm auch keine Wehmut. "Wenn ich die Jungs habe fahren sehen, das hat mich nicht interessiert, eher gelangweilt sehr oft."

Und irgendwann wird wieder die Zeit kommen, wenn Schumacher den Helm an den Nagel hängt - zumindest den Formel-1-Helm. Ob und wann das sein wird, will er aber noch nicht preisgeben, während die F1-Welt weiter darüber rätselt, ob er einen neuen Vertrag mit Mercedes vereinbart oder nach dieser Saison erneut zurücktritt. Er selbst sagte zu seinen Zukunftsplänen: "Das ist im Leben schon oft so gewesen bei mir. Es gibt eine Phase der Entscheidungsfindung, und das ergibt sich. Wir, das Team und ich, werden uns zur richtigen Zeit damit auseinandersetzen und werden auch eine Entscheidung treffen, die für alle die richtige sein wird."