Michael Schumacher sehnte sich zuletzt an die Anfänge des Jahrhunderts zurück - allerdings nicht nach den sportlichen Erfolgen, die er zur Hoch-Zeit seiner Karriere am Fließband einfuhr. Es ging um die Pneus, deren Qualität nach Ansicht des Mercedes-Stars im Vergleich zu seiner ersten Karriere deutlich gelitten habe. Der Reifenkrieg zwischen dem französischen Lieferanten Michelin und dem japanischen Konkurrenten Bridgestone habe - ganz im Sinne von "Konkurrenz belebt das Geschäft" - für bessere Reifen gesorgt. Ein Zustand, der durch die jetzige Monopolstellung von Pirelli verhindert würde, meinte Schumacher.

Damit vertrat der Rekordweltmeister nicht zum ersten Mal in dieser Saison genau die entgegengesetzte Meinung von Pirellis Motorsportchef Paul Hembery, der sich eindeutig gegen eine Rückkehr zu den alten Regularien in der Königsklasse aussprach. Insbesondere die Attraktivität der Rennen würde unter der Entscheidung für einen zweiten Hersteller leiden. "Wenn die Verantwortlichen Prozessionsrennen wie zu Beginn des Jahrhunderts wollen, als viele Zuschauer der Formel 1 den Rücken gekehrt haben, wäre das eine Möglichkeit", meinte er. "Es ist nicht an uns, das zu entscheiden."

Im Moment habe er aber nicht den Eindruck, dass die Teams an einem neuerlichen Reifenkrieg interessiert seien. "Alle Teams mit denen ich gesprochen habe, sind dagegen. Für sie wäre das vergeudetes Geld, in einem Bereich, den sie nicht kontrollieren können." Hinzu kämen Sicherheitsbedenken. "Die Hersteller würden ans Limit der Bestimmungen gehen, um so mehr Performance aus den Reifen herauszuholen", erläuterte Hembery.

Für die Reifenlieferanten sei es zudem eine äußerst unbefriedigende Situation. Der ständige Wettkampf um die Vormachtstellung sei einerseits extrem kostspielig, würde sich auf der anderen Seite aber nicht in größerer Publicity bemerkbar machen - im Gegenteil. "Beim letzten Reifenkrieg hat niemand darauf geachtet, welche Reifen an den Autos sind", erklärte der Pirelli-Boss. "Das ganze Geld ist dafür draufgegangen, die Performance zu verbessern - eine Sache, die die Zuschauer nicht sehen konnten."

Wie Pirelli auf eine solche Situation reagieren würde, ließ Hembery offen. "Wir müssten erst einmal schauen, wie die neuen Regeln aussehen", sagte der Brite :"Aber wenn es für uns bedeuten würde, dass wir 100 Millionen mehr ausgeben müssten, um eine halbe Sekunde schneller zu sein, ohne dass wir beweisen können, dass unser Reifen der schnellere ist, ergäbe es keinen Sinn."